„Ich liebe meine Frau mehr als meine Kirche“ heißt die Reportage der Journalisten Dominik Stawski und Kuno Kruse, die am heutigen Donnerstag im stern erschienen ist. Auf dem Titelblatt der Illustrierten ist der ehemalige Pfarrer Anton Aschenbrenner abgebildet. Er habe schon als Kind Pfarrer werden wollen. In der Schule, in der er Religion unterrichtete, habe er sich in eine Lehrerin verliebt. Heute hat das Paar zwei Töchter, Aschenbrenner arbeitet als freier Seelsorger.
Thomas Kirsch, ein anderer Priester, leitete eine Gemeinde, bis er sich traute, seine Beziehung zu seiner Partnerin Anita Beckstein öffentlich zuzugeben. Heute betreiben die beiden das Wirtshaus „Zum ehemaligen Pfarrer“, wo sie Klosterbier, Pilgerfahrten und seelsorgerliche Gespräche anbieten. Einzelne Gemeindemitglieder kämen noch immer vorbei, um sich Kirsch anzuvertrauen – für sie sei er ihr Pfarrer geblieben, auch nach der Amtsenthebung.
Doch auch mit Priestern, die noch als Pfarrer arbeiten, haben die Journalisten gesprochen. Sie bleiben anonym. „Ich kann mein Verlangen nicht steuern. Ich habe gespürt, wie schwach ich bin“, sagt etwa ein Pfarrer Anfang 50, der bereits mit der dritten Frau in seinem Leben zusammen ist. Vor Gott fühle er sich nicht schlecht, er sei überzeugt, dass er ein guter Priester sei. Eines haben die zwölf befragten Männer gemeinsam: Sie wünschen sich eine Reform des Zölibats, das künftig nicht mehr Pflicht, sondern freiwillig sein soll. Laut einer repräsentativen Umfrage des stern befürworten das auch 93 Prozent der Deutschen. „Traut euch“ raten jene zwölf Priester einstimmig denjenigen Geistlichen, die sich überlegen, ihre noch heimliche Beziehung auch öffentlich zuzugeben. Nur so könne Veränderung entstehen.
Spaemann: Verheiratete Priester in Ostkirchen
Das Thema Zölibat hat auch die Zeit-Beilage Christ und Welt aufgegriffen. Sie Zeitung zitiert ein Interview mit dem Philosophen Robert Spaemann, der den Zölibat als „verhandelbar“ bezeichnet. „Der (Zölibat, d. Red.) hat zwar eine Wurzel, die bin in die apostolische Zeit zurückgeht, aber er ist nicht unverzichtbar. Die katholischen Ostkirchen haben ja verheiratete Priester, da kann man die Absolutheit nicht in Anspruch nehmen.“ (pro)