Bereits vor mehr als einem Jahr, noch in der Amtszeit des ehemaligen Thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus, war Reinhard Haupt von einer Privatperson für die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen worden. Die Landesregierung hatte den Vorschlag geprüft und an das Bundespräsidialamt weitergeleitet. Bundespräsident Horst Köhler stimmte der Auszeichnung zu. Die Verdienste von Reinhard Haupt reichten aus, um mit der höchsten Auszeichnung der Bundesrepublik geehrt zu werden. Am 21. Januar überreichte Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht – im Namen von Bundespräsident Köhler – das Verdienstkreuz am Bande an Professor Haupt und zwei weitere Preisträger.
Haupt nämlich habe, so heißt es in der Vorschlagsbegründung, von 1991 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im September 2007 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) als erster regulär gewählter Dekan "maßgeblich den erfolgreichen Aufbau seines eigenen Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Industriebetriebslehre und Produktion, mit gestaltet".
Weiter heißt es zur Begründung: "Mit großem Engagement, hervorragender Sachkompetenz und höchster persönlicher Integrität hat Professor Dr. Haupt als Prodekan und Dekan, Mitglied des Senats der FSU Jena und als Prorektor der FSU Jena gewirkt. Besonders hat er sich für eine Verbesserung der Studienbedingungen eingesetzt und einen Dialog zwischen Professorenschaft und Studierenden gefördert."
Haupt "war und ist ein außerordentlicher Hochschullehrer, der durch seinen großen persönlichen Einsatz und vorgelebte christlich-soziale Werte das Gemeinwohl fördert. Seine Leistungen sind herausragend und beispielhaft, er ist ein Vorbild an außerordentlichem Fleiß, Tatendrang und Talent. Sein Engagement wird von großem Gemeinsinn und überragender Tatkraft geprägt, welches weit über das übliche Maß hinausreicht."
Auch, dass sich der engagierte Christ "neben seiner Tätigkeit als Universitätsprofessor stets in vielfältiger Weise engagiert", wird in der Vorschlagsbegründung erwähnt. Als Beispiele werden Haupts Mitarbeit im Gesprächskreis für Menschen in Verantwortung in Jena, als Mitglied des Ältestenkreises der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Jena, als Leiter der Abteilung für Wirtschaft und Ethik in der Studiengemeinschaft "Wort und Wissen" oder als Organisator der "Jenaer Gespräche für Hochschule und Wirtschaft" genannt.
"Orden an Kreationisten"
Ausgerechnet seine Mitwirkung bei "Wort und Wissen" wird Reinhard Haupt jetzt von einem atheistisch-humanistischen Pressedienst (hpd) und zwei Tageszeitungen vorgeworfen. Der hpd betitelte einen Beitrag mit der Überschrift "Bundesverdienstkreuz für Kreationisten", die Zeitung "Freies Wort" (Suhl) schrieb: "Lieberknecht überreicht Orden an Kreationisten", und die sozialistische Zeitung "Neues Deutschland" titelte über einem Beitrag: "Thüringen: Bundesverdienstkreuz für christlichen Fundamentalisten".
In dem Kommentar des hpd heißt es etwa: "Man staunt nicht schlecht: Ein leitender Mitarbeiter der Studiengemeinschaft ‚Wort und Wissen‘ erhielt das Bundesverdienstkreuz am Band." In der Meldung zitiert der hpd aus den Vergaberichtlinien des Bundespräsidialamtes für das Bundesverdienstkreuz und kommt zu dem Schluss: "Man kann die Verbreitung der biblischen Schöpfungslehre, an der Reinhard Haupt sich beteiligt, aber beim besten Willen nicht als besondere geistige Leistung betrachten. Im Gegenteil: Es ist ein Zurückdrängen der Aufklärung, der kulturellen Errungenschaft wissenschaftlichen Denkens."
Die Zeitung "Freies Wort" widmete sich der Auszeichnung Haupts in drei Beiträgen, zuletzt am 19. Februar. In einem der Veröffentlichungen kritisiert der Kasseler Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera die Auszeichnung Haupts aufgrund dessen Mitwirkung bei "Wort und Wissen". Die Studiengemeinschaft betreibe einen "Fundamentalangriff auf die gesamte Naturwissenschaft". Kutschera ist nicht alleine Biologe, sondern engagiert sich auch im Beirat der religionskritischen "Giordano Bruno Stiftung zur Förderung des evolutionären Humanismus".
Staatskanzlei hat "nichts einzuwenden"
Nach Angaben der thüringischen Staatskanzlei gebe es "nichts einzuwenden" gegen die Mitarbeit Haupts bei "Wort und Wissen", dies sei legitim, heißt es in der Zeitung weiter. "Wir haben bei uns Glaubensfreiheit", wird ein Sprecher der Staatskanzlei zitiert.
Der Christliche Medienverbund KEP (Wetzlar) kritisierte die gegenwärtige Berichterstattung über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Haupt. Gegen den engagierten Christen wird nach Ansicht von KEP-Geschäftsführer Wolfgang Baake "eine gezielte Medienkampagne" des Humanistischen Pressedienstes und der beiden Zeitungen "Neues Deutschland" und "Freies Wort" geführt. "Hier wird durch eine gezielte Manipulation einiger Medien versucht, einen hoch angesehenen Wissenschaftler und von Kollegen wie auch Studenten sehr geschätzten Hochschulprofessor bewusst zu diskreditieren, nur weil er als engagierter Christ aktiv in seiner Gemeinde und ehrenamtlich in der Studiengemeinschaft ‚Wort und Wissen‘ mitarbeitet."
In der Kampagne gegen Haupt und auch gegen die Thüringer Ministerpräsidentin Lieberknecht haben sich laut Baake der Humanistische Pressedienst, die sozialistische Zeitung "Neues Deutschland" und die Tageszeitung "Freies Wort" zu einer "unheiligen Allianz" zusammengeschlossen. Er forderte die Berichterstatter auf, alle Facetten fair und ausgewogen darzustellen. Dies gebiete die journalistische Sorgfaltspflicht.