Zum 175. Geburtstag: Film soll an Charles Spurgeon erinnern

Am heutigen 19. Juni wäre der Missionar und Prediger Charles Spurgeon 175 Jahre alt geworden. Wie wenige hat der Brite das theologische Leben in Europa geprägt. Um an ihn zu erinnern, arbeitet eine britische Produktionsfirma derzeit an einer Dokumentation über den Theologen, dessen Predigten wöchentlich Zehntausende erreichten.
Von PRO

Wie muss es sich für einen 16-Jährigen anfühlen, vor einer Menschenmenge zu predigen? Man kann nur erahnen, wie nervös Charles Spurgeon gewesen sein muss, als er zum ersten Mal Gottes Wort verkündigte. Erst ein Jahr zuvor hatte der junge Brite sich in einer Baptistengemeinde taufen lassen. Das war 1850. Am heutigen 19. Juni wäre der bekannte Missionar 175 Jahre alt geworden. Doch obwohl der Geistliche schon mit 57 Jahren verstarb, ohne jemals ein theologisches Studium beendet zu haben, trägt die Geschichte der europäischen freikirchlichen Bewegung seine Handschrift. Die „Christian Television Association“ (CTA) produziert derzeit eine Dokumentation, die sein Lebenswerk beleuchten und zeigen soll, wer der Mensch hinter dem bekannten Namen Charles Spurgeon eigentlich war.

Herausforderung: Ein Kostümfilm für 120.000 Euro

Die Doku wird derzeit in und um die britische Stadt Bristol und an Originalschauplätzen in Hamburg, London oder auch nahe Cambridge gedreht. Für den historischen Kostümfilm mit dokumentarischen Abschnitten steht dem Team um Regisseur Crawford Telfer nur ein Budget von 120.000 Euro zur Verfügung. Und das, obwohl laut den Machern allein die viktorianischen Kostüme und die Ausstattung des Filmsets ausnehmend aufwendig sind. In einem Interview mit dem christlichen Fernsehsender des Evangeliumsrundfunks (ERF) erklärt Produzent Malcolm Turner, warum ihm die Verfilmung von Spurgeons Leben ein besonderes Anliegen ist: „Damals gab es große Kämpfe in der Gesellschaft. Es war in den Tagen, als Darwin die ‚Entstehung der Arten‘ veröffentlichte, und wir glauben, dass wir es heute mit ähnlichen Kämpfen zu tun haben. Also ist da ein echter Bedarf an Informationen aus dieser Zeit.“

Und tatsächlich vertrat Spurgeon Ansichten, die heute ganz allgemein den evangelikalen Christen zugeschrieben werden. „Wir sollten nicht nur, wir müssen mehr beten. Das Geheimnis all unseres Erfolgs im Predigtamt liegt im Beten”, schrieb er in „Ratschläge für Prediger“, einem seiner zahlreichen Bücher. Spurgeon war davon überzeugt, dass die Taufe dem Glauben folgen muss und nicht umgekehrt. Die Bibel war für ihn verbal inspiriert, das heißt, er vertraute auf die buchstabengetreue Wahrheit der Heiligen Schrift. Gegen Ende seines Lebens soll er bekannt haben: „Meine Theologie ist auf vier Worte zusammengeschrumpft: Jesus starb für mich.“

Vor 24.000 Menschen gepredigt

Obwohl Spurgeon sich sein theologisches Wissen selbst angeeignet hatte, zählen seine theologischen Publikationen und Predigten bis heute zu den bekanntesten in Europa. Nachdem er in jungen Jahren vor allem in der „New Park Street Baptist Church“ in London gepredigt hatte, wurde seine Heimatgemeinde bald zu klein für den Menschenandrang, den er mit seinen Gottesdiensten auslöste. Am 7. Oktober 1857 soll er gar vor knapp 24.000 Menschen im Londoner „Kristallpalast“ gesprochen haben. 1861 wurde deshalb das „Metropolitan Tabernacle“ gebaut, eine Kirche, in der 5.000 Menschen Sitzplätze fanden. Auch diese soll häufig so voll gewesen sein, dass Besucher stehen mussten oder gar keinen Platz mehr fanden. Spurgeons Predigten wurden wöchentlich abgeschrieben, publiziert und in verschiedene Sprachen übersetzt. Zeitschriften mit Artikeln von ihm, Traktate und Bücher wurden weltweit verbreitet.

Schon 1857 hatte Spurgeon zudem mit der Ausbildung von Pastoren an dem von ihm gegründeten „Pastor’s College“ begonnen. Im Laufe der Jahre baute er eine lebendige Gemeindearbeit mit einer Stadtmission und einer Sonntagsschule auf und gründete insgesamt 17 Armen- und Waisenhäuser sowie Schulen und Altenheime. Auch seine Söhne Charles und Thomas arbeiteten später als Pastoren. Als die Cholera in London wütete, soll Spurgeon viele Menschen mit seiner seelsorgerischen Arbeit begleitet haben. Auch auf die deutsche Baptistenbewegung könnte er Einfluss gehabt haben. Zumindest pflegte Spurgeon regelmäßige Kontakte zu ihrem Gründer Johann Gerhard Onken.

„Viele nehmen ihn noch heute als Vorbild“, sagt Malcolm Turner gegenüber dem ERF. Auch deshalb will er durch einen Film an das Lebenswerk Spurgeons erinnern. An der Produktion ist auch der Leiter von ERF-Fernsehen, Wolf-Dieter Kretschmer, beteiligt. Die Dokumentation, deren Titel noch nicht feststeht, soll im September in einer englischsprachigen Fassung fertiggestellt sein. Pünktlich zu Weihnachten soll er dann auch in Deutsch auf DVD erscheinen. (PRO)

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