Ein Wagen für den Kölner Rosenmontagsumzug zeigt einen Beichtstuhl mit dem ausgestreckten Arm eines Geistlichen. Mit seinem gekrümmtem Zeigefinger scheint er einen kleinen Messdiener heranzulocken. Auf dem Beichtstuhl prangt in roten Buchstaben die Aufschrift: „Jesus liebt dich.“
Mit dem Motiv werde die Instrumentalisierung des Glaubens im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch angeprangert, sagte die Sprecherin des Festkomitees für den Kölner Karneval Tanja Holthaus dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aus Sicht von Zugleiter Marc Michelske soll sich der Wagen mit sexuellen Missbrauch in der Kirche auseinandersetzen und die mangelnde Aufarbeitung seitens der Kirche kritisieren.
Das Erzbistum bezeichnete das Motiv des Wagens als „grenzüberschreitend“. Frank Hüppelshäuser, Amtsleiter des Erzbistums, kritisiert in einem Offenen Brief, dass der Motivwagen suggeriere, „dass Jesus selbst im Beichtstuhl sitzt und den Messdiener durch Handzeichen dort hineinziehen will“. Damit werde hier Jesus instrumentalisiert und ihm ein Mitverschulden an den Missbrauchstaten unterstellt. Das Bistum fordert deshalb, den Wagen nicht im Rosenmontagszug mitfahren zu lassen.
Kritik hat keine Auswirkungen
Unterstützung erhält die Katholische Kirche vom ehemaligen CDU-Bürgermeister Rolf Bietmann. Zahlreiche Menschen hätten ihm mitgeteilt, dass sie die Aufschrift in diesem Kontext als verletzend empfänden. Die zentrale Botschaft des Christentums dürfe nicht mit einer verbrecherischen Handlung in Verbindung gebracht werden. Der Politiker empfahl, stattdessen einen anderen Spruch zu wählen.
Auch der ehemalige Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) bezeichneten den Wagen in einem Schreiben an Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn als „geschmacklos“. Die Kritik wird aber keine Auswirkungen haben. Der Wagen werde laut Festkomitee trotzdem am Rosenmontagszug mitfahren.