Derzeit sieht es ganz so aus, als stehe die Katholische Kirche vor großen Reformen – zumindest auf den ersten Blick. PRO hat zwei Frauen gefragt, wie es wirklich hinter den Kirchenmauern aussieht. Die beiden müssen es wissen: Esther Göbel ist Delegierte beim Synodalen Weg, dem Reformprozess von Laien und Bischöfen in Deutschland. Lissy Eichert spricht regelmäßig das Wort zum Sonntag für die Katholische Kirche. Beide sind Pastoralreferentinnen, also Theologinnen mit Seelsorgeausbildung ohne Weihe. Und beide arbeiten in Berlin.
PRO: Ihre Kirche steht Kopf: Im März feierte Kardinal Marx erstmals einen Queer-Gottesdienst in München. Hätten Sie’s für möglich gehalten?
Esther Göbel: Der Gottesdienst war eine Folge der #OutinChurch-Bewegung. Bischof Marx hat den Synodalen Weg mit initiiert, er steht insgesamt für eher liberalere Positionen.
PRO: Wir müssen einige Begriffe klären: Bei #OutinChurch erklärten im Januar 125 Kirchenmitarbeiter ihr gemeinsames Coming-out. Der Synodale Weg ist ein Gesprächsformat katholischer Laien und Geistlicher mit dem Ziel, die Missbrauchsfälle aufzuarbeiten und Reformen innerhalb der Kirche anzustoßen, etwa die Priesterinnenweihe und die Abschaffung des Pflichtzölibats.
Esther Göbel: Es hat mich nicht überrascht, dass er auf diesen Zug aufgesprungen ist. Queer-Gottesdienste gab es übrigens auch schon zuvor, nur mit einer weniger prominenten Gottesdienstleitung. Und bereits 2021 gab es die Aktion „Liebe gewinnt“, bei der sich Katholiken für die Segnung Homosexueller eingesetzt haben und es zum Abschluss auch entsprechende Segnungsgottesdienste gab.
Lissy Eichert: Es gab einen Vorlauf für diesen Gottesdienst und das ganze Thema ist schon lange von einem Teil der katholischen Basis getragen. Warum definieren wir Kirche eigentlich immer über ihre Bischöfe? Das Volk Gottes trifft unter Umständen andere Entscheidungen als ihre Bischöfe. Die Basis tickt an vielen Stellen anders als die Kirchenoberen. Eine Streitkultur mit Wort und Widerwort ist gut katholisch, und auch, dass so auch Hierarchien ihre Grenzen finden. Und am Ende ist der Gläubige seinem Gewissen verpflichtet ist. Wir dürfen nein sagen zu dem, was aus Rom kommt. Schon der Apostel Paulus hat dem Petrus widersprochen! Was speziell Kardinal Marx angeht: Ihm ist die katholische Soziallehre wichtig. Ich erlebe ihn als Macher, der durch den Synodalen Prozess nun ins Nachdenken gekommen ist und die Dinge hinterfragt
PRO: Besonders in den Synodalen Weg setzen viele Reformer große Hoffnungen. Kardinal Marx oder auch der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing scheinen Reformen wie der Priesterinnenweihe nicht abgeneigt. Ist das echt? Oder schwimmen die Kirchenoberen hier nur mit dem Strom?
Esther Göbel: Durch die anhaltende Aufdeckung der Missbrauchsfälle steigt der Druck im Kessel dermaßen, dass sie schlicht und ergreifend handeln müssen. Kardinal Marx, Bischof Bätzing und all die Amtskollegen hängen aber zugleich fest in dieser Zwickmühle aus persönlicher Überzeugung auf der einen Seite und Gehorsamsversprechen an den Papst auf der anderen. Natürlich gibt es Bischöfe in unserer Kirche, die homosexuelle Partnerschaften als gleichwertig zu heterosexuellen sehen. Also deren Gewissen sie zu einem anderen Schluss kommen lässt, als es ihr Amt eigentlich vorsieht. Das betrifft auch die Frage der Priesterweihe für Frauen. Immer wieder lesen wir nun Interviews, in denen Bischöfe sagen, sie könnten sich vorstellen, dass Priesterinnen geweiht werden. Aber durch die Vorstellung allein gewinnen wir gar nichts, denn am Ende entscheidet Rom.
PRO: Und was bringen alle reformerischen Gesprächsforen und Bewegungen, wenn Rom „Nein“ zu den Veränderungen sagt?
Esther Göbel: Es bringt Austritte und Entfremdung. Es gibt nur einen Weg: Die Bischöfe müssen für ihre Überzeugung einstehen, wenn sie in einen weltweiten synodalen Prozess gehen.
PRO: … also auf die weltweite Bischofssynode im Oktober 2023, nachdem der Synodale Weg sein Abschlusspapier verabschiedet hat …
Esther Göbel: Ich bin gespannt, inwieweit die Bischöfe sich dann für die deutsche Ortskirche einsetzen und Veränderungen anstreben. Um es kurz zu machen: Ich traue vielem, was unsere Bischöfe derzeit öffentlich sagen, nicht zu, dass es eine Nagelprobe übersteht.
Lissy Eichert: Bei all diesen Themen besteht die Gefahr, dass wir als Kirche um uns selber kreisen, anstatt um die Gottesfrage und unsere Aufgabe in der Welt. Deshalb wünsche ich mir, dass es gelingt, Männer in Amt und Würden dazu zu bringen, sich aus der Hierarchie herauszubewegen: hin zu einer Kirche, die partnerschaftlich mit allen Gläubigen Jesus sucht und ihm nachfolgt und in den Menschen, gerade auch den Leidenden, findet. Hin zu einer Kirche, die sich an der Apostelgeschichte orientiert. Dort heißt es sehr originell: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen“ – und mit „wir“ war die ganze Gemeinde gemeint. In diese Richtung sollte es gehen, bei dem Reformprozess, der nun notwendig ist.
PRO: Wofür kämpfen Sie eigentlich?
Esther Göbel: Ich kämpfe beim Synodalen Weg nicht für binnenkirchliche Themen. Dieser Prozess ist wegen der Missbrauchsfälle initiiert worden. Es geht dort nicht in erster Linie darum, dass Frauen zu Priestern geweiht oder Homosexuelle gesegnet werden. Es geht darum, dass den Opfern von sexueller Gewalt Gerechtigkeit widerfährt. Dass die theologische Überhöhung von Priestern endet. Dass Hierarchien und Loyalitätsklüngel in der Kirche nicht länger Machtstrukturen ermöglichen, die Missbrauch decken.
In unserer Kirche sind weder Menschenrechte noch unsere eigene Soziallehre verwirklicht. Wenn es dabei hilft, dass wir Frauen zu Priestern weihen, den Pflichtzölibat für freiwillig erklären oder Homosexuelle segnen, dann soll es so sein. Das sind Mittel auf dem Weg, Missbrauchsstrukturen abzuschaffen. Wenn wir ehrlich sind: Am Ende des Synodalen Weges wird nicht die Frauenordination stehen. Denn dieses Thema ist ein weltweites, das können wir nicht alleine verändern. Jeder, der diese Hoffnung hat, wird enttäuscht werden.
Lissy Eichert: Das stimmt, aber wir werden am Ende dieses Prozesses Männer und Frauen haben, die viel mehr bereit dazu sind, im Sinne des Evangeliums zu handeln. Denn all diese Bewegungen – Synodaler Prozess, Liebe gewinnt, #OutinChurch – generieren Aufmerksamkeit und sorgen für ein Umdenken. Sie sorgen auch dafür, dass sich Laien – immer noch ein schwieriges Wort, weil es missverständlich klingt – viel mehr engagieren, weil sie verstehen, dass sie es können und dürfen. Übrigens hat das Leben all diese Geschichten schon lange vor #OutinChurch oder dem Synodalen Weg geschrieben. Was glauben Sie, was so manche katholische Geistliche in der Vergangenheit getan haben, wenn homosexuelle Menschen vor ihnen standen und um den Segen von oben baten? Sie haben gesegnet!
PRO: Glauben Sie daran, dass es irgendwann Priesterinnen geben wird?
Lissy Eichert: Auf der Ebene der Weltkirche sehe ich das nicht innerhalb meiner Lebenszeit. Wenn ich aber auf meinen Alltag schaue, dann wird sehr deutlich: Ich werde als Frau und aufgrund meiner Glaubwürdigkeit für priesterliche Dienste angefragt. Ganz unabhängig von einem Titel. Ich spreche Segensworte, halte Gottesdienste, Rituale, spreche Trost zu. Lassen Sie uns weggehen von der Sicht, ein Priester sei nur als zölibatär lebender Mann denkbar. Die Realität sieht vielfältiger und oft anders aus, mit Gottesfrauen und –männern, die priesterlich und prophetisch wirken. Ich glaube übrigens daran, dass überall dort, wo der Geist Gottes wirkt, und wir diesem Geist Raum geben, Umkehr möglich ist und Wunder geschehen. Weil ich das glaube, kann ich auch glauben, dass es eines Tages die Priesterinnenweihe und die Aufhebung des Pflichtzölibats geben wird. All die Dinge, für die der Synodale Weg sich jetzt einsetzt. Wichtig ist aber: Das System muss sich ändern und nicht einfach nur das Geschlecht der Priester. In der evangelischen Kirche gibt es Pfarrerinnen und Bischöfinnen. Und die Kirchen haben ähnliche Austrittszahlen und auch viele Missbrauchsfälle. Es braucht also viel mehr! Wir brauchen Hilfe von außen, von Menschen außerhalb der Kirche und natürlich vom lebendigen Geist Gottes. Wir können uns nicht selbst erlösen.
Esther Göbel: Ich erwarte, dass sich das Priesteramt verändert und neu strukturiert. Dazu gehört die Frage des Zölibats und des Geschlechts. Aber noch viel mehr. Denn im jetzigen Priestermodell wird es keine Frauen geben. Der Papst wird nicht morgen kommen und sagen: Wir weihen jetzt Frauen. Aber es geschieht etwas anderes: Das alte Modell stirbt langsam und stetig aus. Und damit auch das Modell Bischof und das Modell Papst. Nicht nur wegen des Mangels an Nachwuchs, sondern auch wegen des Verlusts der Heiligkeit. Zuerst stürzten die Priester, als die ersten Missbrauchsfälle ans Licht kamen. Dann die Bischöfe, denn der Missbrauch durchzieht das ganze System. Und nun bemerken wir bereits, wie es auf die Papstebene übergreift, wenn wir die Vorwürfe gegen Josef Ratzinger lesen. Das System stürzt. Es wird sich nicht halten. Zugleich ist es nun etwa pastoralen Mitarbeitern im Bistum Essen erlaubt, zu taufen, also eine sakramentale Handlung durchzuführen. In der Schweiz taufen Laien schon länger. Sie üben also eine Funktion aus, die eigentlich dem zölibatär lebenden Priester vorbehalten ist. Warum? Weil wir nicht mehr genügend zölibatär lebende Priester haben. Das System verändert sich.
PRO: Es kann Sie kaum zufrieden stellen, dass sich das System aus Not heraus verändert, die Hierarchien aber dieselben bleiben. Bischöfe und Päpste entscheiden.
Esther Göbel: Formal mag das erstmal so bleiben und es wird sicherlich auch keinen Tag X geben, an dem schlagartig alles anders ist. Diese Kirche entwickelt sich aber und zwar ohne offizielle Beschlüsse oder Verlautbarungen. Reform ist kein Ereignis, sondern ein Prozess. Es passiert schon längst. Die Reformation ist auch nicht in dem Moment passiert, als Martin Luther angeblich seine Thesen an die Kirchentür gehämmert hat, sondern vorher und nachher.
Lissy Eichert: Es geht auch gar nicht anders. Ein Gottesdienst muss die Lebenswirklichkeit der Menschen widerspiegeln. Die Kirche muss Antworten finden auf den Vertrauensmissbrauch und den dadurch bedingten Heimatverlust, den die Menschen erleben.
PRO: Der Kirchenrechtler Norbert Lüdecke stellte jüngst fest: „Ich halte das geschlossene System der römisch-katholischen Kirche für nicht reformierbar.“ Ist Ihre Hoffnung größer?
Lissy Eichert: Ich würde dem Heiligen Geist niemals so eine Schelle verpassen. Ich denke an heilige Frauen wie Katharina von Siena, Hildegard von Bingen, Teresa von Avila: Die haben nicht um ein Stimmrecht gefragt, sondern ihre Stimme erhoben und gehandelt! Systeme können stürzen. Sich verändern. Wenn sie hohl sind, können sie nicht bestehen.
PRO: Anfang 2023 soll Schluss sein mit dem Synodalen Weg, dann geht es auf die internationale Ebene. Wird es einen deutschen Sonderweg geben? Oder gar eine Abspaltung?
Esther Göbel: Viele haben den Eindruck, es gebe einen römisch-katholischen Weg und keinen anderen. De facto war aber die Stärke des Katholischen immer, verschiedene Positionen gelten zu lassen. Dieses Prinzip der Vielfalt beginnt gerade wieder, aufzuleben. Dementsprechend ist es also durchaus denkbar und möglich, dass wir als Kirche in Deutschland Dinge leben und umsetzen, die es anderswo nicht gibt. Ein Beispiel: Für viele Kirchen in Lateinamerika ist es wichtig, die indigenen Kulturen vor Ort ins Christentum zu inkulturieren, inklusive bestimmter Riten und Praktiken. In Afrika definieren sich viele Kulturen über die Gemeinschaft. Da gibt es, kulturell bedingt, in manchen Kreisen auch ganz natürlich verheiratete Priester. Und genau dieses Inkulturieren, das unsere Kirche über zwei Jahrtausende hinweg immer betrieben hat, beanspruche ich auch für uns hier in Deutschland. Ich erwarte eine demokratisierte Kirche, weil ich in einem hochdemokratisierten Land lebe. Das ist kein Sonderweg, denn es berührt kein Dogma.
PRO: Es genügt Ihnen, eine Besonderheit innerhalb der Weltkirche zu sein, ohne dass sich das System selbst ändert?
Esther Göbel: Wer sagt denn, dass wir eine Besonderheit sind? Innerhalb der Weltkirche ticken vielleicht zehn Prozent so wie Rom. Und ich weiß, dass sehr viele mit aufmerksamen Augen auf Deutschland blicken und auf das, was sich hier gerade bewegt. Wir inspirieren vor allen Dingen Frauen weltweit.
Lissy Eichert: Einheit in Vielfalt ist zutiefst katholisch. Die Idee hingegen, dass einer etwas sagt und alle anderen es tun, ist es nicht. Der deutsche Weg muss nicht nach Südafrika passen und andersherum. Wie sonst könnte eine Weltkirche überhaupt bestehen? Aber mal Hand aufs Herz: Eigentlich geht es ja weniger um die Kirche, es geht um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit!
PRO: Zum Abschluss: Warum sind Sie eigentlich gerne katholisch?
Esther Göbel: Was denn sonst? (lacht)
Lissy Eichert: Ich habe noch immer große Freude am Glauben in dieser Kirche. Ich treffe immer noch tolle Persönlichkeiten in dieser Kirche. Ich sehe immer noch unseren gottgegebenen Auftrag in dieser Welt, gerade in Kriegszeiten wie den jetzigen. Meine Kirche bewahrt für mich nach wie vor den Glauben und gibt ihn weiter. Auch im loyalen Dissens, wenn es sein muss.
Esther Göbel: Es ist toll, eine weltweite Kirche zu sein, die immer wieder gemeinsam darum ringt, was Glaube bedeutet. Einheit in Vielfalt eben.
PRO: Liebe Frau Eichert, liebe Frau Göbel, vielen Dank für das Gespräch!
13 Antworten
Sehr einseitige Sichtweise! Nicht in meinem Namen (Katholikin)
Es treten auch Gläubige Katholiken gerade wegen des „synodalen Weges“ aus. Wer legitimiert die Verbände? Lieber fragt man erst gar nicht, weshalb Leute austreten, so kann man sich auf der richtigen Seite sehen…
Krass an der ganzen Debatte ist, dass man Sie ohne Bibel führt. Der Mensch will für alles was er tut eine Legitimation haben. Das ist ein eklatanter Missbrauch an Gottes Ordnung. Christen schauen was in der Bibel steht und nicht was gerade hip ist. Homosexualität ist aus Gottes Sicht eine Sünde das wird im neuen und im alten Testament ausreichend anschaulich und vor allem sehr eindeutig bezeugt. Es gibt keine einzige Stelle in der Bibel an der man ein positives Bild an Homosexualität ableiten kann. Es gibt zahlreiche Stellen in der Bibel wo aufgeschrieben ist das es nicht gut ist so zu leben
In der Bibel steht gar nichts zur Homosexualität, weil diese – in dem Sinne wie wir sie heute aus humanwissenschaftlicher Sicht kennen – nicht im Horizont der biblischen Texte auftaucht.
Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung zu verurteilen und zu diskriminieren, ist moralisch verwerflich! Reaktionäre Christen stehen hier eindeutig auf der Seite des moralischen Unrechts, auch wenn sie sich noch so moralisch vorkommen bzw. aufspielen!
Es für biblisch zu halten, ein paar unverstandene Bibelverse zu einer hanebüchenen Ideologie zu verleimen, hat nicht mit biblischer Orientierung zu tun.
Ethische Orientierung auf der Basis der Bibel, verlangt deutlich mehr als ein wirklich primitives Verseschubsen. Es ist wirklich erstaunlich, welch moralisch unreife Positionen immer und immer wieder als biblisch verkauft werden!
Hut ab vor den kritischen Katholikinnen und Katholiken, die trotz aller Zumutungen immer noch an ihrer Kirche leidend und mitleidend festhalten!
Sie scheinen die Bibel mit einer queer-indoktrinierten Brille zu lesen. Gerade wenn sie darauf kommen, dass die Bibel nichts zu Homosexualität zu sagen habe, denn es gibt unzählige Stellen die ein solches Verhalten als Sünde bezeichnen. „Christen“ sind oft versucht diese Tatsache zu leugnen, indem sie Wörter umdeuten, den historischen und kulturellen Kontext so weit auf einen Sockel heben, bis der Text bspw. aus Römer 1 lediglich eine zeitlich begrenzte Aussage hat. Moralische Gebote aus dem mosaischen Gesetz werden unter den Teppich gekehrt mit der Begründung, dass man jetzt ja unter der Gnade lebt. Alles nur um der Tatsache nicht ins Auge sehen zu müssen.
… eine „queer-indoktrinierte Brille“ – das sagt nun wirklich überhaupt nichts über meine Bibellektüre und mein Bibelverständnis, aber vieles über Ihre verquere ideologische Blase…
Ich vermute sie gehen zuweilen in Ihrer bibeltreuen Gemeinde widerspenstige Knaben steinigen (Dtn 21) und sehen Ihnen dabei den Tatsachen des mosaischen Gesetzes voll in die Augen….
Wie eine Kirche geordnet sein soll, wer welche Dienste ausführen darf, das darf nicht der Zeitgeist entscheiden, sondern das hat Gott längst in der Bibel entschieden. Und da er Mann und Frau unterschiedlich geschaffen hat, haben beide auch unterschiedliche Aufgaben, in Familie, Kirche und Volk. Das gilt es zu beachten, auch wenn das dem marxistisch geprägten Zeitgeist nicht passt. Rom muss sich reformieren, gewiss, aber das muss viel grundlegender geschehen: Abschaffung des Papsttums, der Ideologie der Hierarchie, der Werkgerechtigkeit, der Tradition, kurz, Rom muss die von Gott geschenkte Reformation Martin Luthers endlich nachholen, ganz und gar. Diese Reform ist wirklich nötig. Wer etwas anderes will, und das scheint bei vielen der Fall, sollte sich entsprechende Religionsgemeinschaften suchen. Wer wirklich bibeltreue Kirche will, findet sie bei Rom nicht und auch nicht bei den Landeskirchen, der muss schon zu bibeltreuen lutherischen Freikirchen gehen
Wenn Sie die Bibel auch lesen und nicht nur für Ihre fundamentalistische Ideologie missbrauchen würden, könnten Sie ganz unschwer feststellen, dass in den neutestamentlichen Schriften ganz unterschiedliche Aussagen zu den Organisationsformen der frühen Gemeinden gemacht werden. Immer, wenn Gott angeblich alles ganz eindeutig festgelegt haben soll, kommt ein schlicht hanebüchener Unfug im Nachschlag, der über den biblischen Befund nichts, aber über die ideologische Disposition des Kommentators sehr viel sagt!
PS Martin Luther würde sicherlich nicht in eine „bibeltreue“ lutherische Freikirche gehen….
Da isser wieder wer die Bibel ernst nimmt ist ein böser Fundementalist. Wer die Bibel immer schön anpasst und sich so zurechtlegt und nur das sagt und lesen will was ihm gefällt der ist ein guter. Nein danke lieber Carvalho – das hat nichts nichts mit Gehorsam gegenüber Gott und Respekt vor Seinem Wort zu tun das ist so weit von Luther weg. Martin Luther würde vielleicht nicht in die Freikirche gehen aber er würde das tun was er getan hat die erste Reihe der Thesen ist ein Aufruf zur Buße und Umkehr und zwar zu Gott und seinem Wort. Luther war einer der eindeutigsten Prediger die gesagt haben allein die Schrift und nicht die private Meinung einer abgegenderten Gesellschaft.
Nein, Fundamentalisten nehmen die Bibel nicht ernst, sondern sie missbrauchen sie! Schon Ihre Ausdrucksweise – „abgegenderte Gesellschaft“ – belegt, dass Sie in weitgehend unverstandenen Stereotypen denken.
Luthers Schriftprinzip ist übrigens von einer fundementalistischen Bibliolatrie meilenweit entfernt. Sie reden hier – wie immer eigentlich – von Dingen, die Sie weder kennen noch verstehen!
PS Ihre Aussagen verdanken sich ja immer wieder demselben eklatanten Denkfehler: Sie verwechseln Ihre Interpretation bzw. diejenige Ihrer Interpretationsgemeinschft mit dem ursprünglichen Textsinn und der normativen Relevanz, die der Text heute beanspruchen kann. Und dabei unterstellen sie allen anderen, dass sie sich ihre Deutungen willkürlich zurecht „leimen“. Hingegen ist Ihre Position im Vollsinne willkürlich, denn sie verdankt sich dem Umstand, dass Sie Ihren eigenen historisch gewordenen Standpunkt nicht denken können. Und damit sind wir eigentlich am Ende jeder Diskussionsmöglichkeit, weil Ihr Standpunkt intellektuell – freundlich gesagt – nicht haltbar ist. Sie können das offensichtlich nicht verstehen, aber ich kann es Ihnen nicht ersparen!
MfG – Ihnen einen schönen Sonntag!
„Gnade ist immer trotzdem.“ Ich empfehle allen, die von sich überzeugt sind, die Bibel ernst zu nehmen, und gleichzeitig Menschen verurteilen, die mit ihrer Veranlagung um einen biblischen Glauben ringen, dieses Buch von Elisabeth Schulz. Ich liebe Jesus und sein Wort mit allen Fasern meines Lebens und merke gerade, dass das Wort „biblisch“ inzwischen für mich zu einem roten Tuch geworden ist. Ich habe Eltern erlebt, die sich von ihren Kindern abgewandt haben, weil die keinen „biblischen“ Weg gegangen sind. Ich habe „biblische“ Gemeinden erlebt, in denen Misstrauen und Geringschätzung anders Denkender und anders Glauben der seit Jahren zum genetischen Code gehören. Ich erlebe, dass „biblische“ Menschen Abtreibung bekämpfen, sich aber im gleichen Atemzug für die Todesstrafe einsetzen und in Herrn Putin den Befreier von „unbiblischen“ Ideologien sehen. Wieviele nicht abgetriebene und von ihren Müttern mit viel Liebe großgezogene junge Menschen werden wohl am Ende des Krieges in der Ukraine getötet worden sein. Um es mit einem Zitat von Jürgen Mette (aus dem Gedächtnis) zu sagen: „Bei manchen „biblischen“ Kommentaren mancher „bibeltreuer“ Christen musst du viel mehr kotzen, als du jemals wieder essen kannst.“
Wenn wir alle ein wenig mehr leben würden, was Jesus gesagt und gelebt hat, dann würde es in unseren „biblischen“ Familien und Gemeinden anders aussehen, als ich es immer wieder erlebt habe. Vielleicht hätten wir dann weniger „biblische“ Zucht und Ordnung, dafür aber etwas mehr menschliche Wärme.
Ich wünsche allen Lesern einen gesegneten Sonntag.
Ich kann Ihnen nur herzlich zustimmen….
Maßstab ist sicher nicht die „bibeltreue Gemeinde“ des 21. Jahrhunderts, in der manches schiefläuft, sondern die Gemeinde des Neuen Testaments. Weil manche Christen heute meinen, Putin, Trump oder die AfD unterstützen zu müssen heißt das noch lange nicht, dass automatisch der Weg der des totalen Liberalismus der richtige ist. Der Weg des NT ist weder das eine noch das andere und wirft sich weder rechten noch linken Ideologien an den Hals.