Der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik ist kein Religionskrieg zwischen Muslimen und Christen, sondern ein militärisch-politischer. Das machten führende Vertreter von Katholiken, Protestanten und Muslimen am Montag in Berlin deutlich.
Wegen des Bürgerkriegs in der Zentralafrikanischen Republik sind über 100.000 Menschen, vor allem Muslime, auf der Flucht. Religion werde in diesem Konflikt für Machtinteressen missbraucht, stellten drei führende Religionsvertreter aus dem Land klar
Muslime kämpfen gegen die christliche Mehrheit der Bevölkerung, jetzt rächen sich die Christen und bringen Muslime um – so stellten viele Medien den blutigen Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik dar. „Aber das stimmt nicht. Es ist ein militärisch-politischer Konflikt. Die Religionen werden nur von den jeweiligen Rebellengruppen instrumentalisiert.“ Das sagte der katholische Erzbischof der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui und Vorsitzende der Zentralafrikanischen Bischofskonferenz, Dieudonne Nzapalainga, am Montag in Berlin. Muslime und Christen hätten noch vor wenigen Jahren friedlich zusammengelebt und sich gegenseitig zu den religiösen Festen besucht.
Gemeinsam mit dem Präsidenten des Islamischen Rates der Zentralafrikanischen Republik, Imam Kobine Layama, und dem Präsidenten der Evangelischen Allianz des Landes, Nicolas Guérékoyame-Gbangou, ist das Katholiken-Oberhaupt vor die deutsche Presse getreten, um für Frieden zu werben und europäische Unterstützung dabei zu erbitten.
Wie der Allianz-Präsident sagte, gebe es außer in der Hauptstadt praktisch keinen funktionierenden Staat mehr – keine Polizei, keine Armee, keine Justiz, nur noch Stämme. Seit Monaten würden keine Gehälter gezahlt, es fehle an Polizeiautos und Mobiltelefonen für die Sicherheitskräfte. „Hier könnte Deutschland schon sehr viel helfen“, zitiert ihn das evangelische Nachrichtenportal. Alle drei Religionsführer warnten vor einem Völkermord an der muslimischen Minderheit, „wenn die internationale Gemeinschaft jetzt nicht massiv auch militärisch einschreitet“.
Soldaten sollen kämpfen dürfen
Zuerst müsse das Land militärisch mit Hilfe von außen befriedet werden. Dann beginne die eigentliche Friedensarbeit zwischen Muslimen und Christen. „Wir brauchen Frieden, dazu Menschen, die sich in Dörfern und Gemeinden dafür einsetzen, dass die Wahrheit über die nun stattfindenden Verbrechen ans Licht kommt, die Verbrecher bestraft werden und Versöhnung stattfinden kann“, sagte Imam Layama. Er begrüße es „ausdrücklich“, dass die EU 1.000 Soldaten in sein Land schicken will. Bislang sind 2.000 französische Soldaten und 6.000 der Afrikanischen Union dort stationiert. Doch diese könnten Layama zufolge gerade die Hauptstadt sichern. Die Religionsführer verlangten nach Angaben des Evangelischen Pressedienstes ein robustes Mandat für die EU-Mission, das den Truppen auch erlaube, mit Waffen zu kämpfen.
Die Unruhen in Zentralafrika dauern seit mehr als einem Jahr an, als die muslimische Rebellengruppe Séléka den damaligen Präsidenten Francois Bozizé stürzte. Gegen diese Gruppe kämpft die Anti-Balaka-Miliz, die als Anhänger Bozizés gilt und sich eher dem Christentum zuordnet. Über 100.000 Menschen, zum größten Teil Muslime, sind auf der Flucht, Tausende sind gestorben. „Besonders beunruhigt sind wir, dass die Auseinandersetzungen das friedliche Miteinander der Religionen in unserer Heimat gefährden. Viele Menschen haben Angst. Dadurch, dass wir drei Religionsführer mit einer Stimme sprechen, wollen wir zeigen, dass sich die Religionen nicht auseinanderdividieren und für machtpolitische Zwecke vereinnahmen lassen“, zitiert die Deutsche Bischofskonferenz den zentralafrikanischen Imam. (pro)
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