ZDF-Reportage zu den Spenden bei den Zeugen Jehovas

Über die Zeugen Jehovas und ihre Geldflüsse berichten zwei Journalisten in der ZDF-Reihe „Die Spur“. Sie haben mehrere Aussteiger der Organisation getroffen, die sagen: Gespendet wird, um sich einen Platz im Paradies zu sichern.
Von Jörn Schumacher
Die Spur

„Gott, Geld, Gehorsam. Die verschlossene Welt der Zeugen Jehovas“ lautet der Titel der Sendung, die das ZDF am Mittwochabend ausstrahlte. Sie ist ab sofort auch in der Mediathek des Senders zu sehen. Die Reporter Marco Irrgang und Maxie Römhild untersuchen die Bedeutung des Geldes bei den Zeugen Jehovas. Ihr Film läuft in der neuen ZDF-Reihe „Die Spur“, in der sich ZDF-Reporter wöchentlich gesellschaftspolitischen Themen und Missständen widmen.

Die beiden Journalisten sprachen mit Aussteigern der Zeugen Jehovas, darunter auch mit dem Cousin des Attentäters Philipp F., der am 9. März 2023 im Büro der Zeugen Jehovas in Hamburg sieben Menschen und dann sich selbst erschossen hatte. David F. war selbst lange bei den Zeugen Jehovas. Wenn jemand der Organisation den Rücken kehre und „ihr nicht mehr absoluten Gehorsam zollt“, werde er verstoßen und als Satansanhänger gebrandmarkt, so David F. Der Ausschluss bedeute oft schlagartig eine totale soziale Isolation. Seinem Cousin waren offenbar Freundschaften „vorgegaukelt worden zu ideologischen Zwecken“. Der Täter von Hamburg soll größere Geldsummen gespendet und diese dann zurückgefordert haben. Es sei demnach eine Rachetat gewesen, vermutet David F., verbunden mit einer psychischen Störung bei seinem Cousin.

„Über die Finanzen ist wenig bekannt“

Die Zeugen Jehovas sind in Deutschland eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts und damit den großen Kirchen gleichgestellt. Sie könnten also auch eine eigene Steuer erheben, doch sie stützen sich stattdessen auf freiwillige Spenden der Mitglieder. „Den Staat sehen sie als Bestandteil der Welt Satans und als von Gott geduldete Übergangsordnung“, erklären die Reporter. „Am Ende wird nur überleben, wer sich den strengen Lehren der Organisation beugt.“ Daran glauben die weltweit knapp 9 Millionen Mitglieder.

Die Religionsgemeinschaft verfüge angeblich über viele Milliarden Euro, berichten die Journalisten, „doch über ihre Finanzen ist sehr wenig bekannt.“ Die deutsche Zentrale der Zeugen Jehovas gab auf Anfrage nicht bekannt, wie viele Spenden pro Jahr dort eingehen. „Die Mitglieder sollen spenden, um Gott näher zu sein“, sagen die Reporter. Aus diesem Grunde investierten viele Mitglieder auch einen Großteil ihrer Freizeit der Gemeinschaft. Sie sähen als Belohnung das Paradies.

Aussteiger berichten, dass die Kirchengebäude der Zeugen Jehovas – die „Königreichssäle“ – durch viel ehrenamtliche Hilfe der Mitglieder aufgebaut würden. Dadurch sparten die Kirchen viel Geld; doch am Ende gingen die Gebäude in den Besitz der Zentrale über. Diese wieder verkaufe sie anschließend und mache so Gewinn. Fast 900 der Kirchengebäude der Zeugen Jehovas gebe es in Deutschland, heißt es. Insider berichten, dass Mitglieder in der Zentrale in den USA mit dem Geld der Spender an den Börsen spekulieren. An einem See in Warwick im US-Bundesstaat New York haben die Zeugen Jehovas eine neue Zentrale errichtet. Der amerikanische ehemalige Zeuge Jehovas Mark O’Donnell, den die ZDF-Reporter dort treffen, sagt: „Es handelt sich eher um einen Verlag und eine Immobiliengesellschaft als eine Religion.“

„Gott, Geld, Gehorsam. Die verschlossene Welt der Zeugen Jehovas“, 29 Minuten, 23.08.2023 im ZDF und nun in der Mediathek

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