Selbst vor Kindern mache islamistische Propaganda keinen Halt. „Es gibt ein Video, auf dem muslimische Kinder eine Enthauptungsszene nachspielen, das Ganze findet sich im Internet und wird weltweit verbreitet. Detailliert wird zudem in Videos beschrieben, wie Bomben und Selbstmordgürtel zusammengebaut werden können“, so ZDF-Redakteur Theveßen. Kein Islamist müsse mehr in Ausbildungscamps nach Afghanistan oder Pakistan reisen, um dort zu lernen, wie Terroranschläge vorbereitet werden könnten. „Das alles geschieht heute über das Internet. Wir haben hier eine virtuelle Universität des Jihad.“
So hätten etwa die Terroristen der Anschläge in London ihre Attentate auf U-Bahn-Züge in weiten Teilen über propagandistische Videos im Internet geplant und schlussendlich durchgeführt.
Islamistische Propaganda: Weil Bush ein Christ ist
Bei all dieser Propaganda hätten Islamisten die „uneingeschränkte Deutungshoheit“. Bilder etwa von Folterungen irakischer Gefangener in US-Gefängnissen oder Angriffe der US-Armee auf irakische Kämpfer würden gezielt als Propaganda eingesetzt, um Muslimen weltweit zu zeigen, gegen wen sich der internationale Terror richten solle und wie „der Feind“ handele.
Eines der Merkmale des von Islamisten so betrachteten „Feindes“ sei zudem das Christentum. Islamistische Propaganda richte sich vermehrt und gezielt gegen den christlichen Anspruch etwa von US-Präsident George W. Bush. „Bush bezeichnet sich selbst als wiedergeboren, fühlt sich von Gott berufen, sein Land zu führen und trifft, laut Aussagen von Vertrauten, Entscheidungen aus Intuition, die von seinem Glauben geprägt sind“, sagte Theveßen. Diese Aussagen und das deutliche Bekenntnis eines Politikers zu seinem Glauben nutzten Islamisten für die Legitimation des Terrors gegen den Westen.
Die Extremisten stellten zudem das Handeln der Politiker, wie etwa den Irakkrieg, in den Zusammenhang mit deren christlichem Bekenntnis. „Wenn dann diese Politiker oder auch christliche Prediger in ihrer Wortwahl das Vorgehen als ‚Kreuzzug‘ oder den Islam, nicht den Islamismus oder Terrorismus, als ‚Feind oder Satan‘ beschreiben, dann nützt das der islamistischen Propaganda“, so Elmar Theveßen.
Falsche Praxis: Krieg im Namen Jesu deklarieren
„In den USA treten zudem Angehörige der Armee in Gemeinden auf und sagen dort ganz deutlich, dass der Feind der Islam ist und die USA im Namen Jesu gegen ihn ziehen. Das mag der General nicht wörtlich gemeint haben, doch für Islamisten ist dies ein Beleg für ihre These, dass Christen in der westlichen Welt einen Kreuzzug gegen den Islam führen. Daher rechtfertigen auch Islamisten den Terror gegen die westliche, christliche Welt“, so der ZDF-Terrorexperte.
Theveßen sagte vor Teilnehmern der Hauptvorstandssitzung der Deutschen Evangelischen Allianz weiter, er als Christ verstehe die Botschaft Jesu so, dass man sich durch die in der Bibel vorgegebene Nächstenliebe und Demut auszeichnen solle. „Glaubwürdigkeit und ein streitbare geistig-politische Auseinandersetzung sind Bestandteile einer Lösung, wie der wachsenden Bedrohung durch den internationalen Islamismus begegnet werden kann.“
Mit seinem Vortrag nahm Elmar Theveßen auch Stellung zu der von ihm als Koautor gedrehten Dokumentation „Der große Graben – Religiöse Fundamentalisten auf dem Vormarsch“, die im ZDF am 8. März ausgestrahlt wurde. Der Film verglich „islamische und christliche Fundamentalisten“ und hatte für Diskussionen auch unter Evangelikalen in Deutschland gesorgt.