Zahl der Abtreibungen auf neuem Tiefststand

Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland ist im vergangenen Jahr erneut gesunken. Insgesamt gab es 94.600 Schwangerschaftsabbrüche.
Von Johannes Blöcher-Weil
Schwangere Frau

Laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden ist die Zahl der in Deutschland vorgenommenen Abtreibungen so niedrig wie nie. Im vergangenem Jahr verzeichnete die Behörde insgesamt 94.600 Abtreibungen. Bei der ersten statistischen Erhebung der Abtreibungszahlen 1996 gab es noch 130.899 Eingriffe. Einen eindeutigen Grund für den Rückgang kann die Behörde aus den vorliegenden Daten nicht erkennen, teilte sie am Donnerstag mit.

Die Corona-Pandemie habe zumindest im Vorjahr nicht für einen derartigen Rückgang gesorgt: 2020 war die Zahl der Abbrüche um 0,9 Prozent und damit weniger stark gesunken. Das geht aus der Pressemitteilung des Bundesamtes hervor. Laut den aktuellen Zahlen waren 70 Prozent derjenigen, die 2021 einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, zwischen 18 und 34 Jahre alt, 19 Prozent zwischen 35 und 39 Jahre und acht Prozent älter als 40 Jahre. Drei Prozent waren noch nicht volljährig.

Paragraf 218

In Deutschland sind Schwangerschaftsabbrüche nach Paragraf 218 des Strafgesetzbuches grundsätzlich rechtswidrig. Auf Grundlage der sogenannten Beratungsregelung bleibt er jedoch bis zur 12. Woche straffrei. Dafür muss die Schwangere jedoch an einer Konfliktberatung teilgenommen haben.

Straffrei bleibt der Schwangerschaftsabbruch auch, wenn Gefahr für das Leben oder die körperliche und/oder die seelische Gesundheit der Frau besteht. Auch im Fall einer Vergewaltigung ist ein Abbruch bis zur zwölften Schwangerschaftswoche legal.

In Ausnahmefällen kann ein Schwangerschaftsabbruch auch bis zur 22. Woche straffrei bleiben, wobei weiterhin die Beratungsregelung gilt. Die Straffreiheit wird dann allerdings nicht für die durchführenden Ärztegewährt. Bei Gefahr für das Leben gibt es keine Schwangerschaftswochenfrist.

Rund 41 Prozent der Frauen hatten vor dem Schwangerschaftsabbruch noch kein Kind zur Welt gebracht. 96 Prozent der Eingriffe wurden nach der sogenannten Beratungsregelung vorgenommen. In vier Prozent der Fälle wurden die Abbrüche mit medizinischen Gründen oder aufgrund von Sexualdelikten begründet.

Überwiegend ambulante Eingriffe

52 Prozent der Schwangerschaftsabbrüche wurden mit der Absaugmethode durchgeführt. In 32 Prozent der Fälle wurde das Mittel Mifegyne verwendet. Die Eingriffe erfolgten überwiegend ambulant, zu rund 81 Prozent in gynäkologischen Praxen und zu 16 Prozent ambulant im Krankenhaus.

Im Verhältnis zur Größe der jeweiligen Altersgruppen ging die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche je 10.000 Frauen im Zehnjahresvergleich ebenfalls zurück: bei den 15- bis 17-jährigen Frauen von 32 auf 20, bei den 18- bis 19-Jährigen von 83 auf 52, bei den 20- bis 24-Jährigen von 113 auf 82. Dabei wurden Abbrüche von Frauen mit inländischem Wohnsitz berücksichtigt. Grundlage der Berechnung waren die Bevölkerungszahlen 2020.

Detaillierte Informationen zu Schwangerschaftsabbrüchen mit den Quartalsergebnissen gibt es hier.

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