YouTube und Telegram fördern Verschwörungsglauben

Wer sich in sozialen Medien und Messengerdiensten über das politische Geschehen informiert, neigt eher Verschwörungsmythen zu als Nutzer klassischer Medien. Das zeigt eine aktuelle Studie. Die Forscher fordern, die Medienkompetenz von Social-Media-Nutzern zu stärken.
Von PRO
Eine Studie zeigt: 69 Prozent der Unter-30-Jährigen nutzen YouTube, um sich politisch zu informieren

Politische Informationen beziehen die Bundesbürger nach wie vor hauptsächlich aus persönlichen Gesprächen sowie aus traditionellen Medien wie Fernsehen, Rundfunk und Tageszeitungen. Häufigste Informationsquelle sind dabei TV und Radio, wie aus einer am Freitag in Köln veröffentlichten Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum hervorgeht.

Die Studie beleuchtet zudem den Zusammenhang von Mediennutzung und dem Glauben an Verschwörungstheorien. So stimmte knapp ein Viertel aller Befragten der Aussage „Die Politik und die Medien stecken unter einer Decke“ eher oder ganz zu. Bei YouTube-Nutzern lag die Zustimmung dagegen bei 44 Prozent, bei den Befragten, welche Telegram häufig nutzen, sogar bei 75 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich laut der Studie auch bei Einschätzung der Aussage „Es gibt geheime Organisationen, die großen Einfluss auf politische Entscheidungen haben“. Auch dabei seien die Zustimmungswerte bei häufigen Nutzern von YouTube und Telegram deutlich höher als im Durchschnitt.

Die Studie zeigt, „dass bei Nutzern von YouTube und ganz besonders bei Nutzern von Telegram eine häufige Nutzung auch mit einer Tendenz zu einem höheren Verschwörungsglauben einhergeht.“ Darüber hinaus scheinen laut der Untersuchung besonders solche Personen „zu einer Art von Verschwörungsglauben zu neigen“, die den „überregionalen öffentlich-rechtlichen Rundfunk meiden“.

Vor dem Hintergrund dieser Befunde müsse die Medienkompetenz von Nutzern sozialer Medien gestärkt werden, fordern die Autorinnen und Autoren der Studie. Es müsse ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass es wichtig ist, Quellen zu überprüfen. Beim Messengerdienst Telegram, der gerade auch wegen seiner Möglichkeit geheime Gruppen zu erstellen so beliebt sei, müsse es gelingen, geschlossene Diskursräume aufzubrechen.

Klassische Medien glaubwürdiger

Der Studie zufolge nimmt die Nutzung sozialer Medien im Besonderen bei der Altersgruppe der Unter-30-Jährigen zu. Persönliches Gespräch, Radio und Fernsehen bestimt bei den Befragten über 50 Jahren das Informationsverhalten.

Für die Umfrage wurden im September 1.099 Bundesbürger befragt. 89 Prozent der Befragten gaben an, öffentlich-rechtliche Sender zu nutzen, jeweils rund 80 Prozent informieren sich auch über lokale und private Fernseh- und Rundfunkanbieter. Zeitungen werden laut der Studie ebenfalls von einer Mehrheit der Befragten genutzt, um sich politisch zu informieren. Gut drei Viertel der Befragten greifen dabei auf lokale Zeitungen zurück, 58 Prozent lesen überregionale Zeitungen.

Wer in den den sozialen Medien nach Nachrichten sucht, nutzt dabei am häufigsten YouTube: 52 Prozent der Befragten nannten das Videoportal als Informationsquelle. Die Beliebtheit des Kanals als Quelle für politische Themen nimmt mit zunehmendem Alter ab. Bei den unter-30-Jährigen nutzen 69 Prozent der Befragten YouTube als Quelle, bei den Über-60-Jährigen sind es noch 40 Prozent. Ähnliches gilt für die Kanäle Facebook, Twitter und Telegram.

Jeder Zweite informiert sich auf Facebook, etwa jeder Vierte auf Twitter, den Messengerdienst Telegram nutzen 16 Prozent der Befragten. Dabei nutzten junge Menschen unter 30 Jahren die klassischen Medien seltener als der Durchschnitt, soziale Medien dagegen deutlich häufiger. Auch andere Studien wie der Reuters Digital News Report haben diesen Trend festgestellt.

Bei der Glaubwürdigkeit schneiden die traditionellen Medien besser ab als soziale Medien. Fernsehen, Rundfunk und Tageszeitungen schätzen jeweils weit mehr als die Hälfte der Befragten als glaubwürdig ein. Bei den sozialen Medien Facebook, Twitter und Telegram liegt der Wert bei unter 20 Prozent. Nur YouTube hält jeder vierte Befragte für glaubwürdig.

Von: epd/Norbert Schäfer

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