Für viel Häme im Netz hat das Wort zum Sonntag gesorgt. Die ARD übertrug es am vergangenen Abend in einer WM-Halbzeitpause. Die katholische Theologin Verena Maria Kitz sprach übers Bierholen und ihre Verwirrung nach dem Seitenwechsel.
Zugegeben, es war eine ungewöhnliche Sendezeit für das Wort zum Sonntag und wohl auch ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, um Aufmerksamkeit beim Zuschauer zu erzeugen. Verena Maria Kitz sprach in der Halbzeitpause des WM-Spiels Italien gegen England am Samstagabend. Umso mehr bemühte sie sich, die Fußballfans „ins Gebet zu nehmen“, wie Spiegel Online das am Sonntag ausdrückte. Offenbar hat sie damit mehr Häme als Interesse am Glauben geerntet. Der Hashtag „WortzumSonntag“ wurde rasch zum Twittertrend und die Mehrzahl der Kommentare war alles andere als wohlwollend.
Halt, nicht weglaufen
Kitz begann ihre Andacht mit den Worten: „Halt, warten Sie bitte noch einen Moment, bevor Sie gleich das Bier holen für die zweite Halbzeit. Die Fußballspieler in Manaus, die hören ja schließlich auch gerade die Kabinenpredigt von ihren Trainern und werden ins Gebet genommen! Und für Sie gibt es hier das Wort zum Sonntag.“ Danach berichtete sie über ihre Verwirrung nach dem Seitenwechsel beim Fußball. „Also ich, ich bekomme am Anfang der zweiten Halbzeit immer erst mal einen Schreck. Und denke: Huch, die spielen ja aufs falsche Tor“, erklärte sie, um anschließend ganz generell über Perspektivwechsel zu sprechen: „Beim Fußball gehört so ein Seitenwechsel einfach dazu. Aber wie wäre es, wenn es so einen Seitenwechsel nicht nur auf dem Spielfeld gäbe? Und auch woanders Vor- und Nachteile neu gemischt würden? Etwa bei Ihnen zuhause, vor dem Fernseher. Wenn etwa die, die sonst immer das Bier holen müssen, in der zweiten Halbzeit gemütlich sitzen bleiben können und von den anderen bedient werden.“
Man könne sich auch vorstellen, dass die Armen in Brasilien, die Einwohner der Elendsviertel, ihre Position mit den Veranstaltern der WM tauschten, die sie für den Stadionbau vertrieben hätten. So sprach die Katholikin am Ende über globale Ungerechtigkeit in einer Welt ohne faire Fußballspielregeln und zitierte Jesus: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen.“
„Ein Meisterwerk der Selbstironie!“
Bei den Fußballfans kam die Moralpredigt offenbar schlecht an. Zuschauer twitterten Kommentare wie: „Ein Meisterwerk der Selbstironie!“ oder: „Hab jetzt meine Kinder geweckt. Bier holen von der Tanke. Haben gefragt warum? Ich geantwortet: Seitenwechsel!“ Ein weiterer Kommentar lautete: „Dies ist aber das elfte Gebot: Du sollst dich, als Kirche, nicht anbiedern – denn du wirst klingen wie ein Idiot.“ Unter den zahlreichen witzigen bis fiesen Kommentaren fanden sich allerdings auch einige wertschätzende. „Fand ich gut, das (sic!) man die andere Seite der WM 2014 deutlich gemacht hat“, schrieb ein User. Oder auch: „Sendeplatz=Fehler (Halbzeitpause!), Inhalt=gut, Ergebnis=schade“.
Ob die vielfache und kritisierende Kommentierung nun am Sendeplatz oder doch am Inhalt der Andacht lag, bleibt wohl Ansichtssache. Fakt ist: Einem Wort zum Sonntag ist es zuvor wohl noch nie geglückt, Twitter-Trend zu werden. Das dürfte der Sendung zumindest in der ARD-Mediathek die höchsten Klickzahlen seit langem eingebracht haben. (pro)
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