"Die Weltgemeinschaft hat es wieder versäumt, rechtzeitig auf die drohende Katastrophe zu reagieren", sagte Waffenschmidt. Dabei hätte das Drama, dass sich derzeit in Afrika abspiele, seiner Meinung nach zumindest gemildert werden können, wäre die internationale Gemeinschaft früher tätig geworden. Waffenschmidt erklärte, Hilfsorganisationen hätten Monate lang vergeblich versucht, die Öffentlichkeit über die Lage in Ost-Afrika zu informieren. "Doch weder die Politik noch die Medien interessierten sich zu diesem Zeitpunkt für die Ereignisse", erinnerte sich der "World Vision"-Leiter. Seine Erklärung dafür: Zunächst habe es keine Bilder Hungernder aus Ost-Afrika gegeben. Erst mit den Bildern komme das Medieninteresse – und die Spendenbereitschaft der Menschen.
Auch der G8-Afrika-Beauftragte der Bundeskanzlerin, Günter Nooke, erklärte, die Medien hätten seiner Meinung nach früher berichten müssen, um die Spendenbereitschaft anzukurbeln. Künftig müssten Medien und Politik deshalb in solchen Fällen besser kooperieren. Zudem wolle er sich für eine stärkere Zusammenarbeit der Politik mit Nichtregierungsorganisationen einsetzen.
Trotz der Kritik zeigte sich World Vision selbst zufrieden mit dem bisherigen Spendenaufkommen für Ost-Afrika. So habe das Hilfswerk insgesamt 2,5 Millionen Euro erhalten und könne auf weitere Mittel des "Bündnisses Aktion Deutschland" zurückgreifen, erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Christoph Hilligen.
Damit Politik und Gesellschaft künftig schneller auf Katastrophen reagieren können, forderte Waffenschmidt die Politik zur Einrichtung einer "Task Force" auf, zu der unter anderem Mitglieder der Vereinten Nationen gehören sollen. "Ein Rettungsschirm, der für die wirtschaftlich angeschlagenen EU-Länder selbstverständlich ist, wäre jetzt für Ost-Afrika mehr als nötig", erklärte er weiter und erinnerte an die finanziellen Zusagen des G8-Gipfels 2009. Damals hatten die Staaten beschlossen, weniger Nahrungsmittel in die Hungergebiete zu schicken und stattdessen die regionale Landwirtschaft zu unterstützen. Dazu sollten rund 20 Milliarden US-Dollar investiert werden. "Mit dem Geld sollten Kleinbauern in den ärmsten Ländern der Welt gefördert werden. Bisher wurde jedoch weniger als ein Viertel des Geldes ausgezahlt", sagte Waffenschmidt. (pro)