Etwa 100 Besucher konnte der erste Vorsitzende der Studiengemeinschaft, Henrik Ullrich, im christlichen Gästezentrum "Schönblick" in Schwäbisch Gmünd begrüßen. Der Althistoriker Jürgen Spieß, Leiter des Instituts für Glaube und Wissenschaft in Marburg, ging auf die Thesen der "neuen Atheisten" ein, deren prominentester Vertreter der britische Biologe Richard Dawkins ("Der Gotteswahn") ist. "Die Behauptung von Dawkins, Wissenschaft und Glaube an Gott schlössen sich aus, ist eindeutig falsch", so Spieß. "Es gab und gibt viele herausragende christliche Wissenschaftler." Spieß widersprach auch der Aussage, man könne die Frage, ob es einen Gott gibt, rein naturwissenschaftlich beantworten. "Das wäre nur dann möglich, wenn Gott Gegenstand unserer materiellen Welt wäre und mit rein naturwissenschaftlichen Mitteln erkannt werden könnte." Spieß betonte, dass der christliche Glaube nicht blind sei, wie Dawkins behaupte, sondern "auf historischen Belegen und persönlichen Erfahrungen" beruhe. "Im Zentrum des christlichen Glaubens steht Jesus von Nazareth – sein Leben, seine Kreuzigung und seine Auferstehung. Darüber berichten vor allem die Evangelien im Neuen Testament."
Zweifel am Prinzip Mutation und Selektion
Reinhard Junker stellte in seinem Vortrag "Abschied von Darwin?" einige Beispiele der aktuellen Forschung vor, die Zweifel an der gängigen Evolutionstheorie wecken. Etwa daran, ob Mutation und natürliche Auslese die irdische Lebensvielfalt wirklich erklären könnten. Er fügte Beispiele von Wissenschaftlern an, die anmerken, dass die Evolutionstheorie die Frage nach dem Neuen in der Evolution nicht beantworten könne. Außerdem habe die Selektion keine innovative Fähigkeit. "Wesentliche Fragen der kausalen Evolutionsforschung sind unbeantwortet", sagte Junker. Die Veränderung der Gene sei nicht der wesentliche Schlüssel zum Verständnis der Evolution. So gebe es etwa Tiergruppen, die als entfernt verwandt gelten, und dennoch dieselben Regulationsgene besäßen.
Zugleich machte Junker auf die Unterscheidung von "Makroevolution" und "Mikroevolution" aufmerksam. Während ersteres bedeutete, dass ganz neue Konstruktionen aus alten entstehen könnten, stecke hinter dem zweiten Begriff eine Ansicht, die auch viele Evolutionskritiker anerkennen: die Variation vorhandener Konstruktionen.
Der "ehrbare Kaufmann"
Wirtschaftswissenschaftler Reinhard Haupt legte in seinem Vortrag unter Verweis auf den Begriff des "ehrbaren Kaufmanns" dar, wie Werte wie Ehrlichkeit und Verlässlichkeit eine lange Tradition aufweisen. In seinem Vortrag "Management zwischen Wert und Werten" betonte er die elementare Bedeutung biblischer Leitlinien, wie etwa die Zehn Gebote. Haupt zitierte den Unternehmer Werner von Siemens mit den Worten: "Für den augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht." Der Begriff des "ehrbaren Kaufmanns" sei sogar im Gesetz der Industrie- und Handelskammer zu finden, so Haupt.
Er rief Beispiele für gläubige Finanz- und Wirtschaftsexperten ins Gedächtnis, wie etwa Stephen Green, den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden und Aufsichtsratsvorsitzenden der HSBC-Bank. Er ist britischer Minister für Handel und Investitionen und ordinierter Laienpriester der anglikanischen Kirche. Ebenso habe Martin Essl, Vorstandsvorsitzender der Baumax AG, auf werteorientiertes Wirtschaften geachtet. Er habe einen mit einer Million Euro dotierten Preis ins Leben gerufen, der soziale Projekte unterstützt. "Ich möchte nach dem Wort Gottes leben, als Mensch und als Unternehmer", habe Essl betont. "Ihm gilt es, zu dienen." Aber auch für Nichtchristen sei biblische Unternehmensethik fruchtbar, sagte Haupt. Dabei seien etwa die Zehn Gebote Grundlage und zentraler Maßstab. "Streben Sie vor allem anderen danach, Gott in allem, was Sie tun, zu ehren und einen Teil der Gewinne in sein Werk zu geben", so Haupt. (pro)