David Bonney verkauft Schuhe für Atheisten. Als antichristlich will er sein Geschäft nicht verstehen. Stattdessen wollte er ein Erkennungsmerkmal für Menschen schaffen, die nicht an Gott glauben.
Von PRO
Foto: pro
Der Ire David Bonney verkauft Schuhe für Atheisten – will Christen damit aber nicht vor den Kopf stoßen
Sie sind beige, blau oder braun, aus Leder und – zugegeben – wirklich hübsch. Erst, wenn der Träger seinen Fuß hebt, dürfte der ein oder andere sich über David Bonneys Schuhe ärgern. Denn auf der Sohle steht, was es mit der Mode des Iren auf sich hat. Das Wort Atheist ist dort eingeprägt, nur sichtbar, wenn der Besitzer die Beine übereinanderschlägt oder einen besonders ausladenden Schritt an den Tag legt. „Alles, was ich möchte, ist, Atheisten zusammenzubringen“, erklärt Bonney den Gedanken hinter seiner Marke, die er in zwei Geschäften in Berlin, im Internet und auf der diesjährigen Netz-Konferenz „re:publica“ anbietet. Wie sich manche Christen am Kreuz um den Hals erkennen, können Atheisten also nun besonders auf die Fußsohlen des vor ihnen Laufenden achten – möglicherweise verbirgt sich dort ein Hinweis auf seine nichtreligiöse Gesinnung.
Angefangen habe das Ganze als Spaß, erzählt Bonney, der Interviewanfragen von pro immer wieder ablehnte, sich bei einem zufälligen Treffen dann aber doch überzeugen ließ, einer christlichen Medienorganisation Rede und Antwort zu stehen. Mit Freunden habe er darüber gescherzt, Schuhe mit Flüssigkeit in den Sohlen zu produzieren, damit der Träger buchstäblich wie Jesus übers Wasser laufen könnte. Dazu kam es nicht, stattdessen setzte sich die Idee mit dem Atheisten-Print durch. „Wir hatten nie vor, unsere Idee als Geschäft aufzuziehen. Aber dann fragten mehr und mehr Menschen nach unseren Schuhen. Wir hatten irgendwann kaum noch eine Wahl“, erinnert sich Bonney. Heute lebt er zusammen mit zwei weiteren Kreativen vom Verkauf seiner Marke und wirbt mit dem Slogan „Ich bin Atheist“.
Kein militanter Atheist
Dabei hat er eigentlich nichts gegen Gläubige, hat keine schlechten Erfahrungen mit Christen gemacht und identifiziert sich keineswegs mit „militanten Atheisten“. Als solchen bezeichnet er etwa den „Gotteswahn“-Autor Richard Dawkins. „Religion tut auch eine Menge gute Dinge“, sagt er, räumt aber auch ein, dass er durchaus der Meinung ist, Atheisten könnten der Gesellschaft denselben Dienst erweisen wie etwa die Kirche – die Welt sei schlicht noch nicht so weit. „Wenn es gut läuft, bietet die Kirche eine gute Gemeinschaft für Menschen, die danach suchen. Wenn es schlecht läuft, schränkt sie Freiheiten ein und ist zum Beispiel gegen Bildung“, sagt er. Er selbst kenne Christen, die aber eher liberal eingestellt seien und vor allem deshalb gläubig, weil sie so erzogen seien. Glauben und Wissen – für Bonney schließt sich das aus. „Für mich ist das Christentum so etwas wie ein sehr alter Gentlemen-Club, der Frauen in bestimmten Räumen zulässt“, beschreibt er seine Sicht.
Aber wie reagieren eigentlich Gläubige auf seine Schuhe? Manche würden wütend, bezeichneten ihn als Abschaum und bedauernswert. Manche aber trügen seine Mode sogar, sagt er, gibt aber zu, dass er nicht genau wisse, ob diese Kunden die Sohlen beim Tragen verbergen. „Man kann sagen, dass 20 Prozent unserer Käufer unsere Mode nutzen, um ein Statement abzugeben. Es bestärkt sie in ihrer Überzeugung“, sagt Bonney und berichtet zum Beispiel von Kunden aus den USA, die sich mithilfe der Schuhe von ihren religiösen Eltern abgrenzten. Auch Paare hätten sich schon gefunden, indem sie die gleiche Gesinnung an ihren Schuhen erkannt hätten.
Am ersten April erlaubte sich Bonney im Internet einen besonderen Scherz. In einem langen Statement auf seinem Blog berichtete er von seiner Bekehrung und dass er aufgrund dessen keine Atheisten-Schuhe mehr produzieren könne. Stattdessen werde ab sofort auf den Sohlen stehen: „Ich bin kein Atheist“. So mancher Fan nahm das ernst, Bonney erreichten wütende E-Mails. Dabei ist er weit davon entfernt, seine Profession an den Nagel zu hängen. Christen habe er mit seinem Witz aber ebenfalls nicht vor den Kopf stoßen wollen: „Es geht mir einfach ums Geschäft“, rechtfertigt er seinen Gag, ruft aber nochmals zum Abschied: „Halt die Augen nach den Christen-Schuhen offen!“ (pro)
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