Wird die Selbstsäkularisierung zum Sargnagel der Kirche?

Die Kirche kann ein Raum für kreative und spirituelle Neuaufbrüche werden. Dazu muss sie wieder nach Gott fragen. Dies fordern die drei Theologen Henriette Crüwell, Günter Thomas und Ralf Frisch in einem Gastbeitrag in der „Welt am Sonntag“.
Von Johannes Blöcher-Weil
Kirche hat dann eine Chance weiter zu existieren, wenn sie die Frage nach Gott stellt

Die Zukunft der Kirche steht und fällt mit der Gottesfrage. Davon sind die drei Theologen Henriette Crüwell, Günter Thomas und Ralf Frisch überzeugt. Sie sind Mitbegründer des „Forums Kirche & Theologie“ und haben sich in einem Gastbeitrag in der „Welt am Sonntag“ (WamS) klar positioniert.

Für die drei macht Theologie genau dann einen Unterschied für die Gesellschaft, wenn sie Theologie bleibe. „Unverschämt. Fromm. Fröhlich. Frei.“ Die Frage nach Gott bleibe die Gretchenfrage der Theologie. Nicht dienlich sei es für Kirche und Theologie, wenn sie sich bemühe, den Unterschied zur säkularen Gesellschaft zu minimieren, um niemanden zu verscheuchen.

Theologen dürften in Gesprächen Gott nicht schuldig bleiben. Wenn sich selbst „Kinder Gottes nicht mehr für Gott interessieren“, müsse die Frage erlaubt sein, wofür es noch einen Gott brauche. Häufig würde selbst in kirchlichen Kreisen die Meinung vertreten, dass nicht Gott die Menschen rette, sondern sie dies selbst tun könnten. Solche Aussagen müsse Christinnen und Christen in Unruhe versetzen.

Verlust echter theologischer Hoffnung

Die Mitglieder des „Forums Kirche & Theologie“ wollen dem entgegenwirken, Fragen nach Gott stellen und dagegen kämpfen, dass reformatorische Grundüberzeugungen in Theologie und Kirche verschwinden. Sie befürchten, „dass der Verlust echter theologischer Hoffnung durch eine immer unverhohlenere moralistische Engführung des christlichen Glaubens kompensiert wird“. Nicht das Desinteresse der Gesellschaft, sondern die Selbstsäkularisierung des Protestantismus könne zum Sargnagel von Theologie und Kirche werden.

Das Forum solle ein „Netzwerk der geistigen und geistlichen Stärkung“ sein, aber auch einen kontroversen Austausch ermöglichen und inspirieren. Zielgruppe seien nicht nur Wissenschaftler und Kirchenleitungen, sondern auch Menschen in weltlichen Berufen. Sie seien beflügelt von der Frage, was passiere, wenn Gott nicht nur eine Metapher, sondern ein lebendiger Akteur sei und wenn Kirche und Theologie „Orte des Einbruchs der Anderswelt in die Welt wären“.

Henriette Crüwell ist Pröpstin in der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau. Ralf Frisch und Günther Thomas lehren als Professoren in Nürnberg beziehungsweise Bochum.

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