JesusHouse geht 2020 in die nächste Runde. Wie laufen die Vorbereitungen?
Julia Garschagen: Wir haben JesusHouse 2017 gründlich analysiert. Wir wollten wissen, wie sich die Jugendkultur und die Sehgewohnheiten durch Social Media verändert haben. Wir haben die Formate zum Teil stark verändert und sind gespannt, wie die Ideen in der Praxis funktionieren. Auch Medienprofis sind unsicher, wie die junge Generation erreichbar ist. Die ProChrist-Geschäftsstelle kümmert sich um alles Organisatorische. Kai und ich sind das Leitungsteam. Eine zwölfköpfige Projektgruppe und sechs Unterteams unterstützen uns.
Welche neuen medialen Formate gibt es?
Garschagen: Die Sehgewohnheiten und die Technik haben sich verändert. Es ist alles viel snappiger, kürzer und schneller. Wir müssen die Jugendlichen beteiligen. Deswegen haben wir das Format „Stream“ entwickelt.
Was verbirgt sich dahinter?
Garschagen: Wir senden an fünf Abenden einen Livestream. In Film-Clips erzählen junge Erwachsene aus ihrem Leben und stellen einen Bezug zum Thema des Abends her. Sie erklären, wie sie Jesus kennengelernt haben und wie das sie und ihren Alltag verändert hat. Dabei liegt der Fokus darauf, was die gute Botschaft für den Einzelnen und die Gesellschaft ist. Ein weiterer Clip beschäftigt sich mit der „harten Frage“, die mit dem Thema zusammenhängt. Etwa: Wie passen Wissenschaft und Glaube zusammen? Dann gibt es noch einen Einspieler mit einer voll animierten Jesus-Geschichte. Die beiden christlichen Rapper „O’Bros“ moderieren das.
Günther: Danach können die Leute an den Orten über die Inhalte der Clips reden. Egal, ob zu dritt oder mit 300 Leuten. Sie können über ein Online-Tool live nachfragen, die die Protagonisten des Videos dann direkt an dem Abend beantworten. Das Wichtigste an Stream: dieses Format ist für jede Jugendarbeit umsetzbar. Beamer aufstellen, Teens einladen und los geht’s. Das geht auch dort, wo es nur ganz wenige Mitarbeiter gibt.
Wie kann es gelingen, junge Menschen im digitalen Zeitalter zu erreichen?
Günther: Wir müssen in den Medien der Jugendlichen vorkommen. YouTube und Instagram sind eine riesige Chance. Die Jugendlichen sind sowieso da. Wir können inhaltlich Themen setzen, die die Jugendlichen erreichen und in denen die Brücke zu Jesus deutlich wird.
Garschagen: Viele Jugendliche trauen sich nicht, ihre Freunde zu christlichen Veranstaltungen einzuladen. Sie reden nicht gerne über ihren Glauben. Wir haben einen Instagram-Kanal gestartet. Er soll Jugendliche ermutigen, es trotzdem zu tun. Dort gibt es regelmäßig kurze Videos und Posts. Diese erklären ihnen, dass es auch gute intellektuelle Gründe gibt, an Gott zu glauben. Dann müssen sie sich nicht immer fühlen wie der letzte „Honk“, wenn sie Christ sind.
Günther: Ich glaube, wir müssen sehr breit aufgestellt sein. Es ist wichtig, dass wir immer die Brücke in die real existierenden Gemeinden und das Offline-Leben aufzeigen.
Garschagen: Viele Erwachsene stört es, dass die Jugendlichen nur noch bei Social Media sind. Viele urteilen schnell drüber, dass das nicht „das richtige Leben“ ist. In der Lebenswelt der Jugendlichen verschwimmen das Digitale und das Reale total. Wir können darauf schimpfen, aber damit werden wir niemanden gewinnen. Ich werbe dafür, nicht nur die Herausforderungen, sondern auch die Chancen zu entdecken. Die „O’Bros“ sind 22 und 23 Jahre alt. Ihnen gelingt es, als Digital Natives gut zu kommunizieren, was sie glauben. Es ist ihr Medium und ihr Glaube. Das gilt es zusammenzuführen. Ich will die Gemeinden ermutigen, die Jugendlichen zu befähigen, diese Kanäle zu bespielen und mit Inhalten zu füllen.
Werbung dauert 30 Sekunden. Twitter erklärt die Welt in wenigen Zeichen. Wie lange dürfen Predigten für junge Menschen dauern?
Garschagen: Das hängt sehr am Prediger (lacht).
Günther: Den Abgesang auf lange Predigten halte ich für falsch. Junge Menschen sind in der Lage und willens, auch einer 20-Minuten-Predigt zuzuhören. Die Gestaltung und der Verkündiger sind entscheidend. Im Dialog-Prinzip bei JesusHouse haben wir das aufgegriffen. Die Verkündigung wird unterbrochen, denn der Verkündiger antwortet immer kurz auf eine Frage. Das hilft den Jugendlichen oft, wieder neu einzusteigen in die Predigt. Natürlich helfen Visualisierungen und kreative Elemente.
Garschagen: Es muss relevant sein. Wer verkündigt, muss noch viel mehr Zeit in die wirklichen Fragen der Menschen investieren. Diese müssen wir beantworten. Vielen Predigten mangelt es daran, dass sie nicht konkret genug sind für die Lebenswelt der Menschen, für Tim in der Mathestunde oder für Lisa im Reitverein. Was nebulös bleibt, überfordert die Menschen. Wir haben aber viel zu sagen.
Julia Garschagen ist leitende Referentin des Zacharias Instituts für Wissenschaft, Kultur und Glaube in Köln. Sie hat Theologie in Wuppertal und London studiert und sich intensiv mit der Theodizee-Frage und dem Kreuzestod Jesu beschäftigt. Inzwischen hält sie vor allem im Hochschulbereich Vorträge, die sich mit kritischen Fragen ans Christentum auseinandersetzen.
Wir leben in einer Multi-Options-Gesellschaft. Was heißt das für die Lebenswelt der Jugendlichen?
Garschagen: Jugendliche legen sich immer später fest. Junge Leute hören oft den Satz: „Du kannst machen, was du willst. Hauptsache, du bist glücklich!“ Das setzt unter Druck und überfordert. Das führt zu einem Wunsch nach klarem Schwarz-Weiß-Denken und Radikalisierung, die wir auch in der Jugendwelt erleben. Hier müssen wir als Christen reinsprechen. Wir können von einem Gott erzählen, der Orientierung gibt und Freiheit schenkt.
Wenn ich mit Studenten rede, sind Christen für sie nicht mehr die mit der hohen Moral, die sowieso keiner einhalten kann. Viele haben das Bild von homophoben Menschen, die gegen die Freiheit der Frau sind und mit Klimaschutz nichts am Hut haben. Dabei haben wir in diesen Bereichen ganz viel zu sagen. Das Evangelium tut dem Einzelnen und der Gesellschaft gut, weil es Freiheit gibt und den Einzelnen trotzdem in Gemeinschaft stellt. Wir sollen barmherzig mit uns selbst und anderen umgehen. Das Evangelium stärkt unsere Identität und es ist wahr. Für mich ist es die intellektuell zufriedenstellendste Weltanschauung, die ich kenne.
JesusHouse hat das Thema „Ein neues Menschsein“. Wann und wo können die Jugendlichen heute gut Mensch sein?
Günther: Die Jugendlichen wollen wissen, was sich verändert und was es ihnen bringt, wenn sie mit Jesus leben. Das hat Auswirkungen im Hier und Jetzt und in der Ewigkeit und verändert unser Menschsein. Es wirkt sich aus auf meine Familie, meine Schule und meinen Sportverein. Leistungsdruck ist bei jungen Menschen ein großes Thema. Ein Leben mit Jesus hat nicht nur Auswirkungen auf meine dortigen Abhängigkeiten.
Garschagen: Jugendliche sollen erleben, dass sie bei JesusHouse aufatmen und Mensch sein können. Sie müssen sich nicht verstellen. Sie begegnen Menschen, die sie wahrnehmen, wie sie wirklich sind, und die etwas von Gottes bedingungsloser Liebe weitergeben.
Wir leben in einer Multi-Options-Gesellschaft. Was heißt das für die Lebenswelt der Jugendlichen?
Garschagen: Jugendliche legen sich immer später fest. Junge Leute hören oft den Satz: „Du kannst machen, was du willst. Hauptsache, du bist glücklich!“ Das setzt unter Druck und überfordert. Das führt zu einem Wunsch nach klarem Schwarz-Weiß-Denken und Radikalisierung, die wir auch in der Jugendwelt erleben. Hier müssen wir als Christen reinsprechen. Wir können von einem Gott erzählen, der Orientierung gibt und Freiheit schenkt.
Wenn ich mit Studenten rede, sind Christen für sie nicht mehr die mit der hohen Moral, die sowieso keiner einhalten kann. Viele haben das Bild von homophoben Menschen, die gegen die Freiheit der Frau sind und mit Klimaschutz nichts am Hut haben. Dabei haben wir in diesen Bereichen ganz viel zu sagen. Das Evangelium tut dem Einzelnen und der Gesellschaft gut, weil es Freiheit gibt und den Einzelnen trotzdem in Gemeinschaft stellt. Wir sollen barmherzig mit uns selbst und anderen umgehen. Das Evangelium stärkt unsere Identität und es ist wahr. Für mich ist es die intellektuell zufriedenstellendste Weltanschauung, die ich kenne.
JesusHouse hat das Thema „Ein neues Menschsein“. Wann und wo können die Jugendlichen heute gut Mensch sein?
Günther: Die Jugendlichen wollen wissen, was sich verändert und was es ihnen bringt, wenn sie mit Jesus leben. Das hat Auswirkungen im Hier und Jetzt und in der Ewigkeit und verändert unser Menschsein. Es wirkt sich aus auf meine Familie, meine Schule und meinen Sportverein. Leistungsdruck ist bei jungen Menschen ein großes Thema. Ein Leben mit Jesus hat nicht nur Auswirkungen auf meine dortigen Abhängigkeiten.
Garschagen: Jugendliche sollen erleben, dass sie bei JesusHouse aufatmen und Mensch sein können. Sie müssen sich nicht verstellen. Sie begegnen Menschen, die sie wahrnehmen, wie sie wirklich sind, und die etwas von Gottes bedingungsloser Liebe weitergeben.
Kai Günther ist Sekretär in der Lebenshausarbeit im Christlichen Verein junger Menschen (CVJM) Baden. Seine Aufgabe dort ist es Jesus zu verkündigen, das Jahresteam zu begleiten, herauszufordern und zu ermutigen sowie Ideen und Konzepte zu spinnen und auszuprobieren. Er ist verheiratet mit Tabea und Vater von drei Kindern.
Welche Schlagzeile würden Sie hinterher zu JesusHouse gerne lesen?
Günther: „Direktor überrascht, weil sich Situation an seiner Schule verändert hat. Was hat das mit JesusHouse zu tun?“ JesusHouse hat das Potential dazu, weil Jesus das Potential dazu hat. Wir brauchen Jugendevangelisation in Deutschland.
Es gibt auch JesusHouse-Berater …
Garschagen: JesusHouse soll nicht nur ein Höhepunkt sein, sondern auch kontinuierlich wirken. Deswegen wollen wir die Veranstaltung an das Potential des jeweiligen Ortes anpassen. Wir haben JesusHouse-Berater geschult, die mit den Gemeinden vor Ort Ideen entwickeln, die zu den jeweiligen Möglichkeiten passen.
Was ist Ihnen wichtig für die Nacharbeit mit jungen Menschen?
Garschagen: Wir beginnen mit der Nacharbeit schon jetzt. Es gibt eine App. Sie soll Jugendliche befähigen, auch nach JesusHouse mit ihren Freunden über den Glauben zu reden und sprachfähig zu sein. Die Gemeinden müssen sich öffnen für Teenager, die eventuell nicht ins Schema passen. Sie brauchen Antworten auf die Fragen: Wie bete ich? Wie lese ich Bibel? Manche brauchen Begleitung bei Verletzungen in ihrem Leben. Das sind ganzheitliche Dinge. Es geht es darum, tragende persönliche Beziehungen aufzubauen.
Günther: Wir brauchen Menschen, die in ihr Leben schauen lassen. Familien, in denen Jugendliche wöchentlich zum Abendessen kommen können. Sie erleben Menschen, die mit Jesus leben. Sie erfahren, wie das gelingt, wie die Familie betet, miteinander redet und in der Bibel liest. Jesus hat den Menschen kein Buch gegeben, sondern ist mit ihnen unterwegs gewesen. Es geht darum, da zu sein und offen zu sein. Das kann auch eine 80-Jährige tun.
Spüren Sie auch Widerstände gegen die Veranstaltung?
Günther: Vereinzelten Gemeinden ist JesusHouse zu fromm. Aber meistens sind die Verantwortungsträger vor Ort dankbar für alles, was läuft. Es ist ein hohes Wohlwollen da, wenn sich Menschen für Jugendliche einsetzen, sowohl in den Kirchen als auch in den Kommunen. Ich erlebe große Offenheit. Dafür gewinnt man auch einen Bürgermeister.
Vielen Dank für das Gespräch.
Welche Schlagzeile würden Sie hinterher zu JesusHouse gerne lesen?
Günther: „Direktor überrascht, weil sich Situation an seiner Schule verändert hat. Was hat das mit JesusHouse zu tun?“ JesusHouse hat das Potential dazu, weil Jesus das Potential dazu hat. Wir brauchen Jugendevangelisation in Deutschland.
Es gibt auch JesusHouse-Berater …
Garschagen: JesusHouse soll nicht nur ein Höhepunkt sein, sondern auch kontinuierlich wirken. Deswegen wollen wir die Veranstaltung an das Potential des jeweiligen Ortes anpassen. Wir haben JesusHouse-Berater geschult, die mit den Gemeinden vor Ort Ideen entwickeln, die zu den jeweiligen Möglichkeiten passen.
Was ist Ihnen wichtig für die Nacharbeit mit jungen Menschen?
Garschagen: Wir beginnen mit der Nacharbeit schon jetzt. Es gibt eine App. Sie soll Jugendliche befähigen, auch nach JesusHouse mit ihren Freunden über den Glauben zu reden und sprachfähig zu sein. Die Gemeinden müssen sich öffnen für Teenager, die eventuell nicht ins Schema passen. Sie brauchen Antworten auf die Fragen: Wie bete ich? Wie lese ich Bibel? Manche brauchen Begleitung bei Verletzungen in ihrem Leben. Das sind ganzheitliche Dinge. Es geht es darum, tragende persönliche Beziehungen aufzubauen.
Günther: Wir brauchen Menschen, die in ihr Leben schauen lassen. Familien, in denen Jugendliche wöchentlich zum Abendessen kommen können. Sie erleben Menschen, die mit Jesus leben. Sie erfahren, wie das gelingt, wie die Familie betet, miteinander redet und in der Bibel liest. Jesus hat den Menschen kein Buch gegeben, sondern ist mit ihnen unterwegs gewesen. Es geht darum, da zu sein und offen zu sein. Das kann auch eine 80-Jährige tun.
Spüren Sie auch Widerstände gegen die Veranstaltung?
Günther: Vereinzelten Gemeinden ist JesusHouse zu fromm. Aber meistens sind die Verantwortungsträger vor Ort dankbar für alles, was läuft. Es ist ein hohes Wohlwollen da, wenn sich Menschen für Jugendliche einsetzen, sowohl in den Kirchen als auch in den Kommunen. Ich erlebe große Offenheit. Dafür gewinnt man auch einen Bürgermeister.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Johannes Blöcher-Weil