Das Medienhaus Der Spiegel beschäftigt sich in seinem aktuellen Heft von Spiegel Geschichte mit dem jüdischen Leben in Deutschland. Auf dem Cover ein Schwarz-Weiß-Bild von zwei alten Männern mit Bart, Hut und Mantel, der Hintergrund feurig rot eingefärbt und mit einem Davidsstern unterlegt. Dazu die Überschrift: „Jüdisches Leben in Deustchland. Die unbekannte Welt nebenan“.
Gegen diese Darstellung regt sich Kritik. Der Zentralrat der Juden ist der Meinung, dieses Cover bediene Klischeevorstellungen von Juden. Es befördere antisemitische Vorurteile, wenn Juden als etwas Fremdes oder Exotisches dargestellt werden, teilte der Verband auf Twitter mit.
„Wir sind keine ‚unbekannte Welt nebenan‘, sondern Teil der Gesellschaft. Unter 1.000 Jahren jüdischer Geschichte hätten Sie Mendelssohn, Bertha Pappenheim, Buber oder Rosa Luxemburg abbilden können. Aber Sie haben sich für das Bild von Ostjuden aus dem Armenviertel in Berlin entschieden, bekannt aus der NS‐Propaganda. Reiner Zufall?“, zitiert die Jüdische Allgemeine den Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel.
Spiegel entschuldigt sich für missverständliches Bild
Das Magazin beleuchtet verschiedene Facetten des jüdischen Lebens in der Geschichte der deutschen Gesellschaft. „Juden prägten die deutsche Geschichte von Beginn an“ – als Kaufleute, Bankiers oder Wissenschaftler, heißt es im Vorwort des Heftes. Auch Antisemitismus und Judenverfolgung werden darin thematisiert. Es geht ebenso um die jiddische Sprache oder um die Architektur von Synagogen, sowie um einzelne jüdische Personen, die im Heft porträtiert werden.
Der Spiegel erklärte: „Wir zeigen auf dem Titelbild einen Aspekt aus der reichen Vielfalt der deutsch-jüdischen Geschichte, die wir in diesem Historienheft in vielen weiteren Facetten abbilden. Wir wollten damit kein antisemitisches Klischee bedienen, sollte der Eindruck entstanden sein, tut uns das leid. Das war nicht unsere Absicht.“ Das Bild zeige eine historische Straßenszene aus Berlin.
Erst vor zwei Wochen stand Der Spiegel in der Kritik, mit einem Artikel über jüdische Lobbyorganisationen antisemitische Klischees zu bedienen.
Von: Jonathan Steinert