Eigentlich könnten am Donnerstagmorgen alle über Apple sprechen. Der iPhone-Konzern hat angekündigt, einen neuen Standort in den USA zu bauen und zehntausende Stellen zu schaffen. Außerdem will er sein im Ausland geparktes Vermögen in die USA heimholen und darauf 38 Milliarden Dollar Steuern zahlen. Der Konzern reagiert damit auf die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump, die einen großen Erfolg für den Präsidenten und die republikanische Partei bedeutet. Der größte Arbeitgeber der USA, Walmart, hat nach der Reform den Mindestlohn erhöht und Boni für seine Mitarbeiter angekündigt.
Politische Siege für die Regierung Trumps – es gibt sie tatsächlich. Trump bewirkte die größte Deregulierung seit Ronald Reagan in den Achtzigerjahren, schreibt die Süddeutsche Zeitung; er besetzt dutzendfach Stellen an Bundesgerichten mit Konservativen, berichtet die FAZ. Ob man dies als Gewinn oder Verlust ansieht, obliegt der jeweiligen politischen Weltsicht. So oder so: Kaum einer spricht darüber, da Trump die Medien mit seinen absurden Twitter-Skandalen in Atem hält.
Medien genießen Opferrolle unter Trump
Trump selbst ist es, der die Öffentlichkeit von Apple ablenkt. Am Mittwochabend hat der Präsident von ihm erfundene Negativpreise an Journalisten verliehen, die „Fake Media Awards“. Das ist zunächst erneut kindischer Quatsch: Der mächtigste Mann der Welt beschädigt sein Amt, wenn er sich in dieser Weise auf einen Kleinkrieg mit den Medien einlässt. „Fake News“ ist ein Fachbegriff für erfundene Sensationsmeldungen, um damit durch Online-Werbung Einnahmen zu generieren. Es ist keine Bezeichnung für irrtümliche oder voreingenommene Berichterstattung. Diese zu kritisieren ist legitim, aber auch dabei macht der Ton die Musik. Mit der Behauptung, rennomierte Medien seien „Fake News“, verleumdet Trump eine ganze Branche – da hilft auch der Hinweis wenig, nicht alle Reporter seien schlecht:
Für kritische Worte bietet die Berichterstattung durchaus Anlass. Auf der Webseite der „Preise“ listet die republikanische Partei Fälle auf, wo Medien in der Tat grobe Fehler bei der Berichterstattung über Trump passiert sind. Teilweise haben sich die Journalisten dafür längst entschuldigt und Richtigstellungen veröffentlicht. Dass das Verhältnis zwischen Trump und der Presse so schlecht ist, ist wechselseitig bedingt. Einerseits haben sich viele Reporter regelrecht auf den Präsidenten eingeschossen, andererseits missversteht Trump jede kritische Nachfrage als persönliche Beleidigung.
Trump an negativen Berichten teils selbst schuld
Ein gutes Beispiel ist Trumps Lieblingsfeind, der Nachrichtensender CNN (Platz 3, 6, 7 und 9 bei den „Fake Media Awards“). Politisch war CNN immer in der Mitte zwischen dem konservativen Fox News und dem linken MSNBC angesiedelt. Seit Trumps Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten ist CNN deutlich in Opposition zu Trump gerückt. Beide Seiten haben dafür gesorgt, dass sich die Feindschaft hochschaukelt – Trump hat unangemessene und ehrrührige Beschimpfungen losgelassen, der Sender begann irgendwann, sich in seine Opferrolle hineinzusteigern. Jim Acosta etwa, der Korrespondent im Weißen Haus, ist ein erfahrener, guter und ehrlicher Journalist – doch allzu oft scheint er es mittlerweile zu genießen, sich in den Sozialen Medien mal wieder als Opfer Trumps zu präsentieren.
Trumps erneuter Angriff auf die Medien wird leider nicht zur Entspannung beitragen. Der Präsident stellt sein politisches Programm in den Schatten von Peinlichkeiten, die ein vernichtendes Bild abgeben. Er diskreditiert eine Branche in einer Art und Weise, die mit legitimer Kritik nichts mehr zu tun hat. Einen Teil der negativen Berichterstattung könnte Trump abstellen, indem er damit aufhört.
Von: Moritz Breckner