Larry Sanger, Mitbegründer der weltweit erfolgreichen Online-Enzyklopädie Wikipedia, hat auf seinem Blog verraten, wie er Christ wurde. Sanger wurde 1968 in eine lutherisch geprägten Familie geboren. Im Laufe seiner Jugendzeit entfernte er sich vom Glauben, da seine Familie irgendwann nicht mehr in die Kirche ging.
In seinem Blogeintrag vom 5. Februar 2025 berichtet Sanger von Situationen, in denen er mit seinen Eltern und Freunden über Gott und das Universum sprach. Er habe viele Fragen gehabt, die ihm sein Umfeld aber nur unzureichend beantworten konnte: „Ich brauchte wirklich Hilfe, um diese Dinge zu durchdenken. Aber der Pfarrer hatte keine klaren oder überzeugenden Antworten“, schreibt er.
Nach dieser Erfahrung ist Sanger überzeugt, dass „nur die an Gott glauben, denen an Neugier mangelt und die nicht in der Lage sind, schwierige Fragen zu beantworten“. Auf der Suche nach der Wahrheit begann er, Philosophie zu studieren. Sanger wollte Universitätsprofessor werden, um sich den Themen Irrationalismus, Nihilismus und Objektivität zu widmen. Anfangs sei er Agnostiker gewesen, weil er viele theistische Argumente als unzureichend empfunden habe. „Ich weiß nicht einmal was ‚Gott‘ bedeutet“, erklärt er.
Heirat und Geburt ändern ethische Ansichten
Später widmete er sich anderen Projekten wie der Gründung von Wikipedia 2001. Bis 2005 lehrte er an verschiedenen Universitäten. Die Geschichten in der Bibel habe er als „primitive Mythen- und Weisheitsliteratur aus der Bronzezeit” empfunden, „die auf reicher Vorstellungskraft, missverstandenen Emotionen und anderen natürlichen psychologischen Erfahrungen beruhten“.
Erst durch seine Heirat und die Geburt seiner Kinder, änderten sich seine Ansichten. Sanger hinterfragte zunehmend seine atheistische Haltung. 2010 begann er, seinen Kindern gelegentlich Bibelverse vorzulesen, ohne sie selbst tiefer zu verstehen. Mit der Zeit habe er erkannt, dass die Bibel viele seiner Fragen beantwortete.
2017 begann er, sich intensiv mit philosophischen Essays über Gott und die Bedeutung von Gut und Böse zu beschäftigen. 2019 stieß er auf den „Fall Epstein“ und das damit verbundene organisierte System von Kinderhandel und Pädophilie: „In was für einer Welt müssen wir leben, wenn unsere Institutionen so etwas ungestraft zulässt“, fragt der Amerikaner.
Ihm wurde klar, dass solche Fälle mit okkulten spirituellen Praktiken zusammenhängen könnten, was sein Interesse an der biblischen Lehre von Gut und Böse weckte. Die Bibel erschien ihm fortan als Antwort auf die tiefsten Fragen, die ihn bewegten. „Ich dachte, wenn ich etwas über Okkultismus lernen wollte, dann war es naheliegend, dass ich zuerst die Bibel von Anfang bis Ende lesen sollte, um einiges zu verstehen“, erklärte Sanger.
2020 bekannte sich Sanger öffentlich zu seinem Glauben an Gott und schrieb philosophische Aufsätze über Gott. „God Exists: A Philosophical Case for the Christian God“ (Gott existiert: Ein philosophischer Fall für den christlichen Gott) war der Anstoß zu einem geplanten Buch. Trotz seiner Überzeugung ist Sanger bisher noch kein Mitglied einer Kirche. Er habe noch „zu viele Fragen“ und fürchte, mit den Ansichten einer bestimmten Denomination an einzelnen Punkten nicht übereinzustimmen. Aber er fühle sich zunehmend dazu berufen, mit anderen Christen zu beten, schreibt er. Am Ende seines Blogeintrags formuliert er noch ausführlich, was genau seinen Glauben inhaltlich ausmacht. Und er betont: „Jeder sollte täglich die Bibel lesen.“