Bei diesem First-Person-Adventure-Computerspiel schlüpft der Spieler in die Rolle der jungen Nonne Indika. Eigentlich soll sie einen Brief von einem Kloster in ein anderes bringen – doch dieser Auftrag gerät schnell zur Nebensache. Auf ihrem beschwerlichen Weg muss Indika Rätsel lösen, alte Dampfmaschinen wieder ans Laufen bringen und beten. Dabei stellen sich ihr immer wieder Fragen nach Gott, Sünde und Erlösung. Und ständig nervt die Stimme des Teufels in ihrem Kopf, die sie nur durch Gebet zum Schweigen bringt. Das Ganze ist so skurril, dass es schon wieder Spaß macht.
Auch „kafkaesk“ würde passen. Denn ein gewöhnliches Spiel ist „Indika“ nicht. Als „eines der seltsamsten Spiele, die wir je getestet haben“ bezeichnen die Profis des Magazins „PC Games“ das Werk sowie „als eines der interessantesten“. Hier würden nicht nur existenzielle Fragen gestellt, sondern auch „Kritik an der russisch-orthodoxen Kirche“ geübt, heißt es weiter. Der „Tagesspiegel“ lobt, das Videospiel thematisiere kritisch als „eine Glaubenskrise in Russland“; die „taz“ nennt „Indika“ „eines der ungewöhnlichsten und faszinierendsten Spiele der letzten Jahre“, dessen Kreativität alle Genregrenzen sprenge. Ein eigener Test zeigt: Das Spiel ist tatsächlich sehenswert, nicht nur, weil Grafik und Spielspaß außergewöhnlich gut sind, sondern auch weil sich der Spieler inhaltlich mit Glaubensfragen auseinandersetzten muss.
Da hilft nur noch Beten
Das Setting von „Indika“ ist ein „alternatives Russland“ des frühen 19. Jahrhunderts. In der schneebedeckten Landschaft muss die Nonne eine Reise sowie zahlreiche Geschicklichkeitsaufgaben bestreiten. In ihrem Kopf stört sie immer wieder der Teufel: Er klagt sie an, verurteilt und verhöhnt sie. Da hilft nur noch beten.
Im Laufe der Geschichte geht es immer skurriler zu. Indika muss teilweise völlig sinnlose Aufgaben erfüllen, auf einem Dampfmaschinen-Motorrad vor Soldaten flüchten, eine Vergewaltigung verhindern und Fischen ausweichen. Wegen sexualisierter Gewalt ist das Spiel erst ab 18 Jahren freigegeben. Und auch den Humor kann man als sehr dunkel bezeichnen.
Beim Spiele-Vertreiber Steam überwiegen die positiven Bewertungen der Nutzer: Über 2.000 Rezensenten beurteilen das Game als „sehr positiv“. Das Spiel, das Anfang Mai erschien, kostet 24,99 Euro. Die Entwickler unter dem Namen „Odd Meter“ sind Russen, die offen den Krieg gegen die Ukraine verurteilt haben und nach Kasachstan geflohen sind.
Die Grafik dieses First-Person-Adventures ist äußerst sehenswert, der Spieler fühlt sich schnell in das frostige Russland versetzt, der Spielspaß bleibt durchgängig überraschend, und auch wenn vieles kafkaesk wirkt, fesselt der Spielspaß bis zum Schluss. Um das normale Leben einer Nonne im Kloster geht es hier nicht. Zusammen mit ihrem Begleiter, einem einarmigen Soldaten, diskutiert Indika auf ihrem Weg durch den Schnee immer wieder philosophische und theologische Fragen. Haben Tiere eine Seele? Warum sündigen Menschen? Gibt es einen Teufel? Und die Hölle? Und was im Leben ist von Gott vorherbestimmt, was entscheiden wir selbst? Allerdings werden hier mehr Fragen gestellt als beantwortet.
Die Nonne Indika gehört der orthodoxen Kirche an, entsprechend muss sie Reliquiare und Heiligenbilder sammeln, regelmäßig zündet sie eine Kerze an und bekreuzigt sich. Doch kongruent mit anderen christlichen Denominationen findet die junge Frau stets Trost und Schutz in ihrem Glauben. Ein Spiel, das bisweilen herausfordert, aber aufgrund seines theologischen Hintergrundes und der skurrilen Handlung – zumindest für Erwachsene – empfehlenswert ist.