Desinformation ist ein gesellschaftliches Problem. Das zeigt eine gemeinsame Studie des Nürnberger Instituts für Marktentscheidungen (NIM) und dem „BR24 #Faktenfuchs“. Demnach nehmen zwei Drittel der Befragten Falsch- und Desinformation als großes gesellschaftliches Problem wahr. Für jeden Zehnten stellen sie hingegen kein Problem dar. Jeder Zweite aus der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen sieht in Fake News ein (sehr) großes Problem, bei den über 60-Jährigen liegt dieser Wert bei circa 80 Prozent.
Irreführende Meldungen sind dafür bei Jüngeren sehr viel häufiger Auslöser für einen Streit im privaten Umfeld. Etwas weniger als 40 Prozent der 18 bis 39-Jährigen gaben an, wegen Falschinformationen mit Freunden oder Familie im Clinch gelegen zu haben. Der Anteil der über 60-Jährigen liegt deutlich unter 20 Prozent. Insgesamt waren Desinformationen bei etwa jedem vierten Befragten bereits Auslöser für Streit im privaten Umfeld.
Jeder Vierte findet: die Öffentlich-Rechtlichen verbreiten Fake News
Die deutliche Mehrheit der Befragten ist der Ansicht, dass Falsch- und Desinformationen vor allem von Alternativmedien und Influencern verbreitet werden. Etwa zwei Drittel der Befragten teilt diese Meinung. Jeder Vierte meint aber auch, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk und überregionale Tages- und Wochenzeitungen am stärksten Falsch- und Desinformationen verbreiten. Dies ist sowohl bei Menschen mit Abitur und hohem Einkommen als auch Geringverdienern und Personen mit niedrigem Schulabschluss der Fall.
Die Studie zeigt auch, dass Falsch- und Desinformationen den Umgang mit Medien verändern. 42 Prozent geben an, Nachrichten und deren Quellen genauer zu überprüfen. Vier von zehn Befragten erklärten, dass sie Medien und Social-Media-Plattformen allgemein weniger vertrauen. 17 Prozent verlassen sich nur noch auf Nachrichten aus bestimmten, für sie glaubwürdigen Quellen. Um den Wahrheitsgehalt zu überprüfen, setzen die Nutzer auf die Recherche via Suchmaschine.
Fake News spaßeshalber teilen
Nur eine Minderheit geht selbst aktiv gegen Falsch- und Desinformationen vor. 42 Prozent der Befragten ignorieren diese oder tun nichts (31 Prozent). Jeder Fünfte warnt andere Nutzer, etwa mit Hilfe des Kommentarfelds, vor Fake News. 17 Prozent haben sich schon einmal beim Betreiber des Mediums oder der Plattform gemeldet. Jeder Zehnte hat Desinformationen schon mal spaßeshalber geteilt.
72 Prozent der Umfrageteilnehmer wünschen sich ein stärkeres Vorgehen gegen Falsch- und Desinformation. 36 Prozent meinen, dass gegen Falsch- und Desinformationen viel getan werden kann. 55 Prozent sehen die Plattformen in der Pflicht, die Verbreitung zu unterbinden. Vier von zehn finden, dass es Aufgabe von Journalisten ist, Behauptungen und Gerüchte zu überprüfen. Auch der Staat bzw. eine Behörde sowie Privatpersonen werden von vielen Befragten in die Pflicht genommen.
Die Daten für die Studie wurden im März 2024 erhoben. Dazu wurden 2.012 Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 74 Jahren befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung dieser Altersklasse.