Weniger Teilnehmer, weniger Protest

Gegen Abtreibung und für das Lebensrecht Ungeborener sind am Samstag tausende Menschen in Berlin auf die Straße gegangen. Der heftige Widerstand vergangener Jahre gegen den „Marsch für das Leben“ blieb in diesem Jahr aus.
Von Martin Schlorke
Marsch für das Leben 2022

Die Stimmung der Polizisten war angespannt, als sich am Samstag gegen 14 Uhr der „Marsch für das Leben“ vom Brandenburger Tor in Berlin aus in Bewegung setzte. In den vergangenen Jahren war es am Rande des Aufzugs der Lebensschützer zu zahlreichem und lautstarkem Gegenprotest aus dem linken Lager gekommen. Auch in diesem Jahr waren mehrere Demonstrationen und Veranstaltungen in Berlin-Mitte angemeldet. Zudem rechneten die Beamten mit weiterem unangemeldetem Protest. Insgesamt hat die Polizei daher 1.350 Einsatzkräfte im Zentrum Berlins aufgeboten.

Foto: PRO/Martin Schlorke
„Jeder verdient einen Geburtstag“
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Bereits zum Auftakt der Demonstration der Lebensschützer auf dem Platz des 18. März hinter dem Brandenburger Tor musste die Polizei erstmals eingreifen. Eine Schweigeminute für abgetriebene Kinder, zu der der ehemalige Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und amtierende stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht, Hartmut Steeb, aufgerufen hatte, wurde von Gegendemonstrantinnen gestört. Diese hatten sich unter die mehrheitlich christlichen Lebensrechtler gemischt und riefen: „My Body, my Choice, raise your voice“ (Mein Körper, meine Entscheidung, erheb deine Stimme). Ohne großen Widerstand haben sich die Personen aber nach Aufforderung der Polizei entfernt.

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Für Hartmut Steeb ist Lebensschutz „frauenfreundlich“

Zuvor hatte das Bundestagsmitglied Hubert Hüppe (CDU) vor den schätzungsweise rund 3.000 Demonstranten gesprochen – die Veranstalter rechneten mit 9.000. Veranstalter des Marsches für das Leben ist der Bundesverband Lebensrecht. 2021 nahmen rund 4.500 Teilnehmer an der Demonstration teil.

Hüppe bezeichnete das Recht auf das Leben „als das wichtigste Grundrecht“. Für ihn sei „Lebensschützer“ kein Schimpfwort, sondern etwas Gutes. Hüppe übte in seiner Rede auch Kritik an der laufenden Debatte über assistierten Suizid und warnte, durch eine Zulassung von Leihmutterschaft, „Frauen zu Gebärmaschinen zu machen“.

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Kritisiert die Debatte um den assistierten Suizid: Hubert Hüppe

Steeb betonte ebenfalls die positive Konnotation von Lebensschutz. Wer sich für das ungeborene Leben einsetze, handle „frauenfreundlich“.

Wenig Gegenprotest

Als sich der Menschenzug in Bewegung setzte, dauerte es nicht lange bis zum ersten Zwischenfall. Bereits „Unter den Linden“, wenige Meter vom Brandenburger Tor entfernt, versuchten Gegendemonstranten mit einer Sitzblockade den Zug der Lebensrechtler durch die Berliner Innenstadt zu unterbinden. Polizeibeamte lösten die Blockade allerdings umgehend auf. Der weitere Verlauf der Lebensrechtsaktion verlief dann weitgehend ruhig. Der lautstarke Protest aus vergangenen Jahren an der abgesperrten Aufzugstrecke blieb in diesem Jahr nahezu aus. Nur vereinzelt störten kleine Gruppen mit Trillerpfeifen und Parolen wie: „Hätt‘ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben“ oder „Kondome, Spirale, Linksradikale“.

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Bunter und schriller Gegenprotest blieb dieses Jahr die Ausnahme
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Paragraf 218 regelt die Strafen auf Abtreibung
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Eine Ursache für die geringe Mobilisierung des Gegenprotestes an der Strecke war eine Demonstration des Bündnis „What the Fuck“. Deren Veranstaltung mit 500 Teilnehmern, die für ein Recht auf Abtreibung demonstrierten, begann bereits 12 Uhr. Der anschließende Aufzug führte vom „Marsch für das Leben“ weg.

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Gegenprotest im Vorfeld des „Marsches für das Leben“
Foto: PRO/Martin Schlorke
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Nach ihrem Zug durch die Berliner Innenstadt wurden die Lebensrechtler beim Rückweg zum Brandenburger Tor durch eine Sitzblockade behindert. Auf Höhe des Bundesrates in der Leipziger Straße kauerten sich etwa zehn Gegendemonstranten mit verschränkten Armen auf die Straße. Der Demonstrationszug musste stoppen, bis die Polizei unter lautstarkem Protest der Gegendemonstranten die Sitzblockade auflöste.

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Sitzblockade auf Höhe des Bundesrates
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Auch in der Schweiz sind am Wochenende Menschen für das Recht auf Leben auf die Straße gegangen. Auf dem Marktplatz von Zürich-Oerlikon versammelten sich am Samstag nach Angaben der Veranstalter rund 1.000 Teilnehmer beim „12. Marsch fürs Läbe“. Der Zug durch die Stadt fand demnach wegen Blockaden linksextremer Kreise verspätet und unter großem Polizeiaufgebot statt.

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9 Antworten

  1. Warum ist die Mehrheit der Bilder im Artikel vom Gegenprotest, wenn dieser wiederum kaum eine Rolle gespielt haben soll?

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  2. Der Tägliche Massenmord an ungeborene Babys ist ,so wie ich es seit Jahren wahr nehme , bei uns Christen kein Thema.
    Es gibt sicher vereinzelt Geschwister die unserem HERRN auch mal sagen was ER dagegen tun soll, aber selber aktiv werden nein. Wer ein Smartphone hat,hat die Möglichkeit Millionen Menschen zu erreichen. Aber davor steht die Lauheit und Laschheit.

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  3. Die mengenmäßige Auswahl der Fotos und der Kommentar selbst lösen bei mir den Gedanken aus ob es statt einer ausführlichen Information über die positiven Beiträge beim Marsch für das Leben eher ein Bericht über die Gegendemonstrationen ist. Vielleicht liegen auch die Sympathien von Herrn Schlorke eher auf dieser Seite. Was mir als Teilnehmer aufgefallen ist das die evangelische Kirche wie jedes Jahr nicht besonders präsent war. Das Christen sich nicht für das Thema interessieren nehme ich zur Kenntnis, wenn aber wie auf einem Foto zu sehen Christen GEGEN den Marsch für das Leben sind erschließt sich mir das nicht. Der Marsch war friedlich und die Teilnehmer haben an manchen Stellen mit dem Singen von christlichen Liedern auf den Gegenprotest reagiert. Ja, der Zug mußte kurzzeitig stoppen, aber die Polizei hatte dankenswerter Weise alles im Griff. Der Veranstalter selbst sprach von eher 4000 Teilnehmern.

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  4. Es ist schon interessant welche Bedeutung dieses Thema hat. Es ist ja schön wenn Hartmut Steeb eine Aufgabe im Ruhestand gefunden hat, aber wo sind eigentlich aktive Verantwortliche aus dem evangelikalen Bereich zu diesem Thema?

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    1. Ich erlaube mir klarzustellen, dass das Engagement im Lebensrecht nicht eine Aufgabe ist, die ich im Ruhestand gefunden habe. Ich habe vor über 40 Jahren in Stuttgart den ersten 24-Stunden-rund-um-die Uhr erreichbaren Notrufdienst für Schwangerschaftskonflikte initiiert, bin seit über 25 Jahren Vorsitzender des Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen und habe 2001 als Sprecher der „Arbeitsgemeinschaft Lebensrecht“ daraus den Bundesverband Lebensrecht wesentlich mitinitiiert, ebenso 2002 den Marsch für das Leben, damals „1000 Kreuze für das Leben“.
      Ich bin dankbar, dass auch in diesem Jahr der Vorsitzende der Evangelischen Allianz in Deutschland, Ekkehart Vetter, dabei war, ebenso erstmal auch mein Nachfolger als Generalsekretär der Evangelischen Allianz in Deutschland, Dr. Reinhardt Schink. Sie wurden auch offiziell begrüßt. Der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, Ansgar Hörsting, der diesmal nicht dabei sein konnte, sonst aber schon mehrfach dabei war, hat ein unterstützendes Grußwort gesandt. Der 1. Vorsitzende von idea, Helmut Matthies, war ebenso da wie sein Stellvertreter Johannes Holmer. Ansonsten ist völlig richtig, dass es da noch viel Luft nach oben gibt.
      Hartmut Steeb

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      1. Vielen Dank, Hartmut Steeb, für die Hinweise und die Korrektur. Auch dass Sie sich wie andere im Ruhestand einsetzen soll keine Kritik sein. Nur wenn aktive Pastoren und aktive Führende von Bewegungen selbst zu dem Thema einladen, selbst hingehen und ihre Schäfchen motivieren mitzugehen hat das eben einen guten Vorbildcharakter. Und: in vielen Gemeinden gibt es dazu nur eines: Schweigen. Ich erinnere mich aus letzten ca. 20 Jahren Leben in Freikirchen an keine Predigt, wo dies Inhalt war. Menschenrechte, Christenverfolgung, Prostitution usw., alles war mal da. Wenn das Lebensrecht ungeborener Kinder in unseren Gemeinden nur selten eine Rolle spielt brauchen wir uns nicht wundern, dass dies dann nicht zu mehr Teilnehmern an Demos führt geschweige denn in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, dass hier eine Minderheit mit guten Argumenten etwas anderes vertritt wie der Mainstream.

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  5. Als Christin bin ich gegen den Marsch fürs Leben steht auf einem Plakat zu lesen diese Aussage bringt ja nichts wenn es dazu keine Aussage gibt warum!

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  6. Nun, man sollte bei dieser Frage darauf hinweisen, wer den Wert des Lebens gibt, nämlich Gott. Das muß auf alles Leben angewendet werden, egal ob fallende Soldaten, hungernde Kinder, ertrinkende Wirtschaftsmigranten, Flüchtlinge oder eben ungeborene Kinder. Als Christ wissen wir, daß es kein ungewolltes menschliches Leben gibt, bekannt ist die Stelle, daß der HERR uns schon kannte, bevor wir im Mutterleib geformt wurden. Es ist Fakt, daß nur in rund 4% der Abtreibungsfälle Gründe wie Gefahr für Leib und Leben der werdenden Mutter, Inzest oder Vergewaltigung die Ursache ist. Alles andere ist purer Egoismus, wie übrigens bei allen Sünden, auch den meinen. Aber wir sollten als Christen nicht verurteilen, daß kann der Schöpfer ganz gut ohne uns. Und wer der Bibel wirklich glaubt, der weiß, daß wir uns für unsere Taten, Worte und sogar Gedanken vor Gott verantworten müssen. Wir können aber all unsere Sünden bekennen, Jesus als unseren Retter annehmen. Darauf zu verweisen, auf seine Gnade hinzuweisen, das Evangelium zu verkünden, das ist unser Auftrag, aber nicht zu urteilen und zu verurteilen. Natürlich ist Abtreibung eine Sünde, aber nur eine von vielen. Wer das nicht glaubt, seine eigene Erlösungsbedürftigkeit durch Jesus nicht erkennt, sondern nur die Sünden anderer anklagt, der ist kein Christ, ebensowenig, wer meint, einfach weiter sündigen zu können und auf billige Gnade zu hoffen, aber ebensowenig. Sind wir für die da, die ihr Fehlverhalten bereuen und machen sie mit Jesus bekannt. Und wir sollten auch für die beten, die ihr sündiges Verhalten gar nicht erkennen.

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  7. Wo waren wieder einmal Spitzenvertreter der EKD? Glanz durch Abwesenheit…
    Lebensschutz beinhaltet nicht nur, Ertrinkende im Mittelmeer zu retten, sondern, direkt vor der Haustüre,
    Ungeborene im Mutterleib. Aber das kriegt die EKD eben nicht zusammen… Leider.

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