Weniger Medienvertrauen im Osten

In den neuen Bundesländern ist das Vertrauen in die Medien deutlich geringer als in der Gesamtbevölkerung. Das zeigt eine Allensbach-Umfrage.
Von Norbert Schäfer
Der RTL/ntv-Trendbarometer offenbart: Die Kirchen haben an Vertrauen verloren.

In Ostdeutschland ist das Vertrauen in die Medien „signifikant“ geringer als in der Gesamtbevölkerung. Das geht aus einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach für den Medienverband der freien Presse (MVFP) hervor.

Gefragt nach der Vertrauenswürdigkeit von Informationsquellen schätzten 77 Prozent der Bevölkerung öffentlich-rechtliches Fernsehen als „vertrauenswürdig“ oder „besonders zuverlässig“ ein. In Ostdeutschland vertraten diese Ansicht deutlich weniger Menschen, nämlich 67 Prozent. Deutlich macht sich der Unterschied hinsichtlich der Glaubwürdigkeit auch bei regionalen Tageszeitungen (Bevölkerung insgesamt: 65 Prozent, Ostdeutschland: 53 Prozent) und öffentlich-rechtlichen Radiosendern (Bevölkerung insgesamt: 64 Prozent, Ostdeutschland: 48 Prozent).

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Am deutlichsten ist der Unterschied laut der Umfrage bei der Einschätzung der Glaubwürdigkeit überregionaler Tageszeitungen. Jeder Zweite (57 Prozent) hält die überregionale Tagespresse für vertrauenswürdig oder zuverlässig, in Ostdeutschland nicht einmal jeder Dritte (29 Prozent). Umgekehrt sind die Vorzeichen bei der Vertrauenswürdigkeit von persönlichen Gesprächen. Sieben von zehn Ostdeutschen (70 Prozent) halten diese für vertrauenswürdig, in der Gesamtbevölkerung tun das 59 Prozent.

Renate Köcher, die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, riet laut einer Presseinformation bei einer Online-Diskussionsveranstaltung des MVFP den Medienhäusern, sich „intensiv mit den Lebensrealitäten der Menschen zu beschäftigen – dies stärkt die Glaubwürdigkeit, und das ist gerade auch in Ostdeutschland notwendig.“

Zuwanderung, Islam und AfD spalten die Gesellschaft

Die repräsentative Umfrage unter 1.093 Bürgern ab 16 Jahren offenbart auch, dass die Gesellschaft in Deutschland bei vielen Themen gespalten ist. Fast drei Viertel der Befragten (73 Prozent) vertraten diese Ansicht. Im Westen beunruhigt das 47 Prozent stark, im Osten sogar 57 Prozent der Befragten. Mehr als zwei Drittel der Bürger (67 Prozent) nehmen die Polarisierung der Gesellschaft als eine ernsthafte Gefahr für die Demokratie wahr. Lediglich 14 Prozent sehen darin keine ernsthafte Gefahr. Nach Wahrnehmung der Befragten (88 Prozent) stehen sich die Meinungen vor allem beim Thema Zuwanderung oft unversöhnlich gegen. Laut der Studie gilt dies auch für den Umgang mit dem Islam und Muslimen (82 Prozent), der AfD (81 Prozent), Israel (74 Prozent) und Russland (71 Prozent).

Die Umfrage unterstreicht aber auch die Bedeutung von unabhängigem Journalismus und den Medien als Vertrauensanker für das Funktionieren der Demokratie und der Gesellschaft. 91 Prozent der Befragten werteten Journalismus als „sehr wichtig“ (56 Prozent) oder „wichtig“ (35 Prozent) für das Funktionieren der Demokratie. Dies gilt mit minimaler Abweichung auch für die Gesellschaft („sehr wichtig“: 53 Prozent; „wichtig“: 35 Prozent). Eine Keilwirkung haben der Studie zufolge soziale Medien. 89 Prozent der Befragten vertraten die Ansicht, dass soziale Medien die Spaltung der Gesellschaft verstärken. Weniger als die Hälfte der Befragten teilten diese Einschätzung für Zeitungen (42 Prozent) oder das öffentlich-rechtliche Fernsehen (36 Prozent). Nach Einschätzung von 89 Prozent der Bevölkerung verstärken soziale Netzwerke, Influencer und die Plattform X (jeweils 86 Prozent), die Spaltung der Gesellschaft.

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