Die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) und das European Freedom Network (EFN) haben das globale Netzwerk „World Freedom Network“ (WFN) gegen Menschenhandel ins Leben gerufen. Das geht aus einem Bericht des spanischen Portals Evangelical Focus hervor. Demnach sind rund 43 Millionen Menschen weltweit in einer modernen Form der Sklaverei gefangen. Frauen, Männer und Kinder würden täglich ausgebeutet und ge- und verkauft zum ökonomischen Nutzen anderer, teilten die Verantwortlichen von WFN mit. Das neue Netzwerk verbindet verschiedene Organisationen und Experten. Es soll die Kirche besser in die Lage versetzen, diesem Thema mehr Aufmerksamkeit zu schenken und zu helfen.
Leanne Rhodes, die bislang Leiterin des EFN war, soll die globale Koordinierung des Netzwerkes leiten. „Menschenhandel ist ein global organisiertes Verbrechen, und wir müssen es ebenso global bekämpfen“, sagte Rhodes anlässlich ihrer Ernennung. Das neu gegründete „World Freedom Network“ sei ein wichtiger Teil dieser Arbeit und könne Christen und kirchliche Organisationen miteinander verknüpfen, die auf diesem Gebiet arbeiten. „Wir können viel mehr erreichen, wenn wir alle zusammenarbeiten“, betonte Rhodes. Für sie ist klar: „Als Jesusnachfolger müssen wir uns bei den Aktionen gegen Menschenhandel engagieren. Mit über 600 Millionen evangelikalen Christen auf der ganzen Welt können wir viel Gutes erreichen, damit dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein Ende hat.“ Die gebürtige Australierin Rhodes, die in Portugal lebt, gründete die Organisation „Abolishion“, die sich gegen Sklaverei einsetzt.
Schirrmacher: „Evangelikal“ bereits im 19. Jahrhundert mit Kampf gegen Sklavenhandel verbunden
Menschenhandel ist ein komplexes Problem, das viele Teile der Erde betrifft. In manchen Ländern werden eher Arbeiter versklavt, in anderen ist das Problem eher Zwangsprostitution. In Europa hat das EFN eine Aufklärungskampagne mit dem Namen „Don’t Shut Your Eyes” (Verschließt nicht eure Augen!) ins Leben gerufen, die betont, dass Pornografie den Menschenhandel verstärkt. Die Experten von EFN informieren, wie und wo man Menschenhandel erkennt.
Das Netzwerk WFN soll regionale Gruppen ins Leben rufen und hilft bereits bestehenden, mit anderen zusammenzuarbeiten. Laut Evangelical Focus kann die Organisation dabei auf das Netzwerk der WEA zurückgreifen, das Kirchen und Gemeinden in 143 Ländern verbindet.
Der Generalsekretär der WEA, Thomas Schirrmacher, erklärte, dass das Wort „evangelikal“ zum ersten Mal im 19. Jahrhundert in Großbritannien auftauchte und jene Christen bezeichnete, die sich gegen Sklaverei einsetzten. Die WEA habe dieses Erbe übernommen, als sie 1846 in London gegründet wurde, so Schirrmacher. Der Theologe sagte anlässlich der Gründung von WFN: „Als ich für mein Buch über Menschenhandel recherchierte, war ich erstaunt zu sehen, wie nah wir heute mit unseren Zielen jenen der Christen vor 175 Jahren sind.“
Schirrmacher erinnerte daran, dass das bekannte Lied „Amazing Grace“, geschrieben von einem ehemaligen Sklavenhändler, zu einer Art Hymne der Evangelikalen geworden sei. Die Weltweite Evangelische Allianz bekämpfe das Problem bereits seit vielen Jahren etwa in der „Human Trafficking Task Force“ und in der Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen, so Schirrmacher. Er fügte hinzu: „Wir wissen zwar, dass der Kampf gegen Menschenhandel kein Sprint ist, sondern eher ein Marathon. Aber wir Evangelikale werden weiter an der Front stehen und für all jene kämpfen, die der schlimmen modernen Sklaverei zum Opfer gefallen sind.“