Welt-Autor Thomas Schmoll berichtet, dass der Iran als erstes Land der Welt aus Sicherheitsgründen ein Verbot des Smartphone-Spiels Pokémon Go verhängen könnte. Auch die oberste islamische Autorität in Malaysia will das Spiel offenbar verbannen. Die dortigen Muftis wollten die Bevölkerung davor bewahren, von dem Spiel verdorben zu werden. Rund 20 Millionen der rund 30 Millionen Einwohner Malaysias sind Muslime, der Islam ist Staatsreligion.
Nachdem Medien berichtet hatten, Saudi-Arabien wolle die japanischen Fantasie-Figuren wegen Vielgötterei und der Idee der Evolution verbieten, machte die Meldung weltweit die Runde. Dabei gab es bereits im Jahr 2001 eine saudi-arabische Fatwa, gegen das Pokémon-Kartenspiel, berichtet die Welt.
Das in Mekka ansässige Nachrichtenportal Arab News berichtete im Juli, Saudi-Arabien habe die 15 Jahre alte Fatwa „ausdrücklich erneuert“. Aber der Rat der Höchsten Religionsgelehrten Saudi-Arabiens bestritt, eine neue Fatwa über das Pokémon-Spiel veröffentlicht zu haben. Tatsächlich steht die Fatwa mit der Nummer 21.758 in der Version von 2001 auf der Website des höchsten religiösen Gremiums des Königreichs. Wer darüber lächele, der verhalte sich in etwa so wie jemand, der „wie Millionen Menschen der aufgeklärten westlichen, christlichen Welt nicht verstehen, warum Katholiken an der jungfräulichen Geburt festhalten“, erklärt der Journalist Schmoll die Bedeutung der Fatwa und fügt hinzu: „Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Glaubenssache.“
Im Rechtsgutachten heißt es, das Kartenspiel Pokémon beinhalte viele religiöse Verletzungen einschließlich Polytheismus und Glücksspiel. Außerdem erkannten die religiösen Gutachter eine häufige Verwendung des Begriffs „Evolution“. Denn ein Pokémon verwandele sich oft in eine andere Form. Ebenso verurteilen die Geistlichen die Verwendung von Symbolen „abtrünniger Religionen und Organisationen“ – gemeint sind damit das christliche Kreuz und der Davidstern. Fast auf jeder Spielkarte kämen diese Symbole vor, lautet das Urteil, so wie Winkel und Dreiecke des Freimaurertums sowie einer japanischen Naturreligion, die ausdrücklich Vielgötterei propagiert.
Ein Sprecher des Spieleherstellers Nintendo erklärte in der BBC, sein Unternehmen habe beim Entwurf des Spiels keine religiösen Symbole im Sinn gehabt.