Nordkorea belegt Rang 1 bei der weltweiten Christenverfolgung. Das geht aus dem Weltverfolgungsindex (WVI) 2024 des Hilfswerks Open Doors hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Die Diktatur erreicht 96 Punkte von 100 möglichen Punkten in der Bewertung. Im Vorjahr betrug die Punktzahl Nordkoreas 98 Punkte. Dennoch bleibt Nordkorea trauriger Spitzenreiter.
Doch trotz der Repressionen „durchdringen neue Triebe des christlichen Glaubens immer wieder die Decke der unerbittlichen Unterdrückung“, heißt es von Open Doors zum Weltverfolgungsindex.
Die wichtigsten Zahlen im Überblick
- 4.998 Christen weltweit wurden wegen Ausübung ihres Glaubens getötet (2023: 5.621)
- Von physischer Gewalt oder Todesdrohungen waren 42.849 Christen betroffen (2023: 29.411)
- 431 Angriffe auf Häuser von Christen (2023: 4.547)
- 716 Christen wurden aus ihren Häusern vertrieben oder mussten abtauchen (2023: 124.310)
- 365 Millionen Christen weltweit sind wegen ihres Glaubens mindestens in hohem Maße Verfolgungund Diskriminierung ausgesetzt
Auf den Plätzen zwei bis vier des Weltverfolgungsindex 2024 befinden sich mit Somalia, Libyen und Eritrea drei afrikanische Länder. Mit Nigeria (Platz 6) und Sudan (Platz 8) sind zudem zwei weitere afrikanische Staaten unter den zehn Ländern mit der meisten Verfolgung.
Gewalt gegen Christen in Afrika habe größtenteils islamistischen Hintergrund, erklärt Open Doors. Dieser Trend habe sich in den vergangenen Jahren weiter verstärkt. So stuft der Weltverfolgungsindex 2024 in 26 Ländern südlich der Sahara die Verfolgung und Diskriminierung von Christen mindestens als „hoch“ ein. In 15 dieser Länder weist die Unterkategorie Gewalt sogar einen „extrem hohen“ Wert auf.
Weltverfolgungsindex 2024: Weltmächte Schuld an Situation in Afrika
Zwar – so betont Open Doors – seien die Ursachen für die Verschlechterung der Situation für Christen in Afrika vielfältig, aber vor allem der Einfluss aus China und Russland mache sich negativ bemerkbar. So stärke China zunehmend autokratische Regime durch Infrastruktur, Technologie und Ausbildung. Russland dagegen vertrete sein Interesse vor allem durch die paramilitärische Organisation „Gruppe Wagner“. China belegt im Weltverfolgungsindex 2024 den 19. Platz. Russland ist nicht unter den ersten 50 Ländern gelistet.
Neben den beiden Weltmächten ist islamistische Gewalt der Hauptfaktor für die Verfolgung von Christen, die von dschihadistischen Gruppen ausgeht und durch politische Instabilität befördert wird.
So wurden beispielsweise bei Gewaltausbrüchen laut Open Doors in Nigeria zwischen April und Juli 2023 315 Christen getötet. Mehr als 18.000 Menschen – fast ausschließlich Christen – wurden vertrieben. Insgesamt beläuft sich die Zahl von nigerianischen Christen, die wegen ihres Glaubens getötet worden, auf 4.118. In Äthiopien, das der Weltverfolgungsindex 2024 auf Platz 32 listet, stieg die Zahl der Angriffe auf Kirchen und öffentliche christliche Einrichtungen wie Schulen im Jahresvergleich von 22 auf 284.
Rangliste des Weltverfolgungsindex 2024 – die ersten zehn Plätze
- Nordkorea (96 Punkte)
- Somalia (93 Punkte)
- Libyen (91 Punkte)
- Eritrea (89 Punkte)
- Jemen (89 Punkte)
- Nigeria (88 Punkte)
- Pakistan (87 Punkte)
- Sudan (87 Punkte)
- Iran (86 Punkte)
- Afghanistan (84 Punkte)
Plätze 11 bis 20 des Weltverfolgungsindex 2024
11. Indien (83 Punke)
12. Syrien (81 Punkte)
13. Saudi-Arabien (81 Punkte)
14. Mali (79 Punkte)
15. Algerien (79 Punkte)
16. Irak (79 Punkte)
17. Myanmar (79 Punkte)
18. Malediven (78 Punkte)
19. China (78 Punkte)
20. Burkina Faso (75 Punkte)
Massive Verfolgung auch in Asien
Unverändert auf Platz 11 des Weltverfolgungsindex 2024 steht Indien. Während sich in einigen Landesteilen die Situation verbessert habe, sei sie in anderen „rapide“ schlechter geworden. Das Epizentrum der Gewalt gegen Christen sei der nordöstliche Bundesstaat Manipur gewesen. Dort hat eine aufgewiegelte Volksmenge hunderte Kirchen attackiert. Dabei wurden mehr als 100 Christen ermordet, Zehntausende vertrieben und mehrere hundert Kirchen zerstört. Insgesamt wurden in Indien 160 Christen wegen ihres Glaubens ermordet – im Vorjahr waren es 17.
China unterstützt derweil nicht nur Regime in Afrika, sondern bekämpft auch weiterhin im eigenen Land die freie Religionsausübung. So habe China im vergangenen Jahr 10.000 Kirchen schließen lassen. Am stärksten betroffen von Kirchenschließungen sind die sogenannten „Hauskirchen“. Diese hätten ein starkes Wachstum erlebt, sodass sie für ihre Gottesdienste auf gemietete Büroetagen oder Hotels ausweichen mussten. Die Behörden haben das häufig – auch im Zuge von Corona-Maßnahmen – unterbunden und auch nach der Pandemie nicht aufgehoben.
Die Daten für den Weltverfolgungsindex 2024 liefern Open Doors nach eigenen Angaben betroffene kirchliche Netzwerke, regionale Menschenrechtsanwälte, Analysten sowie Experten von Open Doors International. Der Berichtszeitraum liegt zwischen Oktober 2022 und September 2023. Die Einhaltung der Methodik des Weltverfolgungsindex wird durch das Internationale Institut für Religionsfreiheit geprüft und zertifiziert.