"Familie ist normal" – die These der Tageszeitung "die Welt" klingt simpel, zeigt aber eine Realität, die in den Medien kaum präsent ist. Das zumindest nimmt der Autor Eckhard Fuhr an. Obwohl noch immer 77 Prozent aller Kinder in Deutschland bei verheirateten Eltern lebten und zwei Drittel aller Ehen hielten, machten die Medien aus diesen Zahlen oft Negativschlagzeilen. "Ein Drittel aller Ehen wird geschieden", hieße es dann oder "Immer seltener wachsen Kinder in Deutschland bei verheirateten Eltern auf". Zwar nähme die Zahl alternativer Lebensgemeinschaften zu, ein wahres "Wunder" sei aber, "dass die Familie das alles bisher nicht nur überlebt hat, sondern sie heute auch eine lange nicht gekannte Wertschätzung genießt". Das werde von den Medien gerne übersehen.
Nichteheliche und gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften setzten alles daran, der Ehe so ähnlich wie möglich zu werden. "Auch dass jede dritte Ehe geschieden wird, ist eigentlich kein Beweis für die Schwäche dieser Institution. Eher im Gegenteil: Es ist erstaunlich, dass zwei Drittel der Ehen halten, obwohl der ökonomische Zwang, zusammenzubleiben, immer geringer wird und eine Scheidung nicht im Geringsten mehr ein gesellschaftlicher Makel ist."
Während die Medien die Familie als "Auslaufmodell" bezeichneten, Frauenrechtler einen Niedergang dieser "Zwangsgemeinschaft" kommen sähen und Konservative klagten, den Jungen fehlten Rollenvorbilder, sehe die Realität anders aus: "Die Familien setzen sich produktiv mit der Alterung der Gesellschaft auseinander. Sie tragen den Großteil der Lasten und streichen die Gewinne ein durch gewonnene Zeit und Einkommen. Rüstige Großeltern sponsern die Bildung der Enkel oder übernehmen die Pflege der Urgroßeltern", beschreibt die "Welt" und fordert: "Es ist an der Zeit, diese ganz normale Lebenskunst gewöhnlicher Bürger zu würdigen." (pro)