Seit zwei Tagen haben sich die Proteste in mehreren islamischen Staaten gegen die Mohammed-Karikaturen und gegen Dänemark verschärft. Während die Proteste bis zum Montag friedlich verliefen, riefen nun mehrere Islamisten zu Gewalt auf. In Kuwait-Stadt protestierten am Samstag Hunderte von Demonstranten vor der dänischen Botschaft gegen die zwölf Karikaturen.
Die dänische Zeitung „Jyllands-Posten“ hatte vergangenes Jahr dazu aufgerufen, Karikaturen des moslemischen Propheten Mohammed einzusenden. Am 30. September veröffentlichte sie 12 dieser Zeichnungen. Eine zeigt den Propheten als Terroristen mit Bombe, eine andere mit Teufelshörnern, wieder eine andere mit Säbel. Auf einer anderen schickt Mohammed im Himmel die Märtyrer mit ihren Sprengstoffgürteln zurück mit den Worten: „Stop, uns gehen die Jungfrauen aus!“ Eine norwegische Zeitung druckte die Karikaturen im Januar ebenfalls. „pro“ berichtete am 3. Januar 2006 unter dem Titel „Karikaturen und Bomben“ darüber.
Boykott dänischer Produkte
Die radikal-islamische Hamas rief nun zu einem Boykott dänischer Produkte auf. „Die protestantische Gemeinde in Dänemark unterstützt diesen Rassismus unter dem Deckmantel der Pressefreiheit“, beschwerte sich die Organisation, die am Mittwoch die palästinensischen Parlamentswahlen gewonnen hat.
Die dänische Lebensmittelkette Arla erklärte, der Boykott ihrer Produkte sei im Nahen Osten bereits nahezu komplett. Ihr Angebot sei aus den Regalen von Saudi-Arabien bis Katar verschwunden, berichtet der österreichische „Kurier“. EU-Handelskommissar Peter Mandelson erklärte, sollte der Boykott weitergehen, werde die EU die Welthandelsorganisation WTO einschalten.
Alle Skandinavier müssen Gazastreifen verlassen
Die Regierungen in Oslo und Kopenhagen bestätigten am Montag, dass eine Gruppe von Fatah-Anhängern alle skandinavischen Bürger unter Gewaltandrohung zum Verlassen des Gazastreifens bis Dienstag aufgefordert hat. Das Außenministerium in Kopenhagen riet von Reisen in mehrere arabische Länder ab. Bei Aufenthalten in Ländern wie Saudi-Arabien, Ägypten, Algerien und Pakistan sei „erhöhte Vorsicht“ geboten.
Etwa 15 bewaffnete Mitglieder der palästinensischen Al-Aksa-Brigaden stürmten am Montag ein EU-Büro im Gazastreifen. Zehn von ihnen drohten mit Handgranaten und Panzerfäusten und verbrannten dänische Flaggen.
Im Irak verübten Aufständische am Montag einen Sprengstoffanschlag auf einen dänisch-irakischen Militärkonvoi. Verletzt wurde dabei niemand. Bislang wird noch ermittelt, ob der Angriff in Zusammenhang mit den Protesten gegen die Karikaturen steht. Dänemark hat etwa 430 Soldaten im Süden des Irak stationiert.
Wahrung der Pressefreiheit
Dänemarks Premierminister Anders Fogh Rasmussen hatte die Veröffentlichung der Karikaturen bislang mit der Meinungsfreiheit in seinem Land entschuldigt. „Die Regierung kann nicht für das verantwortlich gemacht werden, was eine Zeitung, ein Fernsehsender oder sonst ein Medium publiziert“, so Rasmussen.
Afghanistans Präsident Hamid Karsai stimmte dem zu. Bei einem Treffen mit Rasmussen in Kopenhagen sagte Karsai am Sonntag, die Presse sei frei. „Es gibt Dinge, die das politische System nicht kontrollieren kann.“ Zudem habe sich die verantwortliche dänische Zeitung in Form eines Leitartikels für den „Fehler“ entschuldigt.