"Im Glauben lag für ihn der einzige Trost" schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Freitag über den zuletzt schwer erkrankten Medienmacher und gläubigen Katholiken Leo Kirch. Dieser Glaube motivierte ihn auch zu bestimmten geschäftlichen Entscheidungen: Bis zu 150 Millionen Euro investierte Kirch ab 1993 in die 21-teilige Fernsehfilmreihe "Die Bibel", die vor allem an kirchlichen Feiertagen im deutschen Fernsehen wiederholt wird. Der Film "Die Bibel – Josef" gewann 1995 sogar einen Emmy, den wichtigsten amerikanischen Fernsehpreis.
Kirch ließ die Bibelfilme "entgegen jede kaufmännische Vernunft und gegen den Rat vieler Mitarbeiter" produzieren, schreibt Henning Röhl, Geschäftsführer von "Bibel TV", in einem Nachruf für die "Evangelische Nachrichtenagentur idea". "Die Filme halten sich stark an die biblischen Vorlagen", schreibt Röhl, Kirch habe Weltstars und die besten Regisseure verpflichtet: "Nur das Beste für die Bibel, war sein Motto." Kirchs Filmarchiv sei nach der Insolvenz von seinem Freund und Mitarbeiter Jan Mojto erworben worden, Kirch verfügte also nicht mehr selbst über die Senderechte an den Bibelfilmen. "Es ist seiner Fürsprache zu verdanken, dass ‚Bibel TV‘ auch zu einem Spielfilmsender geworden ist", schreibt Röhl.
Röhl schildert zudem die erste öffentliche Vorführung des Films "Die Bibel – Josef", die 1995 in der Dresdner Kreuzkirche im Beisein von Kirch und dessen Frau stattfand. "Der scheue Mediengewaltige zeigte sich an diesem Abend von einer Seite, wie ihn nur wenige kannten. Geschichte war für ihn auch das Wirken Gottes, an das er fest glaubte."
"Goldener Kompass" für Bibelfilme
Für die Verfilmungen des Alten Testaments sollte Leo Kirch 1996 mit dem Medienpreis "Goldener Kompass" des Christlichen Medienverbundes KEP ausgezeichnet werden. "Ich habe aus Prinzip noch nie einen Orden, eine Auszeichnung oder einen Preis angenommen", teilte Kirch dem Christlichen Medienverbund KEP daraufhin in einem Schreiben mit, in welchem er gleichwohl seine Freude und Dankbarkeit zum Ausdruck brachte. Stattdessen solle der Preis an Heinrich Krauss gehen, der die Bibelverfilmungen im Hause Kirch über fünfzehn Jahre betreut habe, und "ohne dessen Treue, Fleiß und manchmal gar Verbissenheit gegenüber dem großen Vorhaben die Verfilmung des Alten Testamentes mehrere Male gescheitert wäre".
So sollte es dann auch kommen. Gemeinsam mit Krauss wurde der damalige Vorsitzende der ARD, Albert Scharf, für die Ausstrahlung der Bibelfilme geehrt. Die Entscheidung der ARD, seine Verfilmungen des Alten Testamentes zu zeigen, bezeichnete Kirch gegenüber dem Christlichen Medienverbund KEP als die Erfüllung eines "großen Wunsches".
Auch Politiker würdigen Kirch
Zahlreiche Politiker haben ebenfalls das Lebenswerk des Medienmachers gewürdigt. "Leo Kirch war ein großer Mann, ein großer Deutscher", schreibt der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) am Freitag in der "Bild"-Zeitung. "Er war ein wagemutiger Unternehmer, er hat vor allem in der Medienlandschaft mit seinem Mut und seiner Tatkraft bis heute unerreichte Maßstäbe gesetzt. (…) Und er hat vielen Menschen, oft im Stillen, viel Gutes getan."
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hob in einem Statement am Donnerstag hervor, dass Kirch sich sein Imperium "aus bescheidenen Verhältnissen kommend mit großer Tatkraft" aufgebaut habe. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) erklärte: "Die Lebensleistung und Selbstdisziplin von Leo Kirch erfüllen uns alle, Freunde und Kritiker, mit Respekt", und weiter: "Seine Unternehmen können in der Rückschau als ‚Kaderschmiede‘ für innovative Köpfe angesehen werden."
Medienmacher: Kirch war ein "Visionär"
"Leo Kirch war ein Visionär, ein Mann der ersten Stunde. Persönlich hat mich sehr beeindruckt, wie er trotz seiner schweren Krankheit bis zuletzt unternehmerisch aktiv war", heißt es in einer Erklärung der ARD-Vorsitzenden und WDR-Intendantin Monika Piehl. Gerhard Zeiler, Geschäftsführer der RTL Group, nannte Kirch einen "Vorreiter des Privatfernsehens": "Ich habe ihn als beeindruckenden Menschen in Erinnerung, der trotz seiner Bedeutung immer sehr unprätentiös auftrat."
"Die Welt" zitiert in ihrer Freitagsausgabe aus einem Brief, den Kirch nach der Insolvenz 2002 an seine 10.000 Mitarbeiter geschrieben hat. Dort heißt es: "Es sind nicht allein die Zahlen, die eine Firma ausmachen, es sind vielmehr die Menschen. Nun ist mir die Führung aus der Hand genommen worden. Gottes Segen." (pro)