"Glaubt nicht, dass ‚Facebook‘ aus der Mode kommt. Diese Technologie, diese Lebenseinstellung bleibt. Hier hat eine Kulturveränderung stattgefunden", machte Stock seinen Zuhörern deutlich. Gemeinden müssten wissen, dass junge Menschen heute kaum mehr über E-Mail oder SMS, geschweige denn über den klassischen Gemeindebrief zu anzusprechen seien. Sie kommunizierten fast ausschließlich über soziale Netzwerke wie "Facebook".
Menschen auf vielen Wegen erreichen
Für Gemeinden und Christen bedeute dies aber nicht nur, in diesen Netzwerken präsent zu sein. Zuerst müssten sie sich bewusst machen, welche Zielgruppen sie ansprechen wollten und auf welchen Kanälen diese zu erreichen seien. Längst nicht alle sind auf "Facebook" unterwegs, läsen aber immer noch den Gemeindebrief. Um alle zu erreichen, sollten Gemeinden auf vielen Kanälen aktiv sein, empfahl Stock.
Dabei sei außerdem zu beachten, dass die Inhalte an den Kanal angepasst werden müssen. Gerade im Internet reiche es nicht, einfach Texte und Fakten zu präsentieren. Vielmehr spielten hier Videos und Bilder, die mit Emotionen verknüpft sind, eine große Rolle. Stock sagte auch, dass damit ein Mehraufwand für die Gemeinden verbunden sei: "Da steckt harte Arbeit dahinter, man muss kreativ sein. Aber damit erreicht man junge Menschen."
Die Macht der Neuen Medien
Stock wies in seinem Vortrag auf die gesellschaftsverändernde Kraft hin, die das soziale Internet in den letzten anderthalb Jahren gewonnen habe. Nicht die klassischen Zeitungen, sondern soziale Netzwerke hätten Umbrüche herbeigeführt – sei es der "Arabische Frühling" oder der Sturz des ehemaligen Bundesministers Karl-Theodor zu Guttenberg.
Viele Christen hätten jedoch Scheu vor den Entwicklungen im Internet. Insbesondere die Videoplattform "Youtube" sei vielen verdächtig. Dabei hätten gerade amerikanische Unternehmen wie "Google", das "Youtube" betreibt, schon aus geschäftlichem Interesse hohe moralische Standards. Vor allem aber ginge es um die Frage: "Was machen wir als Christen, damit da gute Videos drin sind, und nicht nur Schrott?"
Kurzvideos im Internet seien eine gute Möglichkeit, Menschen auf den Inhalt des christlichen Glaubens aufmerksam zu machen. Viele wüssten heute nicht mehr, warum Christen etwa Ostern feiern. "Die Wahrscheinlichkeit, dass man über ein Video spricht, ist höher als bei mancher Predigt", sagte Stock. Zudem informierten sich viele inzwischen über "Facebook" statt über klassische Medien. "Dort werden die Meinungen gemacht", findet Stock.
Mission im Internet
Mit dem sozialen Netzwerk seien nicht nur junge oder kirchenferne Menschen in Deutschland zu erreichen. "Mission geht heute auch über Facebook und Youtube." Christen dürften diese Entwicklungen nicht versäumen.
Wolfgang Stock studierte Geschichte und politische Wissenschaften und promovierte an der Universität Oxford. Er arbeitete als Journalist unter anderem für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Seit 2005 ist er für "Convincent" tätig, einer Beratungsagentur für Öffentlichkeitsarbeit. Stock lehrt Journalistik an der "Evangelischen Hochschule Tabor" in Marburg und an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder und ist Vorstandsmitglied des Christlichen Medienverbundes KEP. (pro)