Im August erschien ein neues Buch von WDR-Moderatorin Yvonne Willicks, in dem sie über ihren Glauben berichtet. Selbstkritisch meint die Moderatorin der Sendungen „Haushaltscheck“ und „Servicezeit“: „Bislang spielte sich mein Portfolio zwischen Backpulver und Mogelpackung ab.“ Doch in ihrem neuen Buch beschäftigt sie sich mit dem Glauben und ihrer Religion. Sie stellt klar: „Der Glaube gehörte schon immer zu mir, er ist Teil meines Lebens. Aber öffentlich darüber gesprochen hab ich tatsächlich selten.“
Umso schöner sei es für sie, sich mit dem Leser auf die Reise zumachen, dem Glauben ein Stück näher zu kommen. Das Buch heißt „Glaube ganz einfach. Eine persönliche Spurensuche. Wie Gott uns überall begegnet.“ Es ist im Adeo-Verlag erschienen.
Mutmacher für den Glauben
Willicks möchte mit dem Buch Menschen zum Glauben anregen und dabei anleiten. Sie möchte diejenigen ansprechen, für die nach der Konfirmation oder Firmung der Glaube irgendwann die Bedeutung verloren hat. Mit Erzählungen aus ihrer Kindheit und wie sie als kleines Mädchen durch Schulgottesdienste zum Glauben fand, stellt sie den Glauben als etwas Schönes und Unkompliziertes dar. Es war ein katholischer Pfarrer, der sie mit seiner frohen Ausstrahlung und seinem Elan begeisterte. Man solle sich nicht vom schlechten „Bodenpersonal Gottes“ die Lust am Glauben verderben lassen, sondern auf die guten Vorbilder schauen. Als Beispiele nennt sie Mutter Theresa und Dietrich Bonhoeffer.
Auch erzählt sie von lustigen Fehltritten, die sie im Laufe ihres Lebens in der Kirche erlebt hat. Zum Beispiel der Junge, der im Osteranspiel, „Es ist prachtvoll“, statt „Es ist vollbracht“, sagte . Mit solchen Geschichten möchte sie Menschen, die lange nicht in der Kirche waren, die Angst davor nehmen, beim Kirchenbesuch etwas falsch zu machen. Die Zeiten, in denen über einen Fehler wochenlang gelästert wurde, seien zum Glück vorbei. Außerdem erklärt sie, wie man betet oder wo man sich Tipps zum Verhalten beim Besuch der nächsten Christmette holen kann.
Mit dem Kapitel „Spürbar Gutes“ geht Willicks auf den Heiligen Geist ein. Sie lässt durchblicken, dass der Heilige Geist für sie nicht bloß eine christliche Floskel ist, sondern ein tatsächlich existentes Wesen. „Immer da, wo mein Herz bewegt wird, wo ich meinen Glauben deutlich spüren kann, wo sich andere begeistern lassen, da glaube ich an das Werk des Heiligen Geistes.“ Sie erklärt, wie der Heilige Geist als Teil der Dreieinigkeit wirkt, indem er sie zum Beispiel in schwierigen Situationen ermutigt. Das Kapitel soll Mut machen, auf Gottes Handeln zu vertrauen.
Willicks spricht außerdem davon, welchen guten Einfluss die Bibel auf das Leben haben kann. Sie ermutigt dazu, die Bibel zu lesen und gibt auch gleich eine Anleitung dafür. Darin verrät sie, welche Bibelübersetzung für wen geeignet ist und wo man am besten mit dem Lesen anfängt. Zum Schluss des Kapitels steht die biblische Geschichte von Zachäus. Das ist Yvonne Willicks’ Lieblingsgeschichte, weil sie davon handelt, wie Gott Menschen begegnen will. In dieser Geschichte steigt Zachäus auf einen Baum, denn er war zu klein, um Jesus über eine Menschenmenge hinweg sehen zu können. Als Jesus an dem Baum vorüber geht, bittet er Zachäus herunter zu steigen, denn er müsse bei ihm einkehren.
In zwei Kapiteln schreibt Willicks darüber, welchen Einfluss der christliche Glaube auf unseren Alltag und unsere Kultur hat. Sie erklärt zum Beispiel, dass eine Kirmes ursprünglich an den Einweihungsgottesdienst einer Kirche erinnern sollte. Außerdem erklärt sie verschiedene Feiertage und, dass das Fischsymbol, das viele Christen auf ihrem Auto haben, ein Wortspiel aus dem Griechischen ist.
„Glaube will ausprobiert werden“ ist der Untertitel des fünften Kapitels und könnte auch als Zusammenfassung der beiden letzten Kapitel stehen. Sie schreibt: „Glaube ist wie eine abenteuerliche Reise. Gott verlangt kein riesiges Vertrauen. Nur so viel, dass Sie bereit sind, auch wirklich den ersten Schritt zu machen.“
Gelungene Einladung
Gerade in Zeiten, in denen der Glaube immer häufiger kritisiert wird, gibt Willicks ein positives Statement für den Glauben ab. Dem gilt Respekt, denn das kann für eine Fernsehmoderatorin eine Menge Kritik bedeuten. Ihr Buch ist eine gelungene Aufforderung, einen Neustart im Glauben zu machen und sich auf Gott zu verlassen. Die Berichte aus ihrem Leben wirken authentisch. Sie zeigen, wie Gott ihr in verschiedenen Situationen Mut gegeben und ihr geholfen hat, sich auf neue Situationen einzustellen. Um ihre Argumente zu erklären, benutzt sie keine frommen Floskeln, sondern eine allgemeinverständliche Sprache.
Es fehlt allerdings ein Hinweis darauf, dass Glauben auch ein Ziel hat: nämlich die Ewigkeit bei Gott. Auch um Jesus und die Bedeutung seines Todes und der Auferstehung geht es nicht.
Von: Tobias Schneider