Was Star Wars mit Advent zu tun hat

Millionen Menschen strömen in die Kinosäle, die Kirchen bleiben leer. Außer an Weihnachten. Warum eigentlich? Ein Kommentar von Nicolai Franz
Von Nicolai Franz
Möge der Mammon mit dir sein: Chewbacca, Han Solo, Finn und die Sturmtruppen spülen Milliarden in die Kassen

Das Warten hat ein Ende, er ist da! Seit gestern können Star-Wars-Fans endlich wieder ihre Helden auf der Leinwand fliegen, kämpfen und weinen sehen. Der Weg zum Kinostart von „Das Erwachen der Macht“ war lang – und ein gigantischer Marketingerfolg.
Vor mehr als einem Jahr veröffentlichten die Macher den ersten Video-Trailer, der nach einer Woche bereits mehr als 100 Millionen mal angeschaut wurde. Im April erschien der zweite Trailer, den innerhalb eines Tages 88 Millionen Menschen sahen – mehr als Deutschland Einwohner hat. 112 Millionen mal wurde der letzte Teil innerhalb eines Tages gezeigt.
Keine Frage: Vorfreude ist die schönste Freude. Nur so ist es zu erklären, dass Star Wars schon vor dem Erscheinen des aktuellen Films ein riesiger kommerzieller Erfolg war. Ein Redakteur von HRinfo beklagte, seine Kinder bedrängten ihn, doch bitte ausschließlich bei diesem einem bestimmten Supermarkt einzukaufen, weil es da doch die Star-Wars-Bilder gebe: Yoda, Obi-Wan, Leia – sie alle müssen ihren Platz im Sammelheftchen finden. Auch wenn die wenigsten Kinder die Filmreihe überhaupt schon gesehen haben.

100 Millionen Dollar Umsatz im Vorverkauf

200 Millionen Dollar soll der aktuelle Film gekostet haben. Was sich nach viel anhört, ist ein Witz im Vergleich zum erwarteten Umsatz, den Macquarie Research schätzt: Allein die Kino-Einnahmen sollen mehr als 1,6 Milliarden Dollar bringen. Merchandise-Artikel, also Figuren, Kostüme und so weiter, sollen sogar 5 Milliarden Dollar in die Kasse spülen.
Zwei Drittel der Deutschen gaben in einer Umfrage von RetailMeNot an, den Film irgendwann sehen zu wollen. Das wären mehr als 50 Millionen Menschen. Schon im Vorverkauf hat „Das Erwachen der Macht“ 100 Millionen Dollar eingespielt. Ganz großes Kino.
Schade, dass Gottesdienste nicht genauso reizvoll sind wie Kinofilme. Doch, Moment: Genau genommen stimmt das nicht, zumindest an Heiligabend. Dann nämlich strömen jedes Jahr Millionen in die Kirchen. Warum eigentlich nur dann? Gibt es vielleicht sogar einen Zusammenhang zwischen vollen Kinosälen und vollen Kirchen in der Weihnachtszeit?

Spiritualität ist attraktiv

Ich glaube schon. Auch heute noch sehnen sich die Menschen nach dem Andersartigen, dem Fremden, Geheimnisvollen. Star Wars steckt voller religiöser Bezüge, propagiert gar moralistisch ethische Werte wie Zurückhaltung, Besonnenheit und Einsatzbereitschaft für das Gute. Und vor allem: den Glauben an die „Macht“. Und durch allerhand Spielfiguren und neueste 3D- und Tontechnik sorgen die Filmemacher dafür, dass die Fans ein ganzheitliches Erlebnis haben.
Die Adventszeit ist ebenfalls ein Musterbeispiel an gutem Marketing – und das ist positiv gemeint. Wie bei der bewussten Positionierung eines Kinotrailers kommt jede Woche eine Kerze auf dem Adventskranz hinzu, die Vorfreude steigt. Die Christenheit bereitet sich darauf vor, dass das Warten bald ein Ende hat. Und zwar mit allen Sinnen. Der Duft von Weihnachtsplätzchen, das warme Licht der Kerzen, sie weisen auf den eigentlichen Termin hin: Die Geburt Jesu Christi, dem Sohn Gottes und Erlöser der Welt, dem wahrlich die Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden, wie es in der Bibel heißt. Noch eine Woche, dann heißt es: Das Warten hat ein Ende, er ist da! (pro)

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