Bundesinnenminister Thomas de Maizière gehört zum Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Gesunheitsminister Hermann Gröhe ist Mitglied der EKD-Synode. Bundeskanzlerin Angela Merkel stammt aus einem evangelischen Pfarrhaus, und auch ihre Kollegen Volker Kauder, Ursula von der Leyen und Wolfgang Schäuble haben protestantische Wurzeln. Der einzige katholische CDU-Minister ist derzeit Kanzleramtschef Peter Altmaier.
„Luther regiert“ schreibt deswegen der Journalist Markus Wehner in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und versucht zu deuten, woran das liegt. So erklärt der Autor, der Protestantismus passe besser in die säkularisierte Gesellschaft: „Er ist moderner und individualistischer, offener und unbestimmter als das Katholische.“ Während der Katholizismus klare moralische Forderungen stelle, gehe es im Protestantismus mehr um die Beziehung des Einzelnen zu Gott.
Das Offene und Unbestimmte zeige sich im protestantischen Führungsstil: „abwägen, stehenbleiben, überlegen, dann vorsichtig positionieren, vielleicht auch nur den Dissenz beschreiben“, gehören für Wehner dazu. Punkte, die seiner Beobachtung nach auf die Bundeskanzlerin durchaus zutreffen. Entsprechend heißt es im FAS-Artikel, wer den Ablauf evangelischer Synoden kenne, werde Ähnlichkeiten mit jenem Stil erkennen, der als „typisch Merkel“ gilt: „Herantasten an das Problem, Kompromisse suchen, mitunter bis zur Unkenntlichkeit.“