Was ist los mit Barack Obama? Diese Frage konnte man sich in den letzten Tagen gleich mehrfach stellen. Am vergangenen Donnerstag nutzte der US-Präsident das Nationale Gebetsfrühstück nicht etwa, um Christenverfolgung im Nahen Osten anzuprangern, sondern um zu belehren, dass Christen keinen Anlass hätten, auf einem „hohen Ross“ zu sitzen. Schließlich hätten „im Namen Christi“ die Kreuzzüge und die Sklaverei stattgefunden. Abgesehen davon, dass es auch Christen wie William Wilberforce waren, die gegen die Sklaverei gekämpft haben: Warum nennt Obama diese Verbrechen „im Namen Christi“, weigert sich aber, von „Islamismus“ zu sprechen, um Muslime nicht zu beleidigen? Das Weiße Haus bezeichnet islamistische Gewalt als „religiös“, aber nicht als „islamistisch“ oder gar „im Namen Mohammeds“. Wenige Tage vor Obamas Rede veröffentlichte die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) das Video von der Verbrennung einer jordanischen Geisel bei lebendigem Leib. Was geht im amerikanischen Präsidenten vor, dass er dies zum Anlass nimmt, Christen an bis zu 1.000 Jahre alte Sünden zu erinnern?
Am Montag dann gab Obama ein Interview, in dem er erklärte, die Medien übertrieben aus Sensationslust die Gefahr des Islamischen Staats. Das Fernsehen solle doch lieber über den Klimawandel sprechen. Man kann nur staunen über diese Wahrnehmung, die weder der Stimmung der Amerikaner noch dem Ernst der Lage gerecht wird. Immerhin: Am Mittwoch hat Obama vom US-Kongress die Zustimmung erbeten, den Einsatz von Bodentruppen gegen den IS prinzipiell zu erlauben. Das ist gut und richtig. Dennoch glauben Sicherheitsexperten wie Obamas früherer Verteidigungminister Leon Panetta, dass der Präsident keine Strategie hat – und sich des Problems nur widerwillig annimmt. Das würde immerhin erklären, warum er im August im Anschluss an eine Pressekonferenz über den vom IS enthaupteten Amerikaner James Foley seelenruhig Golf spielen ging.