Warnhinweise für retouchierte Fotos?

Die digitale Bildbearbeitung macht's möglich: Gesichter werden verschönert, Lippen voller und Augen größer, Rundungen runder oder schmaler gemacht. Auch die Figuren von Models werden oft nachträglich am PC verändert. Eine französische Politikerin verlangt nun die Kennzeichnung nachträglich retuschierter Bilder.  
Von PRO

Die konservative Politikerin Valérie Boyer möchte junge Mädchen vor dem Einfluss derart bearbeiteter Bilder schützen. Sie verlangt: Fotos von Models, die nachträglich bearbeitet wurden, sollen mit einem Warnhinweis vor Magersucht versehen werden.

"Viele Menschen halten die mit Computerhilfe perfektionierten Werbebilder für echt", erklärte  Boyer ihren Vorschlag. Sie könnten Mädchen und junge Frauen dazu bringen, Vorbildern aus der Mode- und Werbewelt nachzueifern. Deshalb müsse der Warnhinweis auch für Fotos auf Verpackungen oder in politischen Kampagnen gelten.

Geht es nach der französischen Abgeordneten, sollen nachbearbeitete Werbefotos etwa in Hochglanzmagazinen mit einem Warnhinweis veröffentlicht werden: "Fotografie, die retuschiert wurde, um das körperliche Erscheinungsbild einer Person zu verändern", so soll es laut einem Gesetzentwurf künftig unter Fotos zu lesen sein. Wird der Hinweis nicht gedruckt, solle eine Strafe von 37.500 Euro fällig werden, so die Forderung der Politikerin.

Steigende Zahl an Essstörungen und Magersuchterkrankungen

Ganz unbegründet ist der Vorstoß tatsächlich nicht: In Deutschland sind mehr als 30 Prozent der 14- bis 17-Jährigen von Essstörungen bis hin zur Magersucht betroffen. Diese Zahlen stellte das Robert Koch Institut in der "Kiggs-Gesundheitsstudie 2006" vor. Immer wieder stehen auch in Deutschland magere Models in der Kritik. Hauptkritikpunkt ist die Vorbildfunktion der Models. Sie dienen Heranwachsenden als Vorbilder und vermitteln die Botschaft: Nur dünn ist schön. Experten sehen darin eine Ursache der steigenden Zahl an Essstörungen und Magersuchterkrankungen.

Auch die Chefredakteurin der britischen "Vogue", Alexandra Shulman, hatte vor einigen Monaten in einem offenen Brief gegen Modehäuser wie Prada und Versace rebelliert. Auf Drängen der Designer würden immer dünnere Models für Modemagazine fotografiert, die Kleidergrößen der Kollektionen würden immer kleiner, so Shulman. Sie forderte die Modemacher auf, endlich Kleider für normale Frauen zu schneidern.

Das Thema ist nicht ganz neu: Bereits im Jahr 2006 durften fünf Models auf der Madrider Modewoche nicht mitlaufen, weil sie untergewichtig waren. Die Veranstalter bezogen sich bei der Disqualifikation der Models auf die Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO. Danach gilt ein Body-Mass-Index unter 18 als Untergewicht.

Die Abgeordnete Valérie Boyer hatte schon im vergangenen Jahr mit einem Gesetzentwurf Schlagzeilen gemacht, der "Anstiftung zur Magersucht" erstmals in Europa unter Strafe stellen sollte. Die Nationalversammlung hat den Entwurf angenommen, der Senat als zweite Parlamentskammer hat sich bislang aber noch nicht damit befasst.

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