Als der erfolgreiche US-amerikanischer Rapper und Musikproduzent Kanye West im Juli bekannt gab, sich als Kandidat für die US-Präsidentschaftswahl aufstellen zu lassen, war die Überraschung groß. Seine Kandidatur für die Wahl am 3. November kam so spät, dass seine Name nur in einigen wenigen Bundesstaaten überhaupt auf den Wahlzetteln stehen wird. Laut US-Medien investierte West für seine Kandidatur bislang laut rund sieben Millionen US-Dollar aus eigener Tasche.
Nun veröffentlichte der Musiker auf seinen Social Media-Kanälen einen kurzen Werbeclip für seine Präsidentschaft. Vor der amerikanischen Flagge in Schwarz und Weiß hält West eine Rede und stellt dabei die Fragen: „Was ist Amerikas Bestimmung? Was ist das Beste für unsere Nation? Was ist gerecht? Darüber sollten wir nachdenken.“ Das Volk sollte sich wieder auf den Glauben besinnen, sagt West weiter, dabei sei Gebet wichtig. „Durch Gebet kann der Glaube wieder hergestellt werden. (…) Wir sollten Diener füreinander sein. Uns gegenseitig ermutigen und helfen.“ West schließt mit den Worten: „Wenn wir zum Glauben kommen, werden wir das Volk sein, das Gott sich wünscht.“
Er selbst kandidiert nicht wie Trump für die Republikanische Partei, sondern hat kürzlich die „Birthday Party“ ins Leben gerufen. Ihm werden keinerlei Chancen eingeräumt, manche Beobachter werten Wests Kandidatur allerdings als Schädigung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden, die vielleicht sogar gewollt sei. West nehme Biden wichtige Stimmen von jüngeren Afroamerikanern weg, lautet der Vorwurf.
Album „Jesus is King“
Im August hatte West seine mögliche Vize-Präsidentin vorgestellt, die 57-jährige Michelle Tidball, die in Cody, Wyoming, lebt. Tidball bezeichnet sich auf ihrer Homepage als „Coach für Leben und Spiritualität“ und bietet eigene Bibel-Seminare online an.
Mit allein in den USA über 60 Millionen verkauften Tonträgern gehört Kanye West zu den weltweit erfolgreichsten Musikern. Sein Vermögen wird auf 1,3 Milliarden Dollar geschätzt; das Time Magazin zählte ihn 2005 und 2015 zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Der Ehemann von Kim Kardashian West sorgt aber regelmäßig für Schlagzeilen wegen kontroverser Äußerungen. George W. Bush bezeichnete er als Rassisten, er ist jedoch großer Bewunderer von US-Präsident Donald Trump. Im Jahr 2018 behauptete West, die 400 Jahre währende Sklaverei sei eine freie Entscheidung der Schwarzen gewesen. Bei einem Besuch im Oval Office sprach West auch über seine Psyche, über deren Zustand seit seinem Krankenhausaufenthalt 2016 spekuliert wird. Es sei einmal bei ihm eine bipolare Störung festgestellt worden, doch habe habe ihm ein Neuropsychologe später erklärt, es habe sich um eine falsche Diagnose gehandelt. Vielmehr leide er an Schlafentzug.
Im Oktober 2019 veröffentlichte West das Gospel-Album „Jesus Is King“. In IMAX-Kinos erschien ein gleichnamiger Film, der eine Ansammlung von Musikvideos ist. In den Schlagzeilen ist West häufiger wegen Problemen in der Ehe mit dem Model Kim Kardashian. West behauptete zuletzt, seine Frau wolle ihn wegsperren lassen; sie selbst soll sogar über eine Scheidung nachgedacht haben.
Von: Jörn Schumacher