Die Bundesvorsitzende der Plattform „Christen in der AfD“, Anette Schultner, hat am Montagabend den Austritt aus der Partei erklärt. In der Dienstagsausgabe des Berliner Tagesspiegel sagte sie zur Begründung: „Ich glaube, es gibt keine Chance mehr, die AfD zu einer realpolitisch wirkenden, bürgerlich-konservativen Volkspartei zu machen.“ Wer sich, wie sie selbst, gegen den Thüringer Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke positioniere, habe in den meisten Landesverbänden keine Chance etwa auf aussichtsreiche Listenplätze. Schultner sagte auch, sie wolle in der AfD keine „Feigenblattfunktion“ erfüllen.
Ihr Ziel sei es gewesen, in der AfD am Aufbau einer konservativen Volkspartei mit deutlich erkennbar christlichem Stempel mitzuwirken. „Teilweise funktionierte das ja auch, zum Beispiel in der familienpolitischen Programmatik“, sagte Schultner. Das Problem der AfD sei nicht die radikale Minderheit, sondern dass der Mittelbau der Partei nicht genug Bereitschaft zeige, die Radikalen in die Schranken zu weisen.
Parteimitglied: „Austritt war nicht notwendig“
Aus der AfD wurde an dieser Einschätzung Widerspruch laut. Die Partei fülle die „Repräsentationslücke“ für bürgerlich-konservative Wähler, schrieb etwa der Heidelberger Politiker Malte Kaufmann auf Facebook. „Seit dem Beginn meines Engagements für die AfD vor über einem Jahr hat sich an dieser Tatsache nichts verändert. Der Austritt von Anette Schultner ist zu bedauern, wäre aber keinesfalls notwendig gewesen.“
Schultner hatte im vergangenen Mai trotz Protesten als AfD-Vertreterin an einer Podiumsdiskussion auf dem Evangelischen Kirchentag teilgenommen. Schon damals sagte sie, einige Entwicklungen in der Partei bereiteten ihr Sorgen. Schultner war früher Mitglied der CDU und will sich künftig in den neuen Projekten der ebenfalls aus der AfD ausgetretenen Bundestagsabgeordneten Frauke Petry, der „Blauen Wende“ und „Blauen Partei“, einbringen.
Von Moritz Breckner
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