Es sei ein Bekenntnis des Glaubens gewesen, das Angela Merkel in der Berliner Akademie ablegte, schreibt das Onlineportal der „Süddeutschen Zeitung“. Dort bekannte sie, dass „Politik nicht allmächtig ist, sondern immer ein Versuch, in Verantwortung vor Gott das Richtige zu tun“. Eine knappe Stunde lang sprach sie über ihr christliches Menschenbild und wie es sie in all ihrem Handeln leite, gerade in Zeiten der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise, berichtet „Spiegel Online“.
Verantwortung tragen – obwohl Gott zur Freiheit beruft
Die gegenwärtigen „Exzesse der Märkte“ könnten nur wieder ins Lot kommen, „wenn wir lernen, im Interesse des Ganzen zu denken“, erklärte Merkel. Das Gemeinwohl sei in den vergangenen Jahren aber „partiell auf der Strecke geblieben“. Dabei sei der Mensch von Gott zwar zur Freiheit berufen, dies beinhalte aber keineswegs die Freiheit von der Verantwortung. Außerdem verwies die Kanzlerin auf die wichtige Bedeutung des Gottesbezuges im Grundgesetz und führte die katholische Soziallehre und die evangelische Sozialethik als Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft an. Zudem rief sie die Kirchen dazu auf, sich in der Debatte um den Erhalt der Sozialen Marktwirtschaft „noch lauter als bisher einzumischen“.
Applaus, so schreibt „Spiegel Online“, habe sie von ihren rund 400 Zuhörern für ihr Bekenntnis zur besonderen Stellung von Familie und Ehe erhalten. „Die Familie ist die Keimzelle der Gesellschaft.“ Und sie werde sich „mit aller Kraft“ dagegen wenden, dass diese besondere Stellung zur Disposition gestellt werde. Für andere Lebensgemeinschaften habe sie Respekt, dies sei aber nicht gleichbedeutend mit Gleichstellung, erklärte sie. Das „C“ in der CDU sei nach wie vor wegweisend für ihre Sozial-, Integrations- und Familienpolitik. So sprach sie sich laut der Nachrichtenagentur dpa gegen eine aktive Sterbehilfe aus und betonte, sie habe sich die Entscheidung für eine Liberalisierung der Gesetze zur Stammzellenforschung nicht leicht gemacht. 2008 waren die Regelungen nach einer Abstimmung im Bundestag gelockert worden.
Nicht zur Sprache kam Merkels kürzliche Kritik an Papst Benedikt XVI. Im Februar hatte sie eine eindeutige Erklärung des katholischen Oberhaupts zur Wiederaufnahme des Holocaust-Leugners Richard Williamson in die Kirche gefordert. Das hatten besonders Katholiken als eine Einmischung in Kirchenangelegenheiten empfunden.
Erst vor zwei Wochen erschien die Biografie „Angela Merkel – Die Protestantin“. Das Buch wurde am 11. März in Berlin vorgestellt. Darin beschreibt Journalist und Buchautor Volker Resing den Werdegang der Kanzlerin und ihre Prägung durch ihr christliche Elternhaus. „Am Ende zeigt sich, dass sie möglicherweise mehr preußische Protestantin als DDR-Frau ist, mehr Pfarrerstochter als Physikerin. Und dann ist Angela Merkel vielleicht auch mehr eine christliche Kanzlerin in post-säkularer Zeit, als es einige vermuten, ihr nachsagen oder wahrhaben wollen“, heißt es in dem Werk. (PRO)