Das Bibel-Drama „His Only Son“ handelt von einer der vielleicht dramatischsten Geschichten des Alten Testaments: Abraham bekommt von Gott den Auftrag, seinen Sohn Isaak zu opfern. Der 106 Minuten lange Spielfilm startete am 31. März 2023 in ausgewählten Kinos in den USA. Die Produktionsfirma „Angel Studios“, die hinter der weltweit sehr erfolgreichen Fernsehserie „The Chosen“ steht, hat den Vertrieb des Films übernommen.
Ob und wann der Film auch über der Streamingdienst des amerikanischen Unternehmens zu sehen ist, und ob er irgendwann auch auf Deutsch übersetzt wird, ist nicht bekannt. Auf der Website von „Angel Studios“ zum Film kann der Besucher den Kino-Eintritt für andere Menschen übernehmen, die sich den Preis nicht leisten können oder wollen.
Weil sich das im christlichen Bereich bekannte Studio hinter die Produktion stellte, zeigten schnell viele Investoren Interesse daran, den Spielfilm finanziell zu unterstützen, berichtete der Vorsitzende und Mitbegründer von „Angel Studios“, Neal Harmon, gegenüber Fox News.
„His Only Son“ erzählt die Geschichte aus 1. Mose 22, in der Gott Abrahams Glauben auf die Probe stellt und von ihm verlangt, seinen Sohn Isaak auf dem Berg Morija zu opfern. Laut der Bibel prophezeite Gott Abraham, dass aus ihm viele Nationen entstehen sollten.
Abraham wird hier gespielt vom libanesischen Schauspieler Nicholas Mouawad, Isaak vom aus Israel stammenden Amerikaner Edaan Moskowitz. Abrahams Frau Sarah wird verkörpert von Sara Seyed, die bereits in der Netflix-Serie „Der junge Wallander“ Jasmine spielte. Gott wird dargestellt vom amerikanischen Schauspieler Daniel da Silva, mit dem Regisseur David Helling bereits früher zusammenarbeitete: Er verkörperte jeweils in den Filmen „Christ Tempted“ (2014) und „Road to Emmaus“ (2016) Jesus Christus.
Der Regisseur David Helling diente fünf Jahre in der U.S. Marine. Wie er zu Beginn des Films den Zuschauern erklärt, war er im Irak stationiert, wo er die freien Stunden dazu nutzte, in der Bibel zu lesen. So kam er zum Glauben, und seine Bekehrung ging mit dem Wunsch einher, Geschichten der Bibel auf die Leinwand zu bringen. Helling studierte daraufhin an einer Film-Hochschule und drehte mit „The Fall of Man“ (2016) und „Christ Tempted“ (2014) bereits zwei christliche Filme. Um „His Only Son“ zu drehen, habe es fünf Jahre gedauert, sagt der 36-Jährige.
Geringes Budget – leider sichtbar
In seinem Statement zu Beginn des Films spricht Regisseur Helling auch darüber, wie dankbar er Gott dafür ist, dass der Film produziert werden konnte. „Normalerweise kostet die Produktion eines Filmes gut 50 Millionen Dollar“, stellt Helling fest. „Dieser Film hat nur rund eine Viertel Million Dollar gekostet.“
Leider sieht man dem Streifen das geringe Budget an. Die Maske ist eher nicht oscarverdächtig, dafür sind etwa die Perücke und die künstliche Nase bei Abraham zu stark als solche zu erkennen. Auch die Schauspieler sind sichtbar nicht aus der Welt-Oberliga ihres Fachs. Hinzu kommt, dass die Dramaturgie keinen wirklichen Spannungsbogen aufbauen kann, den Schauspielern nimmt man ihre Gefühle nicht ab, streckenweise wirkt es wie ein abgefilmtes Theaterstück.
Gute Filme stechen meistens dadurch hervor, dass sie Erwartungen des Zuschauers brechen – etwas, was „The Chosen“ gut gelang. Die Serie konnte selbst solche Zuschauer noch überraschen, die schon viele Jesus-Darstellungen gesehen haben, mit ganz neuen Perspektiven auf die allseits gut bekannten biblischen Akteure.
„His Only Son“ macht indes schlicht genau das, was man von ihm erwartet. Er erzählt die Geschichte von Abraham und dem jungen Isaak nach. Die zahlreichen zeitlichen Rückblicke helfen da nicht, die Geschichte spannender zu machen. Mit dem christlichen Kassenschlager „Die Passion Christi“, der mit einer Menge Top-Schauspielern und viel Geld realisiert wurde, kann „His Only Son“ freilich nicht mithalten. Aber auch an die Qualität und die Tiefe der ebenfalls nicht allzu teuer von „Angel Studios“ produzierten Serie „The Chosen“ kommt der Film nicht heran.
Es ist allerdings kein Zufall, dass der Film eine Woche vor Karfreitag in US-Kinos kam und „Sein einziger Sohn“ heißt. Denn die Geschichte von Abraham, der seinen Sohn Isaak opfern soll, ist laut Theologen eine Vorausschau auf den Opftertod von Jesus Christus, der sein Leben freiwillig gegeben hat, um die Menschen zu erlösen. Der Film kann also als Einstimmung auf den Höhepunkt der Passionszeit verstanden werden. Und das macht er gar nicht so schlecht.