Drei Minuten und 14 Sekunden dauert das YouTube-Video, in dem sich der Sänger Xavier Naidoo von Verschwörungserzählungen distanziert und sich für sein Verhalten in den vergangenen Jahren entschuldigt: „Ich habe Dinge gesagt und getan, die ich heute bereue.“ Er sei von Verschwörungserzählungen geblendet gewesen.
Ihm sei es deswegen wichtig zu sagen, dass er sich von allen Extremen distanziere, „insbesondere und vor allem auch von rechten und verschwörerischen Gruppen.“ Er stehe für Toleranz, Vielfalt und ein friedliches Miteinander. Nationalismus, Rassismus, Homophobie und Antisemitismus seien nicht mit seinen Werten vereinbar.
In den vergangenen Jahren ist Naidoo durch seine Nähe zur Reichsbürgerszene aufgefallen. Zudem verbreitete er Inhalte der antisemitischen QAnon-Bewegung und verschwörungsideologische Erzählungen im Bezug auf die Corona-Pandemie. Im Dezember 2021 urteilte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, dass Naidoo als Antisemit bezeichnet werden darf.
Ukraine-Krieg hat Ansichten geändert
Grund für den plötzlichen Sinneswandel ist laut Naidoo der Krieg in der Ukraine, der ihn „bestürzt und aufgerüttelt“ habe. Seine Frau Julia und deren Familie stammt aus der Ukraine. Der Sänger habe sich deswegen in den vergangenen Wochen um die Familie kümmern und teilweise auch aus der Ukraine herausholen müssen. Die Geschichten und Bilder aus dem Kriegsland hätten ihm die Augen geöffnet, erklärte er im Video.
„Ich musste mich kritischen Fragen zu Äußerungen von mir in der Vergangenheit stellen. Das war ein Grund für mich, mich zu hinterfragen.“
Forderungen nach Aufarbeitung auf Twitter
Der Religionswissenschaftler Michael Blume zeigt sich „überrascht“ von dem Video Naidoos. Auf Twitter schrieb er: „Zwar gelingt immer wieder auch langjährigen Verschwörungsgläubigen der Ausstieg aus Verschwörungsmythen, doch ist es meist ein schwerer, langer Prozess bis zu einer neuen, offenen & wissenschaftlich aufgeklärten Identität. Dieser Weg kann kein leichter sein.“
Der Expterte für Verschwörungstheorien, Josef Holnburger, fordert „mehr als ein vages Distanzieren von unbenannten Gruppen und Sichtweisen“. Notwendig sei vielmehr eine juristische Aufarbeitung. Der von Naidoo verbreitete Antisemitismus sei nicht mit einem Videostatement verschwunden.
Der Arzt Christian Kröner, der sich in verschiedenen Talkshows für die Corona-Impfung stark gemacht hat, schrieb ebenfalls, dass es mit einem solchen Video allein nicht getan sei. Er habe aber die „naive Hoffnung, dass wirklich einige realisieren, was da ideologisch abgelaufen ist, und anfangen umzudenken und wieder ‚normal‘ werden.“
8 Antworten
Lasst uns für Xavier Naidoo beten,dass er die wirkliche Wahrheit,nämlich JESUS CHRISTUS
findet,und in sein Herz aufnimmt!
Albrecht Pflüger
Saulus ist die hebräische Bezeichnung von Paulus, was wiederum griechisch bzw lateinisch ist. Es ist also wie Petrus und Kephas.
Der Ausspruch vom Saulus zum Paulus ist also absolut sinnlos.
Das ist leider so nicht richtig. Die Bedeutungen von Saulus und Paulus haben überhaupt nichts miteinander zu tun.
Bei Petrus hingegen ist es dieselbe Bedeutung in unterschiedlichen Sprachen (aramäisch und griechisch).
Da ich Naidoo für den besten Sänger im Lande halte freue ich mich über den Sinneswandel.
In der Hoffnung dass dieser tief genug geht, bekommt er von mir einen Vertrauensvorschuss.
Wenn jetzt aus einer latenten Frömmigkeit noch echter Glaube erwächst, ist mein Glück vollkommen !
Natürlich muss Xavier Naidoo seinen Sinneswandel auch mit seinem künftigen Lebenswandel unterstreichen. Trotzdem klingt das Statement von Michael Blume für mich etwas herablassend und nach einer Art modernem Fegefeuer, das der Sänger nun – schätzen wir mal 10-20 Jahre lang – durchmachen muss, bevor er als geläutert gelten kann. Man darf im übrigen auch nicht vergessen, dass Xavier Nadoo in den Nullerjahren auch ein Leben hatte, in der er fast überall – gerade auch in christlichen Kreisen – hofiert wurde. Er ist also nicht von Anfang an Verschwörungstheoretiker gewesen und auch zunächst nicht als ein solcher bekannt geworden. Ich lehne im Übrigen beides ab: Sowohl einen übersteigerten (gerade auch in christlichen Kreisen vorhandenen) Prominentenkult als auch ein ewiges Nachtreten, sollte sich jemand glaubhaft von falschen Wegen abkehren. Gerade das Beispiel Paulus, auch wenn ansonsten der Vergleich mit Naidoo nicht angebracht ist, ging dieser Prozess der Abkehr von als falsch erkannten Ansichten in der Tat auch sehr schnell gehen kann.
Danke genau mein Meinung
Ein Schritt in die richtige Richtung – trotzdem etwas schwammig … Da müsste er sich präziser erklären, und sich auch bei bestimmten gesellschaftlichen Gruppen (z.B. Juden bzgl. seiner antisemitischen Äußerungen) entschuldigen.
in diesem Interview sagte Xavier ganz klar und deutlich dass er den christlichen Glauben nicht mehr glaubt und dass er nicht mehr an Jesus als Sohn Gottes glaubt: https://www.youtube.com/watch?v=aUXgn_KUy7k