Sigurd Rink ist der neue Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland. Seit Montag bekleidet er das Amt offiziell. Dabei war er einst Pazifist.
Von PRO
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Sigurd Rink ist der neue Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland. In seiner Studentenzeit war er in der Friedensbewegung aktiv
Der neue Militärbischof der Protestanten kommt aus der Friedensbewegung. Noch zu Studienzeiten engagierte sich der Theologe aus Frankfurt am Main bei den christlichen Friedensdiensten Pax Christi und dem Friedensbund in Nordirland. Zum Wehrdienst musste der heute 53-Jährige wegen des Theologiestudiums nicht. Doch selbst wenn, hätte er wohl verweigert, wie er gegenüber pro erklärt. Am Montag hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, Rink der Presse vorgestellt. Am Abend folgt die offizielle Einführung ins Amt mit einem Gottesdienst in Berlin. Rink beerbt Martin Dutzmann, der seit Oktober als Bevollmächtigter des EKD-Rates in der Hauptstadt agiert und seine Kirche damit gegenüber der Bundespolitik vertritt. Rink füllt das Amt des Militärbischofs hauptamtlich aus. Das ist neu. Dutzmann bekleidete es im Nebenamt.
Mehr Konflikte, mehr Arbeit
Aufgrund der zahlreichen aktuellen Konflikte weltweit und deutschen Waffenlieferungen in den Irak erscheint das logisch. Viele Konfliktfelder, viel Arbeit, lautet die schlichte Gleichung. „Erhöhte Anforderungen“ angesichts der Tätigkeit der Bundeswehr weltweit seien der Grund für den Ausbau des Amtes, erklärte Schneider am Montag. Einem Geistlichen wolle man nicht zumuten, zugleich für die Soldaten und für die Gemeinde vor Ort verantwortlich zu sein. Auch eine Nähe zum Staat wie bisher in der Verbindung des Bevollmächtigten mit dem Militärbischofsamt habe die EKD vermeiden wollen.
Dutzmann berichtete bei der Vorstellung seines Nachfolgers von der Nachfrage seelsorgerlicher Betreuung durch Soldaten in Afghanistan und nach ihrer Rückkehr. Er rechne damit, dass die Bundeswehr künftig häufiger in kleinen Einsätzen weltweit tätig sein werde. Laut Schneider soll Rink nun „für das Friedenszeugnis des Evangeliums einstehen“, auch wenn die Evangelische Kirche eingesteht, dass sie ein militärisches Eingreifen nicht grundsätzlich ablehnt. Dutzmann betonte, zu dieser Thematik gebe es unterschiedliche Auffassungen innerhalb des Protestantismus und dies werde auch so bleiben. Zuletzt hatten Kirche und Politik über Pazifismus-Äußerungen der Luther-Botschafterin Margot Käßmann diskutiert.
Offensiv über Krieg und Frieden sprechen
Rink hat in Interviews bisher betont, in erster Linie Seelsorger für die Seelsorger bei der Bundeswehr sein zu wollen. Auch am Montag erklärte er, die Begleitung der Pfarrer an den Einsatzorten stehe bei ihm an erster Stelle. Dennoch wolle er „offensiv im öffentlichen Diskurs tätig sein“. Rink outete sich als „Fan der Friedensdenkschrift“ der EKD aus dem Jahr 2007, in der sie einen „gerechten Frieden“ statt eines „gerechten Krieges“ fordert. Entsprechend äußerte sich Rink in den vergangenen Tagen zu ethischen Fragen, die das Militär betreffen. Waffenlieferungen an die Kurden sieht er mindestens kritisch. Die Politik müsse sich auf humanitäre Hilfe konzentrieren. Waffen gilt es nur im Notfall zum Einsatz kommen zu lassen. Und ein solcher Notfall ist für ihn gegeben, wenn ein Völkermord droht wie Mitte der 90er Jahre in Runda. Dies sei für ihn der Moment gewesen, in dem er sich weg vom Pazifisten, hin zu einer abwägenden Position in Sachen Militäreinsätze bewegt habe.
Nach und nach wird er, der mit dem Militär bisher wenig zu tun hatte, seine Schäfchen, ihre Nöte und Sorgen, nun kennenlernen. Dazu ist er etwa jüngst in den Kosovo gereist. Seit Juli ist Rink bereits zum Militärbischof berufen worden. Zuvor war er Probst in der Hessisch-Nassauischen Kirche und dort für 220 Gemeinden und 320 Pfarrer zuständig. Diese „breite Leitungserfahrung“ soll ihm nun im neuen Dienst helfen, sagte Schneider. (pro)
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