Vier Medaillen für Israel in Abu Dhabi – keine Nationalhymne

Triumph und Schikane zugleich: Ein israelischer Judoka gewinnt beim Grand Slam in den Vereinten Arabischen Emiraten Gold – doch die Nationalhymne des Landes wird nicht gespielt. Ein kleines Zugeständnis machte Abu Dhabi dann doch.
Von PRO
Der israelische Tal Flicker gewann Gold in Abu Dhabi (Archivbild)

ABU DHABI (inn) – Medaillenregen für Israelis und keine Nationalhymne: Bei dem Judo-Grand-Slam in Abu Dhabi haben israelische Athleten insgesamt vier Medaillen errungen. Tal Flicker gewann in der Klasse bis 66 Kilogramm am Freitag die Goldmedaille. Doch aus politischen Gründen wurde nicht die israelische Flagge, sondern die des Internationalen Judoverbands (IJF) gehisst. Auch spielten die Verantwortlichen nicht die israelische Nationalhymne Hatikva. Stattdessen lief bei der Siegerehrung die Hymne des IJF.

Während die Hymne des Sportverbands gespielt wurde, sang Flicker leise den Text der israelischen Nationalhymne. Aufnahmen dieses Moments verbreiteten sich tausendfach in den Sozialen Netzwerken.

Der Sportler sagte laut der Deutschen Presse-Agentur: „Ich habe mich entschieden, die Hatikva auf dem Podium zu singen, weil Israel mein Land ist und ich stolz bin, Israeli zu sein.“ Die Hymne des Verbandes sei „nur ein Hintergrundgeräusch“ gewesen. „Die ganze Welt weiß, dass wir aus Israel sind und wen wir repräsentieren.“

Weil die Organisatoren die israelische Nationalhymne nicht spielten, postete aus Protest etwa der Gründer von „WhatsApp“, Jan Koum, das Lied auf seiner Facebook-Seite. Die deutsche Olympiasiegerin und Trainerin der israelischen Frauenmannschaft äußerte laut Bild-Zeitung: „Po­li­tik hat im Sport nichts ver­lo­ren! Deshalb sollten sportliche Wettkämpfe in solchen Ländern nicht stattfinden, die einen anderen Staat nicht an­er­ken­nen.“

Neben Flicker gewannen die Israelis Tohar Butbul, Peter Paltchik und der Olympiadritte von Rio de Janeiro Or Sasson jeweils eine Bronzemedaille.

Repräsentanten des Judoverbandes der Vereinigten Arabischen Emirate hatten sich nach öffentlicher Empörung bei ihrem israelischen Kollegen für das Verhalten ihrer Athleten entschuldigt, wie der Judo-Weltverband bei Twitter mitteilte. Sportler der Vereinigten Arabischen Emirate hatten sich laut dem Post im Rahmen des Wettkampfs geweigert, israelischen Athleten die Hand zu geben.

Israels Judoverband teilt auf seiner Facebook-Seite mit, dass die israelische Delegation eine Zusage erhalten habe, dass man alles unternehmen werde, damit die Sportler künftig mit Landessymbolen antreten dürften.

Nach WM und EM ist der Grand Slam einer der wichtigsten Judo-Wettkämpfe des Jahres.

Von: Martina Blatt

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