„Das ZDF hat für die Übertragung der 150-Jahr-Feier der SPD selbstverständlich kein Geld an die Partei gezahlt“, teilte der Mainzer Sender am Samstag mit. Die dem ZDF entstandenen Kosten seien lediglich die Kosten für eine gewöhnliche TV-Übertragung, also beispielsweise für den Übertragungswagen. Das Zweite Deutsche Fernsehen reagiert damit auf Medienberichte, wonach der Sender einen Geldbetrag für die exklusiven Übertragungsrechte an die SPD gezahlt habe, wie dies beispielsweise bei Sportübertragungen üblich ist.
FDP-Generalsekretär Patrick Döring hatte in der Welt am Sonntag gefordert, das ZDF müsse seine Verträge mit der SPD offenlegen. „Das ZDF gefährdet seine politische Neutralität“, erklärte er. Das ZDF hatte die Jubiläumsfeier der Sozialdemokraten am vergangenen Donnerstag mit einer Sondersendung live übertragen. Aus der Linkspartei hieß es, dass die Veranstaltung ein „reines Werbefernsehen für die SPD“ gewesen sei.
Die Übertragung einer Parteiveranstaltung in einem Wahljahr durch einen öffentlich-rechtlichen Sender sei problematisch, kommentieren die Deutschen Wirtschafts-Nachrichten, die von Beginn an groß über die Unstimmigkeiten berichtet hatten. Die Journalisten des Internet-Portals sehen trotz der Erklärung des ZDF noch viele offene Fragen, beispielsweise, nach welchen Kriterien Veranstaltungen zur Übertragung ausgewählt würden. Da „Zwangs-Gebühren“ für die Übertragung einer Parteiveranstaltung genutzt worden seien, habe die SPD einen geldwerten Vorteil erhalten.
Von einer „dreisten Zweckentfremdung von TV-Zwangsgebührengeldern“ spricht auch der katholische Journalist Andreas Püttmann gegenüber pro. Es rieche nach „Kumpanei im parteipolitisch-medialen Komplex“, wenn das ZDF tatsächlich die Exklusivrechte an der Jubiläumsfeierlichkeit bekommen hätte.
Privatsender sehen sich vom ZDF ausgebootet
Der private Nachrichtensender n-tv sieht sich durch das Vorgehen von ZDF und SPD benachteiligt. Der Sender, der zur RTL-Gruppe gehört, habe die Jubiläumsfeier auch live übertragen wollen. Dies sei jedoch aufgrund der exklusiven Rechtevergabe an das ZDF nicht möglich gewesen, n-tv sei eine Übertragung mit einer Zeitverzögerung von 15 Minuten angeboten worden, teilte der Kölner Sender mit. Annette Kümmel, die Vorsitzende des Fachbereichs Fernsehen beim Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V., kritisierte: „Diese Zweiklassenbehandlung innerhalb des dualen Rundfunksystems ist nicht hinnehmbar.“
Der Darstellung von n-tv hat das ZDF wiederum widersprochen. Das ZDF habe die Poolrechte an der Jubiläumsfeier gehabt. Im Medienjargon bedeutet dies, dass das ZDF die Produktion vor Ort übernommen hat und die Bilder anderen interessierten Sendern zur Verfügung stellen sollte. Auch für politische Veranstaltungen ist dies ein gewöhnlicher Vorgang, um den Sendeanstalten die Arbeit zu erleichtern und zu verhindern, dass zu viele Kamerateams vor Ort um die besten Plätze buhlen. Wie der Branchendienst Meedia berichtet, sei es hierbei üblich, die Kosten nach einem festgelegten Schlüssel aufzuteilen. Weil n-tv sich aber nach Angaben des ZDF nicht an den Kosten beteiligen wollte, sei den Kölnern nur die zeitverzögerte Übertragung zugestanden worden. n-tv bestreitet diese Darstellung, eine finanzielle Forderung des ZDF sei nie beim Sender eingegangen. (pro)