Ein Viertel der Deutschen ist gegenüber Medien ausgesprochen kritisch eingestellt. Das zeigt eine aktuelle Studie der Marktforschungsagentur „rheingold salon“. 75 Prozent der Deutschen haben demnach grundsätzlich Vertrauen in die Medien und ihre Arbeit. Der Blick auf die Medien ist laut der Studie in Ostdeutschland durchweg kritischer als im Westen. 77 Prozent der Westdeutschen vertrauen den Medien. In Ostdeutschland tun das 69 Prozent. Die Einstellungen gegenüber den Medien spiegelten eine gesellschaftliche Spaltung wider.
Die Studie im Auftrag der Stiftervereinigung der Presse mit Unterstützung des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) zeigt auch, dass Menschen mit sehr kritischer Haltung gegenüber den Medien versuchen, diese immer wieder zu bestätigen. Für die repräsentative Untersuchung unter dem Titel „Medien zwischen Achtung & Ächtung – Eine Untersuchung zur Kluft zwischen Medienakzeptanz und Medienaversion in Ost- und Westdeutschland“ wurden 1.000 Personen in Ost- und 1.000 in Westdeutschland mit tiefenpsychologischen Interviews befragt.
Kritiker fühlen sich von der Politik vernachlässigt
Von den gegenüber den Medien kritisch eingestellten Personen nehmen laut der Studie nur neun Prozent Medien als vertrauensvolle Instanz wahr. Ebenso wenige aus dieser Gruppe finden, dass Medien eine sehr gute Arbeit leisten. Ein Drittel der dieser Kritiker sei dennoch froh, dass es Zeitungen und Nachrichten gebe. Bei den Medienakzeptierenden sind das 64 Prozent.
Die Studie legt nach Angaben einer Pressemitteilung nahe, dass Misstrauen und Ablehnung gegenüber Medien meist kein isoliertes Phänomen sind, sondern einhergehen mit einer allgemeinen Systemkritik. 68 Prozent der Medienkritiker fühlen sich von der Politik vernachlässigt. Ihre skeptische Haltung werde flankiert von großen persönlichen Enttäuschungen, Zukunftssorgen oder dem Drang, gegen die bestehenden Verhältnisse aufzubegehren. Mit ihren Anliegen fühlen sich die Kritiker in den vorhandenen Medienangeboten nicht mehr „zuhause“ und werden von ihnen auch kaum mehr erreicht.
Die Studie zeigt, dass ein knappes Drittel der Medienkritiker (32 Prozent) bekennende AFD-Wähler sind. Unter den Medienakzeptierenden sind das neun Prozent. Zu den typischen Narrativen der Kritiker zählen die Themen „Corona“, „Klima“, „Einwanderung & Geflüchtete“, „Ukraine & Russland“, aber auch „Inflation“, „Bildung“ und die „EU“.
Komplexität und Angebotsflut überfordern
Manche Menschen fühlten sich von der steigenden Komplexität und Angebotsflut der Medien überfordert. Der fortwährende Medienkonsum versetzt sie – auch durch die mediale Dramatisierung im Kampf um Aufmerksamkeit – in einen Zustand der Hypersensibilität und Dauererregung.
Auf diese Überdosis reagierten sie mit dem Rückzug von etablierten Nachrichtenangeboten. Neben Rückzug und Vermeidung komme es aber auch zur „Medien-Aggression“ und „Medien-Bashing“. Gründe dafür seien unter anderem persönliche Enttäuschungen und Verlustangst. Viele Medienkritiker empfänden Verbitterung aufgrund unerfüllter Lebensträume und sehen die Medien als Unterstützer eines gesellschaftlichen Kurses, der „das Land vor die Wand fährt“ (Zustimmung Medienkritiker: 78 Prozent) und der ihre Anstrengungen behindert. Gesucht werden Führung und Medien, „die sagen, wo es lang geht“. Zugleich werde von den Kritikern Unlust darüber geäußert, nur „eine Meinung“ in den Medien zu hören.