Das Vertrauen der Deutschen in die Zuverlässigkeit der Medien ist im vergangenen Jahr erneut leicht gesunken. Die Autoren einer Mainzer Langzeitstudie kommen in einer neuen, am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung zu dem Ergebnis, dass sich die Werte wieder an den Stand von vor der Corona-Pandemie angenähert hätten.
Demnach stimmen noch 44 Prozent der Befragten der Aussage zu, man könne „den Medien“ bei wesentlichen Themen der Gegenwart voll und ganz oder überwiegend vertrauen. Dies entsprach einem Rückgang um fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Ein Viertel der Bundesbürger hat demnach grundsätzliche Zweifel an der Arbeit der Medien, weitere 31 Prozent erklärten, sie würden den Medien teilweise Vertrauen schenken.
Vergleichsweise am besten schnitt wie in vergangenen Jahren der öffentlich-rechtliche Rundfunk ab. Ihm vertrauen 64 Prozent uneingeschränkt oder überwiegend, es folgen lokale Tageszeitungen mit 59 Prozent und überregionale Zeitungen mit 52 Prozent. Der Boulevardpresse vertrauen hingegen nur
noch drei Prozent – so wenig wie noch nie.
„Medienzynismus“ nimmt zu
Das Vertrauen in die Berichterstattung der Medien variiert weiter je nach Thema. Den erhobenen Angaben zufolge halten etwa unterdurchschnittlich viele Menschen (31 Prozent) die Berichte zum
Thema Flucht und Zuwanderung für uneingeschränkt oder überwiegend vertrauenswürdig. Auch die Zweifel an der Arbeit der Medien zum Thema Klimawandel haben in den zurückliegenden drei Jahren spürbar zugenommen.
Eine von den Verfassern der Studie als „Medienzynismus“ bezeichnete Haltung findet derweil wieder etwas mehr Zuspruch. So teilten 17 Prozent der Befragten die Ansicht, die Bevölkerung werde von den Medien „systematisch belogen“, 27 Prozent halten die Medien lediglich für ein „Sprachrohr der Mächtigen“.
In der Langzeitstudie erheben Wissenschaftler vom Institut für Publizistik der Universität Mainz und des Instituts für Sozialwissenschaften der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf seit 2015 die Einstellung der Deutschen zum Mediensystem. Die Daten beruhen auf einer repräsentativen Telefonbefragung von 1.200 Bürgerinnen und Bürgern über 18 Jahre. In der Hochphase der Corona-Krise hatten die Verfasser 2020 einen deutlichen Anstieg beim allgemeinen Vertrauen in die Medien gemessen.