Auftakt zum Beginn des Reformationsjahres 2017: Die einwöchige Pilgerreise, die am Samstag zu Ende ging, bewerteten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, als einen „bedeutsamen Schritt zur Versöhnung der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland“.
Zum Abschluss ihrer Reise ins Heilige Land veröffentlichten EKD und Deutsche Bischofskonferenz eine gemeinsame „Christusbotschaft“, die die Bedeutung der Pilgerreise für das Reformationsjubiläum unterstreicht. „Auf dem Weg zu unseren gemeinsamen Wurzeln haben wir erlebt, wie unsere ökumenische Verbundenheit an Tiefe und Stärke gewonnen hat“, sagte Kardinal Marx bei einem Pressegespräch in Jerusalem am Freitag. „In der Begegnung mit den Heiligen Stätten haben wir gespürt, wie tief wir als Jüngerinnen und Jünger Jesu in seiner Nachfolge miteinander vereint sind“, heißt es in dem gemeinsamen Papier.
Erinnert worden seien sie aber auch daran, dass katholische und evangelische Christen einander in den vergangenen 500 Jahren viel angetan hätten. „Gemeinsam bitten wir Gott um Heilung dieser schmerzlichen Erinnerungen“, ergänzte Kardinal Marx.
Schmerzliche Konflikte
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm bezeichnete die Reise als eine „unvergessliche Erfahrung“, durch die die evangelischen und katholischen Teilnehmer die jeweils andere Tradition noch besser verstanden hätten: „Wir haben gelernt, mit den Augen des anderen zu sehen. Das ist eine ganz starke Grundlage für den ökumenischen Geist des Reformationsjubiläums“, sagte der bayerische Landesbischof. „Bei der Feier von Eucharistie und Abendmahl haben wir aber auch gespürt, dass die versöhnte Verschiedenheit ein anspruchsvolles Ziel ist. Es ist ein Schmerz, wenn die tiefgefühlte Gemeinschaft nicht auch am Tisch des Herrn ihren Ausdruck finden kann.“
Als schmerzlich haben die Teilnehmer der Pilgerreise durch das Heilige Land auch den ungelösten Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern empfunden. Marx betonte während der Reise: „Wir kommen von außen und wollen nicht belehren. Aber dass wir, nach 500 Jahren des Misstrauens, einander aufmerksam zuhören, kann vielleicht ein Appell an die Welt sein.“
Die Präses der Synode der EKD, Irmgard Schwaetzer, bezeichnete die Reise als „ein zutiefst emotionales Erlebnis“. „Wir haben gespürt, wie das Vertrauen zwischen uns gewachsen ist. Die Erfahrungen dieser Reise bilden eine gute Grundlage, auf diesem Weg weiterzugehen. Uns wurde bewusst, wie viel uns verbindet. Es gab auch Trennendes, doch das Verbindende gab uns Mut, dieses gemeinsam anzunehmen.“
Die Delegation machte deutlich: „Wir haben den Pilgerweg ins Heilige Land auch eingeschlagen, um uns zur Umkehr rufen zu lassen.“ Es sei Auftrag der Kirchen, „gemeinsam einzutreten gegen jegliche Form von Antisemitismus und Rassismus, die unsere Beziehungen vergiften und den Frieden gefährden“.
Gebet für Syrien
Nahe gegangen sei den Delegationen auch, dass nur wenige Kilometer vom See Genezareth entfernt in Syrien und auch im Irak Menschen leiden und sterben, berichteten Bedford-Strohm und Marx: „Für sie haben wir in unseren Gottesdiensten gebetet, denken auch weiterhin mit großer Sorge an sie und bleiben ihnen solidarisch verbunden.“
Auf dem Pilgerweg durchs Heilige Land hatte die gemeinsame Delegation von jeweils neun Vertretern der beiden Kirchen biblische Stätten am See Genezareth, auf dem Weg nach und in Jerusalem besucht. Außerdem führten sie Gespräche mit Kirchenmännern und Politikern, sowie religiösen Leitern aus Judentum und Islam. Unter anderem wurden sie von Israels Staatspräsident Reuven Rivlin und dem Botschafter der Palästinenser beim Heiligen Stuhl, Issa Kassassieh, empfangen. Ebenso besuchte die Delegation die Holocaust -Gedenkstätte Yad Vashem. (pro)Nach Skandal: World Vision entlässt 120 Mitarbeiter im Gazastreifen (pro)
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