Die Bilder werden sich ins Gedächtnis vieler Amerikaner einbrennen. Nach dem Attentatsversuch hält der frühere US-Präsident Donald Trump seine Faust nach oben. Das Ohr und die Wange sind blutverschmiert. Nur wenige Augenblicke zuvor streifte ihn der Schuss eines 20-jährigen Amerikaners am Ohr. Sicherheitsleute erschossen den Täter.
Im medialen Trubel nach dem Attentat erklärte US-Präsident Joe Biden öffentlich, dass er für seinen Konkurrenten beten wolle. Das hat der amerikanische Theologe William Schweiker nun in einem Interview mit der „Zeit“ kritisiert. Der Lehrstuhlinhaber für christliche Ethik der Universität Chicago erklärte, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn Biden alle aufgefordert hätte, sich für Frieden und Einheit einzusetzen, „statt eine höhere Macht anzurufen“.
Schweiker betont weiter, dass er von der Trennung von Kirche und Staat überzeugt sei. Nur diese schütze Religion vor Missbrauch. „Wenn Präsidenten zum Gebet aufrufen, egal ob Biden oder Trump, habe ich als Christ kein gutes Gefühl.“ Er wüsste auch nicht, „wann Gott jemals solche Gebete erhört hätte“.
Für ihn seien das nur hohle Worte. Deswegen habe er selbst auch nicht für Trump gebetet, weil er grundsätzlich „eher nicht so gern“ für Nationen oder Machthaber betet. Auf die Frage, ob das knappe Überleben Trumps ein Werk Gottes ein, antwortete Schweiker: „Kann sein. Ich weiß das nicht.“
Kritik an Trump
Schweiker kritisiert in dem Interview auch Trump dafür, dass er den christlichen Glauben missbrauche. Auch wenn er nicht der einzige Politiker sei, der den Glauben ausnutze. Obwohl Trump nicht bekannt für seine Frömmigkeit oder ein bibelfester Kirchgänger sei, berufe er sich regelmäßig auf den Glauben – allerdings nur, wenn es ihm passe. In Wahrheit sei er allerdings „areligiös.“ Und weiter: „Wenn jemand sich als Christ bezeichnet, dann muss es auf der persönlichen Ebene irgendeine Übereinstimmung zwischen seinem Glauben und seinem Tun geben (…) Aber ich erkenne bei Trump einfach keinerlei Demut. Das ist unchristlich.“