US-Baptisten stimmen für härtere Maßnahmen gegen Missbrauch

Mit einer Datenbank wollen die Mitglieder der Southern Baptist Convention sexuellem Missbrauch in den eigenen Reihen Einhalt gebieten. Eine große Mehrheit der Baptisten stimmte für die neue Maßnahme.
Von Swanhild Brenneke
Missbrauch

Die Southern Baptist Convention (SBC) in den USA hat sich dafür ausgesprochen, schärfere Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch einzuleiten. Am Dienstag trafen sich etwa 8.000 Delegierten in Anaheim in Californien bei der Jahresversammlung der Baptisten. Bei dem Treffen stimmte eine groß Mehrheit dafür, eine Datenbank einzurichten, in der die Namen von Pastoren und Kirchenmitarbeitern festgehalten werden, die glaubhaft des sexuellen Missbrauchs beschuldigt sind.

Hintergrund sind Missbrauchsvorwürfe gegen mehr als 600 Pastoren in dem Südlichen Baptistenverband, die im Mai von der Beraterfirma Guidepost Solutions veröffentlicht wurden. Der Untersuchungsbericht stellte fest, dass Missbrauchsopfer in der SBC viele Jahre lang ignoriert und eingeschüchtert wurden.

Bei der Pressekonferenz nach der Delegiertenversammlung erklärte die Anwältin Rachael Denhollander, die Zustimmung zu schärferen Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch innerhalb der Kirche sei das Ergebnis „unermüdlichen Einsatzes“ der Opfer, die „niemals aufgegeben“ hätten. Das berichtet Christianity Today.

Pastor Bruce Frank, Vorsitzender der Arbeitsgruppe zu den Missbrauchsvorwürfen, sagte, man habe nun etwas Bahnbrechendes erreicht. Die Kirche haben sich zwischen Demut und Arroganz entschieden und für das, was in Gottes Augen richtig sei.

Die Delegierten wählten außerdem einen neuen Präsidenten für ihre Kirche: Bart Barber, Pastor der First Baptist-Kirche in Farmersville in Texas. Er gewann gegen  Pastor Tom Ascol von der Grace Baptist-Kirche in Cape Coral in Florida. Ascol hatte zuvor die Beraterfirma Guidepost Solutions attackiert, die die Missbrauchsvorwürfe untersucht hatte. Der Pastor hatte kritisiert, dass die Firma anlässlich des „Pride Month“ eine Regenbogenfahne auf ihrer Webseite gepostet und die LGBTQ+-Community unterstützt habe.

Die SBC ist die größte protestantische Kirche in den USA.

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3 Antworten

  1. Also ich verstehe die Intention und wahrscheinlich ist das Vorgehen auch richtig, um potentielle Opfer von sexuellen Missbrauch zu schützen.

    Ich habe aber Problem mit dem Ausdruck „glaubhaft … beschuldigt“

    Sexueller Missbrauch ist eine Straftat und ein Beschuldigter wird verurteilt oder freigesprochen und so lange er nicht verurteilt ist, hat er als unschuldig zu gelten.

    Oder ist damit gemeint, dass während einer Ermittlung und eines Verfahrens der Beschuldigte alle Tätigkeiten, in deren Rahmen es zu Missbrauch gekommen sein soll, niederlegt?
    Das würde ich wiederum für vernünftig halten.

    Ein bisschen mehr Klarheit wäre hier schön.

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  2. Was sich hier als ein großer Schritt nach vorne in Richtung Opferschutz anhört, muss die Betroffenen sprachlos zurücklassen. Eine Datenbank soll in Zukunft Missbrauch verhindern? Einer der Initiatoren hinter der Aufklärung, der Journalist Russell Moore, stellte bereits vor Wochen in „Christianity Today“ fest, dass solche Aufzeichnungen bereits seit vielen Jahren bestanden. Sie wurden nur nicht genutzt. Stattdessen wurden Hauptamtliche einfach innerhalb der Kirche versetzt. Die wenigsten wurden dabei strafrechtlich verfolgt – jedenfalls nicht auf Initiative der Kirchenleitung.
    So lässt es das Abschluss-Statement der SBC auch diesmal offen, was für sie „schärfere Maßnahmen“ sind. Eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft? Oder der erhobene Zeigefinger des neuen Präsidenten: „Na, na, so etwas macht man doch nicht …“?
    In der Tat befanden sich die Delegierten der SBC hier „in einem Kairos-Moment“, wie es der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, Bruce Frank, darstellte. Sie hatten „die Wahl zwischen Hochmut und Demut“. Leider haben sich die konservativen Südbaptisten dafür entschieden, das meiste beim Alten zu lassen und jeweils selbst zu entscheiden, was eine angemessene Reaktion auf Missbrauch ist. Demut sieht anders aus. Opferschutz auch.

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    1. Danke für den guten Kommentar Hauke. Ich stimme Ihnen zu. Die Aussage von Pastor Frank, man tue das was „in Gottes Augen“ richtig ist, würde hier zu Lande bedeuten, die Liste wird der Staatsanwaltschaft übergeben. Aber dazu sind die Baptisten in den USA wohl überfordert.

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