Vom 20. bis 23. Juni fand in der Münchner Olympiahalle die „UNUM24“-Konferenz statt. Vor Beginn sorgte sie für Kontroversen. Johannes Hartl, Bill Johnson und Cash Luna waren unter den Eröffnungsrednern. Die letzten beiden Konferenztage standen unter dem Motto „Einheit in der Vielfalt“.
Mitinitiator Fadi Krikor sprach über eine Erweckungswelle unter arabischen Christen. Auch in Deutschland sehe er eine neue Generation junger Christen. Das Herz Gottes sei es letztlich, „alle Stämme zu vereinen“, denn wir seien alle „aus dem Stamm des Löwen von Juda“. Die Konferenz werde von Betenden unterschiedlicher Konfessionen auf der ganzen Welt getragen.
Die gleiche DNA
Ein Vertreter der Erweckungswelle in der arabischen Welt, Pastor Sameh Maurice aus Ägypten, berichtete von Heilungs- und Auferweckungswundern. Er betonte die Bedeutung der Einheit im geistlichen Kampf und die gemeinsame spirituelle DNA der Christen. Weil Liebe die gemeinsame Sprache der Christen sei, sollten sie aufhören, sich gegenseitig wegen theologischer Differenzen zu verurteilen.
Henok Worku aus Frankfurt betonte, dass Christen sich durch ihre Hingabe für Jesus auszeichnen sollten – und nicht durch ihre theologischen Überzeugungen. Er ermutigte dazu, Jesus ganz „das Steuer unseres Lebens zu überlassen“.
Bezüglich der Kritik im Vorfeld der Konferenz sagte er: „Wir sind nicht gefährlich, aber auch nicht harmlos, denn derselbe Geist, der Jesus von den Toten auferweckt hat, lebt auch in uns!” Worku fügte hinzu: „Und wir sind auch ganz sicher nicht rechtsradikal.“ Die Kirche könne und müsse ein Vorbild darin sein, wie Einheit in einer bunten Gesellschaft funktionieren könne.
Mitinitiator Gerhard Kehl ermutigte dazu, mutig in die Zukunft zu blicken und an Gottes Verheißungen festzuhalten. Er betonte, dass Gott noch mehr vorbereitet hat und ermutigte dazu, neue Wege zu gehen, um Geschichte zu schreiben.
Der Abschlusstag am Sonntag zeigte eine weitere Facette der christlichen Gemeinschaft, denn er gehörte zu großen Teilen den Vertretern der beiden großen Kirchen in Deutschland. Nachdem der katholische Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, eine bewegende Heilige Messe gehalten hatte, gehörte das Rednerpult dem evangelischen sächsischen Landesbischof, Tobias Bilz. Seiner Meinung nach ließen sich die Menschen heutzutage immer stärker gegeneinander aufbringen. Auch unter Christen gebe es immer wieder Streit darüber, was richtig und falsch sei, wer das Sagen habe und wie Gott sei. Doch die Kirche könne dem etwas entgegensetzen, indem sie gemeinsam in Einheit vorangehe. Das bedeute nicht, als Christen immer einstimmig einer Meinung zu sein. Jeder dürfe einzigartig in seiner Gottesbeziehung und seiner Art zu glauben sein.
Zeichen der Versöhnung
„Liebe die Wege Gottes in deinem Leben und akzeptiere seine Wege im Leben anderer, auch wenn sie unterschiedlich zu deinen sind“, fordert Bilz auf. Auch verschiedene oder gegensätzliche theologische Ansichten gelte es auszuhalten, da jeder nur eine kleine Einsicht in das große Gesamtbild habe. Bilz dankte den einzelnen christlichen Konfessionen und Strömungen. So würden etwa Pfingstler die Landeskirchen davor bewahren, „den Schein der Weisheit zu haben, aber die Kraft (des Heiligen Geistes) zu verleugnen“. Letztlich seien alle sündige Menschen, die Jesus brauchen.
Die Konferenz endete mit einem Zeichen der Versöhnung und Segnung zwischen Vertretern der evangelischen und katholischen Landeskirche sowie freikirchlichen Bewegungen.
Vor allem in den Lobpreis- und Gebetszeiten wurde die große Vielfalt der christlichen Welt deutlich: Von einem syrischen Pastor, der auf Deutsch und Arabisch ein Kyrie Eleison sang, einem messianischen Juden aus Israel, der leidenschaftlich für Deutschland betete, über deutsche und amerikanische Lobpreisbands, einen afrikanischen Kinderchor aus Uganda bis hin zu den deutschen Rappern O’Bros, die in ihrem Song „Psalmen aus Plastik“ sangen: „Bruder, wir sind eins und ich sterbe für dich. Wir sind hier and‘rer Meinung, doch trennt uns das nicht.“ Schade war, dass sich unter den Hauptrednern mit Ausnahme der katholischen Schwester M. Vernita Weiß, die am Sonntag einen kleinen Impuls geben durfte, keine weitere Frau befand.
Zukunft von „UNUM“ ist ungewiss
Je nach eigener Prägung könnte man insgesamt einen zu starken Fokus auf charismatisch-pfingstlerische Elementen feststellen. Gelegentlich fehlten beim Lobpreis die leisen, unaufgeregten Töne, die Raum für Besinnung ließen und auch die ruhigeren Charaktere abholen. Und bei der Fürbitte bekamen manchmal scheinbar die leidenschaftlichsten und lautesten Beter die meiste Zustimmung durch Applaus.
Dennoch macht die Konferenz Hoffnung: Die Mehrheit der Teilnehmer war jünger als 35 Jahre, ebenso der Großteil der über 500 ehrenamtlichen Mitarbeiter. Da wächst scheinbar eine neue Generation von Christen heran, mit einem leidenschaftlichen Herz für Jesus und die Einheit seines Leibes. Wo genau die Grenzen dieser angestrebten Einheit sind, welche Gruppierungen dann doch nicht auf eine solche Konferenz eingeladen werden – diese Fragen ließen die Veranstalter offen.
Zum Abschlusstag standen Leiter der evangelischen und katholischen Landeskirche sowie der großen freikirchlichen Bewegungen gemeinsam auf der Bühne, baten einander um Vergebung für die eigene Abgrenzung und Überheblichkeit und segneten einander. Ein starkes Zeichen, dass es nun auch nach der Konferenz mit Leben zu füllen gilt. Ob es eine Fortsetzung der „UNUM“-Konferenz geben wird, ist noch unklar. „Manche hoffen, es ist die erste und letzte UNUM“, spielt Fadi Krikor auf die Kritiker der Konferenz an. Doch er ist sich sicher: „Von dieser Konferenz wird viel Segen ausgehen für Deutschland, Europa und die ganze Welt.“
Von: Lisa-Maria Mehrkens