Das mobile Internet stellt den Jugendmedienschutz vor neue Herausforderungen, darüber waren sich die Experten einig, die am Dienstag an einer Diskussion zum Thema „(Präventiver) Jugendmedienschutz im mobilen Internet“ teilnahmen. Zu dem Panel hatte die EU-Medienkompetenz-Initiative „klicksafe“ im Rahmen des 19. medienforum.nrw eingeladen, das von Montag bis Mittwoch in Köln tagt. Es beteiligten sich Vertreter aus Politik, Aufsicht, Industrie und Pädagogik.
Das Handy ist aus dem Alltag der Heranwachsenden nicht mehr wegzudenken: 92 Prozent der 12- bis 19-Jährigen haben ein eigenes Mobiltelefon, teilte „klicksafe“ am Dienstag mit. Am häufigsten nutzen sie es, um sich über SMS auszutauschen und zu telefonieren. Moderne Handys können jedoch viel mehr. Auch der Zugang zum Internet ist problemlos möglich.
Die Missbrauchzahlen seien alarmierend: Der aktuellen JIM-Studie („Jugend, Information, MultiMedia“) zufolge haben bereits 34 Prozent der Jugendlichen Gewaltbilder und -videos auf dem Handy gesehen. 17 Prozent der Schüler (bei Hauptschülern 27 Prozent) gaben an, bereits Zeuge von Prügeleien geworden zu sein, die mit dem Handy aufgezeichnet wurden („Happy Slapping“) und auch über die Mobiltelefone und das Internet unter Gleichaltrigen verbreitet wurden. Bislang nutzen Jugendliche das Internet nur selten über das Handy, weil die Angebote schlicht zu teuer waren. Doch schon bringen erste Mobiltelefonanbieter Internet-Flatrates auf den Markt.
Mehr Jugendmedienschutz beim mobilen Internet über Handys werde es nur geben, wenn alle an einem Strang ziehen, erklärten Mechthild Appelhoff (Initiative „klicksafe“, Landesanstalt für Medien NRW), Thomas Jarzombek (Mitglied der CDU-Fraktion im Landtag Nordrhein-Westfalen), Friedemann Schindler (Jugendschutz.net) und Valentina Daiber (Vertreterin der Mobilfunkanbieter in der FSM / Leiterin Corporate Responsibility O2).
Politiker sehen Mobilfunkbetreiber in der Pflicht
Thomas Jarzombek, CDU-Abgeordneter im nordrhein-westfälischen Landtag, sieht Mobilfunkbetreiber und Gerätehersteller in der Verantwortung. Gemeinsam mit den Netzbetreibern müsse die Industrie Technologien entwickeln, um Handys auf das Alter der Nutzer konfigurieren zu können. „Viele Eltern sind bei der Kontrolle des Medienverhaltens ihrer Kinder schlicht überfordert“, erklärte Friedemann Schindler von jugendschutz.net. „Sie brauchen einfach zu handhabende Schutzprogramme und die Möglichkeit, die Handys ihrer Kinder sicher zu konfigurieren.“ Große Hoffnung setze er auf die von der Bundesregierung angeregte Initiative „Ein Netz für Kinder“, die einen geschützten Surfraum für Kinder schaffen will.
Als Vertreterin der Mobilfunkbetreiber blickte Valentina Daiber optimistisch in die Zukunft: „Unsere Branche hat die Thematik aufgegriffen und ist gewillt, einen Beitrag zu einem sicheren, mobilen Internet für Kinder und Jugendliche zu leisten. Einen Verhaltenskodex haben die großen Mobilfunkanbieter bereits 2005 verabschiedet.“
Die Initiative „klicksafe“ (www.klicksafe.de) ist ein Projekt im Rahmen des „Safer Internet Programme“ der Europäischen Union. Es wird von einem von der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz koordinierten Konsortium getragen. Diesem gehören neben der LMK (www.lmk-online.de) die Landesanstalt für Medien NRW (www.lfm-nrw.de) sowie die ecmc, das Europäische Zentrum für Medienkompetenz GmbH (www.ecmc.de), an.
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